Krone-Chef verärgert über Großveranstaltungen
Gastronom aus Waldburg äußert Unmut zu Straßensperrungen
WALDBURG - Jürgen Keppeler ist sauer. Weil die Gemeindeverwaltung wegen des Burglaufs zum wiederholten Mal die Zufahrt zu seinem Waldburger Hotel und Restaurant absperren lässt, müssen seine Gäste auf Parkplätze am Ortsrand ausweichen. Das verärgere seine Kunden und entziehe ihm die Geschäftsgrundlage, sagt der Krone-Chef. Die Protestaktion, die er ankündigt, wird vor allem Vereine treffen.
Die Krone liegt an der Waldburger Hauptstraße und damit direkt an der Laufstrecke des Burglaufs, der am 14. Juli zum zweiten Mal in der Gemeinde stattfindet. An diesem Tag wird die Hauptstraße zwischen Metzgerei und Krone von 14.30 bis 18 Uhr für Autos gesperrt – mit einer kurzen Unterbrechung, um Fahrzeugen das Ein- und Ausfahren zu ermöglichen, wie Bürgermeister Michael Röger betont.
Doch das reicht aus Keppelers Sicht nicht aus. „An diesem Tag finden bei uns zwei Familienfeiern mit insgesamt mehr als 80 Personen statt. Die Gäste, die ihren 80. und 85. Geburtstag feiern, kommen gerade wegen unseres großen Parkplatzes und der guten Erreichbarkeit der Krone zu uns“, sagt er. Ebenso sei das Hotel ausgebucht, hier erwarte er rund 60 Gäste, die während des Tages an- und abfahren wollen.
Grund für Gasthaussterben
Die Gemeindeverwaltung habe dem Gastwirt angeboten, auf Ausweichparkplätzen am Friedhof und auf dem Kiesplatz an der Kreuzung Richtung Vogt Parkplätze für KroneGäste zu reservieren, sagt Bürgermeister Michael Röger. Jürgen Keppeler möchte es seinen Kunden jedoch nicht zumuten, „irgendwo in Waldburg zu parken“. Das Problem bestehe nicht nur beim Burglauf, auch in der Fasnet führt die Umzugsstrecke an dem Hotel und Gasthaus vorbei. Zu diesen Anlässen wird die Straße jeweils für Autos gesperrt, und auch die Zufahrt zur Krone ist dann nicht möglich.
„Wir sind ständig Veranstaltungen ausgesetzt, und es wird immer mehr“, sagt Jürgen Keppeler. Auch bei Publikumsmagneten wie Töpfermarkt oder Mittelaltermarkt, die sein Haus nicht unmittelbar betreffen, blieben seine Stammgäste weg, „weil sie fürchten, keinen Parkplatz zu finden“. Er sieht darin einen der Gründe für das Gasthäusersterben – auch Kollegen aus der Branche würden das bestätigen, so Keppeler.
Um 22 Uhr ist Schluss
Weil er seinem Ärger Luft machen will, kündigt Keppeler eine Protestaktion „gegen dieses Verhalten der Gemeindeverwaltung“an: Die Krone werde nicht mehr für Veranstaltungen aus der Gemeinde Waldburg heraus zur Verfügung stehen“, schreibt er in einer E-Mail, die unter anderem an Bürgermeister Röger, Vereinsvertreter und IHK ging. „Wir werden bis auf Weiteres nicht mehr Versammlungsort für den ASV und seine Abteilungen, die Realgemeinde, den Lesekreis, den Blumen- und Gartenverein und alle anderen, die regelmäßig oder unregelmäßig zu uns kommen, sein“, heißt es in der EMail. Und weiter: „In Zukunft werden wir unser Lokal konsequent um 22 Uhr schließen. Eine Einkehr des Gemeinderates, der Turnerfrauen, der Musikanten, der Elternvertretungen von Schule und Kindergärten wird in Zukunft nicht mehr möglich sein.“
Er bedaure diese Maßnahme sehr, denn obwohl er sich mit seinen Problemen an die Gemeindeverwaltung gewandt habe, seien seine Argumente dort offensichtlich nicht angekommen, so Keppeler. Nun sehe er nur noch diese Möglichkeit, um auf „die Bedingungen, die uns aufgezwungen werden“, zu reagieren.
Bei den Vereinen hält sich das Verständnis für die Protestaktion in Grenzen: „Ich verstehe ihn schon, aber dass jetzt die Vereine darunter leiden müssen, ist eigentlich nicht richtig“, sagt Madlen Bausch, Vorsitzende des Musikvereins. Und solch größere Veranstaltungen fänden in Waldburg ja nicht jede Woche statt, fügt sie hinzu. Auch Marianne Späth, Vorsitzende des Sportvereins und bei den Turnerfrauen aktiv, findet es „blöd, wenn die Vereine ausgeschlossen werden, denn das Problem besteht ja eher zwischen Herrn Keppeler und dem Rathaus“. Sie könne beide Seiten verstehen und hoffe, dass die Sache wieder ins Lot komme. „Das ist halt immer ein Geben und Nehmen.“So argumentiert auch der Bürgermeister: „Wir sind erfreut, dass wir ein so gutes Gasthaus mit Hotellerie im Ort haben, aber gleichzeitig gibt es eben auch andere Initiativen, die auch wichtig sind und die stattfinden sollen“, sagt Michael Röger auf SZ-Anfrage. Veranstaltungen wie der Burglauf würden das Gemeinschaftsgefühl stärken und Waldburg als aktive Gemeinde zeigen. Die Gemeindeverwaltung habe die Aufgabe, alle Interessen zu berücksichtigen. Im Vergleich zu anderen Orten hielten sich die größeren Veranstaltungen in Waldburg in Grenzen, so Röger. Natürlich sehe er auch, dass diese für Jürgen Keppeler Einschränkungen bedeuten.
Um die Verwerfungen aufzufangen, habe die Gemeindeverwaltung mit dem Gastronom einen jährlichen Austausch vereinbart. Damit es – so hofft der Bürgermeister – künftig mehr gegenseitiges Verständnis gebe als bisher.