Landwirtschaftliches Zentrum soll Roboterstall bekommen
Brand auf dem Gelände des LAZBW in Aulendorf verursacht mehr als sechs Millionen Euro Schaden
AULENDORF - Bald drei Monate ist es her, dass ein Großfeuer auf dem Gelände des Landwirtschaftlichen Zentrums in Aulendorf (LAZBW) gewütet hat und ein kompletter Gebäudekomplex im Bereich der Rinderhaltung niederbrannte. Während erste Schätzungen einen Sachschaden von rund drei Millionen Euro veranschlagten, geht das Land mittlerweile von mehr als 6,2 Millionen Euro aus. Das geht aus den Antworten des Landesministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz auf eine sogenannte Kleine Anfrage der Grünen-Landtagsabgeordneten Petra Krebs hervor.
Noch sticht die Brandruine im Hof des Bildungs- und Forschungszentrums heraus, während rundherum der landwirtschaftliche Betrieb weiterläuft. „Wenn man jeden Morgen auf diesen Haufen schaut, das ist nicht sehr aufbauend“, sagt LAZBWDirektor Franz Schweizer und hofft, dass ab Anfang bis Mitte Juli mit dem Abbruch des Gebäuderestes begonnen und die Fläche für einen Neubau geräumt wird. Beschäftigt sind er und seine Mitarbeiter ohnehin noch täglich mit den Auswirkungen des Brandes; sei es, weil noch immer Material und Geräte nachbestellt werden müssen, die verbrannten, sei es, weil der Arbeitsalltag im Improvisationsmodus läuft.
Derzeit keine Fütterungsversuche
Deutlich wird das etwa beim Blick auf das verbrannte Milchzentrum. Nicht nur, dass der Melkstand zerstört wurde – Schweizer geht davon aus, dass das Zentrum den derzeitigen Notfall-Melkstand Ende August gegen ein behelfsmäßiges automatisches Melksystem tauschen kann. Auch können derzeit keine Fütterungsversuche für Kühe gemacht werden, da die Milchmengenmesseinrichtung fehlt und auch keine entsprechende Ausbildung in diesem Bereich angeboten werden kann. Ende September, so hofft Schweizer, wird das Zentrum wieder einen Lehrmelkstand haben und „Vollgas“im Bereich „Überbetriebliche Ausbildung in der Rinderhaltung“geben. „Das sind wir unseren Berufsschülern schuldig.“
Darüber, was das Feuer zerstört hat und wie es für den Ausbildungsund Forschungsstandort des Landes weitergeht, hat sich Petra Krebs ausführlich informiert. Auf sechs Seiten beantwortet das Ministerium ihr Fragen zu entstandenen Schäden, Einschränkungen des Betriebs, Übergangslösungen und der Unterstützung des Landes. „Mir war wichtig, zu erfahren, wie es weitergeht. Das Landwirtschaftliche Zentrum ist das einzige Institut in Baden-Württemberg, das diese überbetriebliche Ausbildung anbietet - jeder Schüler in der Landwirtschaft läuft hier durch“, begründet sie die Kleine Anfrage gegenüber der „Schwäbischen Zeitung“.
Ministerium sagt Geld zu
Bei dem Feuer, das laut Brandermittlern wohl auf einen mechanischen Defekt in einer Belüftungsanlage zurückzuführen ist, waren am Abend des 8. April unter anderem das Raufutterlager, Kälberställe samt Tränkeautomaten, die Lehrwerkstatt Klauenpflege, die Lehrwerkstatt Geburtshilfe samt Geburtssimulator, die Futterzentrale samt Mischanlage, der neue Abkalbebereich und ein Hofschlepper zerstört worden. Allein der Gebäudeschaden wird auf mindestens vier Millionen Euro geschätzt, noch nicht genau erfasst sind die beweglichen Teile, allerdings dürften es ersten Einschätzungen nach weitere 1,6 Millionen Euro sein sowie das Melkzentrum mit rund 580 000 Euro, plus die Futtersilos.
Das Ministerium betont in seinem Schreiben die Bedeutung des LAZBW und sichert zu: „Die entstandenen Schäden sollen rasch beseitigt und die durch den Brand zerstörten Gebäude zügig wiederaufgebaut werden.“Geld für notwendige Ersatzbauten will es im kommenden Landeshaushalt einstellen. Auch Direktor Schweizer ist zuversichtlich, dass das Land entsprechendes Geld bereitstellt. „Wir haben die Zusage, dass wir einen Roboterstall (Stall mit automatischem Melksystem, Anmk. d. Red.) und einen Kälberstall bauen können“, berichtet er und geht davon aus, dass auch der langfristige Neubauplan nach dem Brand nochmals überarbeitet wird.
Über Zeiträume will Schweizer nicht spekulieren, ob der ausgebuchten Handwerker könne aber wohl nicht bereits im Herbst gebaut werden. Auch für Krebs steht außer Frage, dass das Land das Zentrum wiederaufbaut, dafür müssten Gelder bereitgestellt werden. Allerdings sei auch klar: „Das sind gewaltige Summen, die da bewegt werden müssen. Das ist im Landeshaushalt nichts, was man eben so aus dem Ärmel schüttelt.“