Außer Kontrolle
„Sicario 2“– Josh Brolin und Benicio del Toro gehen in Untiefen des Drehbuchs verloren
Sicario” war vor drei Jahren ein enorm spannender AusnahmeThriller, mit dem sich der zuvor vor allem als Schauspieler in TVSerien aufgefallene Taylor Sheridan mit einem Schlag als DrehbuchSchwergewicht etablierte. Seine nächsten Schreibarbeiten „Hell or High Water“und „Wind River“konnten das hohe Niveau halten. Doch mit „Sicario 2“geht es leider abwärts. Trotz ähnlicher Thematik fehlt „Sicario“sehr vieles von dem, was den Vorgänger auszeichnete: Regie-Talent Denis Villeneuve und der Oscar-gekrönte Kameramann Roger Deakins, die sich lieber auf „Blade Runner 2049“konzentrierten, sowie vor allem Emily Blunt. Ihre Figur der FBI-Agentin Kate bot im wüsten Treiben der U.S.-mexikanischen Grenze einen dringend benötigten moralischen Kompass. Dieser wurde ersatzlos gestrichen, und so können der skrupellose CIA-Agenten Matt Graver (Josh Brolin) und sein Partner Alejandro Gillick (Benicio del Toro) dieses Mal nach Belieben wüten.
Stark vermisst wird auch Sheridans Talent, dicht verwobene und dennoch unmittelbar zugängliche Drehbücher zu schreiben. Stattdessen wirkt das Ausgangsszenario, als habe Donald Trump es zusammenfabuliert: Mexikanische Drogenkartells sollen islamistische Terroristen über die Grenze in die USA geschmuggelt haben, wo diese Selbstmord-Attentate ausüben. Das Vertei- digungsministerium entwickelt darauf mit Matt Graver den Plan, die Drogenkartelle gegeneinander auszuspielen. Dazu wird der Anwalt eines Kartells ermordet und die Tochter des Chefs der rivalisierenden Vereinigung entführt – mit der Absicht, dass sich die Kartelle gegenseitig verdächtigen. Als die TeenagerTochter Isabela Reyes (Isabela Moner) nach dem Kidnapping vorgeblich von den USA befreit wird und wieder zurück nach Mexiko gebracht werden soll, gerät die fragwürdige Operation allerdings endgültig außer Kontrolle.
Die beiden Männer in den Hauptrollen füllen ihre Macho-Figuren routiniert aus, aber gegen das schwache Drehbuch können auch sie wenig ausrichten. Nur gelegentlich fun- kelt in einigen Actionszenen die atemberaubende Intensität des Vorgängers heraus. Nicht überzeugend ist dagegen die eher nebenbei erzählte Geschichte von Miguel (Elijah Rodriguez), einem jungen Latino, der zunehmend in die Welt der kriminellen Schmuggler an der Grenze abdriftet. Vielleicht erhält diese im dritten Teil noch mehr Tiefe, worauf auch das abrupt-offene Ende schließen lässt. Der Nachfolger wurde bereits fest angekündigt. Nach „Sicario 2“hält sich die Vorfreude aber stark in Grenzen.
Sicario 2. Regie: Stefano Sollima. Mit Benicio del Toro, Josh Brolin, Isabela Moner. USA 2018. 123 Minuten. FSK ab 18.