Kritik an geplantem Kiesabbau in Grod
Stellungnahme aus Argenbühl zu Planungen in Grod fällt anders als erwartet aus
Argenbühler Räte geben Stellungnahme zu Plänen in benachbartem Ort ab.
ARGENBÜHL/ HERGATZ - Der Gemeinderat von Argenbühl hat beschlossen, in seiner Antwort zum „Planfeststellungsverfahren für den Kies-Nassabbau im Bereich der Oberen Argen auf der Gemarkung MariaThann“Bedenken zu äußern. In der Stellungnahme soll auf die möglichen Auswirkungen hinsichtlich der eigenen Wasserversorgung mit Grundwasser hingewiesen werden. Die Allgäuer Kies- und Schotterwerke (AKS), die heute zur GeigerUnternehmensgruppe gehören, hatten 2006 erstmals ihr Interesse an einem naturnahen Baggersee bekundet. Das Verfahren wurde damals nicht zu Ende geführt. Nun hat die Firma Wilhelm Geiger die Pläne weiterentwickelt und diese erneut eingereicht. Gegenstand des Antrags ist die Kiesgewinnung aus einem 5,74 Hektar großen Abbauareal im Tal der Oberen Argen bei Grod, das zur Gemeinde Hergatz gehört (die SZ berichtete).
Wie aus der Tischvorlage zur Gemeinderatssitzung zu entnehmen war, werden für die Sicherheitsabstände zu den Nachbargrundstücken, Straßen und zum Fluss weitere 2,1 Hektar beansprucht. Die Kieslagerstätte selber beinhaltet rund 700 000 Kubikmeter zu gewinnendes Rohkiesmaterial. Die Dauer des Abbaus wird mit 13 bis 15 Jahren angegeben. Wobei natürlich die jeweils herrschende Marktlage mit in den Zeitplan einzukalkulieren ist.
„Die Nassauskiesung führt zur Freilegung von Grundwasser“, erklärte Bauamtsleiter Hans-Peter Hege. Und er verwies darauf, dass die entstehende Seefläche in Teilbereichen wieder aufgefüllt werden soll und man dabei „eindeutig eine naturschutzfachliche Zielsetzung verfolgen will“. Mit der „Schaffung eines Auwald-Bereichs“, der Herstellung eines Erdwalls entlang der B12 und der Staatsstraße 2003 sowie der „Entwicklung beziehungsweise Verbesserung eines Ufer-GehölzSaums zwischen Baggersee und
Oberer Argen“nannte Hege Beispiele.
Verwaltung erwartet keine Beeinträchtigung für Trinkwasser
Weil auf der anderen Seite der Obere Argen die Gemarkung Eglofs mit den Wohnstellen Bruckacker und Mühlbolz angrenzt, war die Gemeinde Argenbühl zur Abgabe einer Stellungnahme in dem Verfahren aufgefordert worden. Die Verwaltung teilte am Mittwoch mit, dass sie „das Vorhaben neutral bewertet“. Beeinträchtigungen, „die Anliegen der Gemeinde Argenbühl betreffen“, seien nicht erkennbar. Die Auswirkung auf die gemeindliche Trinkwasserversorgung könne ausgeschlossen werden. Die gesamte Gemeinde Argenbühl wird mit Grundwasser aus einem Brunnen in Eglofstal versorgt.
Im Zuge der umfangreichen Geländeveränderungen sah die Verwaltung zudem die Möglichkeit, „einen wesentlichen Teil der Lücke des Radwegenetzes zwischen Eglofstal und Wangen“zu schließen. Es wurde der Vorschlag gemacht, parallel zu den betreffenden Straßen einen Radweg von Mühlbolz bis Staudach anzuregen.
„Lebensraum auf Laster verladen und weggefahren“
Völlig anderer Meinung war dagegen Gemeinderat Josef Jehle. Er hielt das, „was da vor der eigenen Haustür möglich gemacht werden soll“für „geradezu schizophren“. Um seine Ansicht so zu begründen: „Die Argen ist ein FloraFauna-Habitat, das von der Bundesrepublik an die EU gemeldet ist.“Und Jehle sparte nicht mit Vorwürfen in Richtung des Nachbarlandes. Wörtlich sagte er: „Auf unserer Seite werden Verbote ausgesprochen und Managementpläne erarbeitet, um den ökologischen Zustand zu erhalten, auf der bayrischen Seite soll der Lebensraum auf Lastkraftwägen verladen und ins Betonwerk gefahren werden.“
Aber das war noch nicht alles. Josef Jehle machte die Gemeindeverwaltung darauf aufmerksam, dass sie als „Träger öffentlicher Belange“nicht einfach auf eine Stellungnahme verzichten könne. Um dann den gewünschten Lückenschluss des Radwegenetzes „auf Kosten der Nachbarn“ für illusorisch zu halten. Nicht zuletzt verwies der Gemeinderat auf die „noch völlig unbekannten Auswirkungen auf die Grundwasserströme“und damit auf die Argenbühler Trinkwasserversorgung.
Jehles Statement zog andere Meinungsäußerungen nach sich. So erinnerte beispielsweise auch Mario Reck an die FFH-Vorprüfungen, die in Baden-Württemberg bei jedem Bauvorhaben verlangt würden und sich sehr teuer gestalten könnten. Er, der sich „an der Nase herumgeführt“fühlte, fragte provokativ in die Runde: „Fließt die Argen dann überhaupt noch?“und wollte wissen: „Gibt es Untersuchungen, die Auswirkungen auf unsere Wasserversorgung tatsächlich ausschließt?“
Abstimmung über geänderten Beschlussvorschlag
Während Bürgermeister Roland Sauter versprach, „auf Gemeindekosten ein Gutachten erstellen zu lassen“, zeigte sich Kämmerer Gerhard Butscher überzeugt davon: „Es gibt keine verbindlichen Aussagen“. Und Fridolin Schorer, der das Sachgebiet „Tiefbau“leitet, warf in die Waagschale mit ein: „Bei Gewitter verändert sich bei uns der Pegelstand, aber der Zustrom wird weiter oben eingespeist. Für unsere Wasserversorgung ist das weniger relevant.“
Nachdem Sauter vor Augen geführt hatte, „dass das Landratsamt auch am Prozess beteiligt sein wird“und man deshalb keine eigenen Ausführungen zur Umweltproblematik machen müsse, ließ er über den geänderten Beschlussvorschlag entscheiden.
Die Gemeinderäte Josef Jehle und Mario Reck enthielten sich der Stimme.
„Fließt die Argen dann überhaupt noch?“Gemeinderat Mario Reck