Zukunft nicht verzocken
Die Zahlen der Spielebranche sind beachtlich. Die Deutschen geben fürs Spielen so viel Geld aus wie noch nie. Allein im ersten Halbjahr stieg der Umsatz mit Soft- und Hardware um 17 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Deutschland ist Europas wichtigster Absatzmarkt für alle Spielformen des digitalen Zockens – sei es auf dem Computer, der Konsole, dem Tablet oder dem Smartphone – und weltweit an fünfter Stelle. Doch es gibt auch eine unschöne Zahl: Der Marktanteil deutscher Produktionen ist auf unter sechs Prozent gesunken. Von 100 Euro, die deutsche Daddler ausgeben, landen rund 94 im Ausland – gänzlich untypisch für den Exportweltmeister Deutschland.
Heimische Entwickler haben es im internationalen Vergleich schwerer, weil es in anderen Ländern mehr Fördergelder für die eigenen Studios gibt. So lautet ein Argument der Interessensvertreter der deutschen Spieleindustrie, die bereits vergangenes Jahr warnten, deutsche Spieleschmieden seien auf dem Weg in die internationale Bedeutungslosigkeit.
Nun steht die Spieleindustrie mit ihren Produkten auch für das Thema Digitalisierung und dafür, wie Länder damit umgehen. Dass auch die Arbeitsplätze, die von der deutschen Spielebranche abhängen, rückläufig sind, zeigt die kritische Tendenz hierzulande. Damit wird eine Chance auf digitalen Nachwuchs vertan – auf Generationen von Arbeitskräften, die spielerisch und spielend mit den Herausforderungen der digitalen Transformation umgehen können.
Die Förderung dieses Kulturguts zu erhöhen ist, obwohl sehr begrüßenswert, nicht genug. Es fehlt eine übergeordnete, bundesweite, wenn nicht sogar europaweite Strategie zur digitalen Transformation, die die Spieleindustrie genauso umfasst wie beispielsweise das autonome Fahren. Das wird mit dem Blick über die Landesgrenzen – besonders nach Asien – deutlich. Dort wird Digitalisierung in all ihren Formen forciert. Jede Investition in die Spielebranche ist damit eine Investition in den digitalen Wandel – und dringend notwendig, damit Deutschland nicht in die Bedeutungslosigkeit rutscht.