Bedenken gegen Pläne zur Zeitumstellung
EU-Vorschlag zur Abschaffung fehlt laut Medienbericht die Mehrheit
BRÜSSEL - In drei Wochen ist es wieder einmal so weit: Die Uhren werden eine Stunde zurückgestellt. Geht es nach den Plänen der EU-Kommission in Brüssel, dann passiert das zum vorletzten Mal. Die Behörde hatte vorgeschlagen, ab kommendem Jahr den Wechsel abzuschaffen. Im Oktober 2019 sollen sich die Mitgliedsstaaten entschieden haben, ob sie dauerhaft bei der Sommer- oder der Winterzeit bleiben. Gut zwei Wochen vor dem möglicherweise richtungsweisenden Treffen der zuständigen EU-Minister hat nun jedoch ein Bericht des Polit-Portals „Politico“Wirbel ausgelöst. Demnach gibt es aus einigen Ländern Bedenken gegen den entsprechenden Vorschlag der EU-Kommission.
Demnach sind die Mitgliedsstaaten überhaupt nicht glücklich darüber, endlich einmal etwas ganz allein entscheiden zu dürfen. Derzeit ticken die Uhren von Madrid bis Warschau gleich. Nur Portugal und Großbritannien sind eine Stunde später, Griechenland, Bulgarien und Rumänien eine Stunde früher dran. An den Rändern der großen einheitlichen Zeitzone leiden alle – die Spanier müssen im Winter damit leben, dass die Sonne erst um halb neun aufgeht, in Polen verabschiedet sie sich nachmittags um halb vier schon wieder. Doch die jeweiligen Regierungen sind überzeugt, dass sich dieses Opfer lohnt. In einer gemeinsamen Zeitzone funktioniert der Schienenverkehr reibungsloser, die Logistik klappt besser – es lässt sich insgesamt leichter Handel treiben in einem Binnenmarkt, in dem die Uhren gleich ticken.
Verhasste ordnende Hand
Eine gemeinsame Zeitzone sei daher weiterhin wünschenswert, heißt es aus den Hauptstädten – aber welche? Ohne Koordinierung durch Brüssel gehe es bei dem Thema nicht. Und die Vorstellung, man werde sich ohne die verhasste ordnende Hand untereinander einigen, sei doch recht utopisch. Am 29. und 30. Oktober treffen sich die für das Thema zuständigen EU-Verkehrsminister. Dort könnte sich ein klareres Meinungsbild ergeben.
Die EU-Kommission hatte die Pläne, für die sich auch EU-Kommissar Jean-Claude Juncker stark macht, vorgelegt, nachdem Mitte August eine EU-weite Online-Umfrage ausgelaufen war. Bei der sprachen sich 84 Prozent der Teilnehmer für die Abschaffung der Zeitumstellung aus. Die meisten votierten für eine dauerhafte Sommerzeit. 4,6 Millionen Antworten gingen bei der EU-Kommission ein – ein Rekord, aber immer noch weniger als ein Prozent der EUBürger. Allein drei Millionen Teilnehmer kamen zudem aus Deutschland.
Wie es aussieht, müssen die Uhren also noch viele Male vor- und wieder zurückgestellt werden, bis es die Mitgliedsstaaten aus eigener Kraft schaffen, den Wählerwillen umzusetzen – vorausgesetzt, der Wähler weiß überhaupt selbst, was er in dieser Sache will.