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SZ-Serie zur Erba: Ein aktueller Gesamtüberblick über den Bereich nördlich und südlich des Hochkanals
Eine Übersicht zum Sanierungsgebiet beschließt die SZ-Serie zu Erba.
WANGEN - Das Areal der früheren Erba-Baumwollspinnerei ist Bestandteil des Sanierungsgebiets ErbaAuwiesen. Deshalb sind die verschiedenen Projekte auf dem Gelände der größten Wangener Industriebrache immer auch im Zusammenhang mit der „Sozialen Stadt“zu sehen, welche die Gebiete nördlich und südlich des Hochkanals miteinander vernetzen soll. Auf der Zielgeraden dieser Stadtentwicklung liegt dann die Landesgartenschau 2024. Die SZ gibt einen Gesamtüberblick zum Stand der Dinge – von West nach Ost.
Wer auf der Landesstraße 320 stadtauswärts Richtung Niederwangen fährt und nach links blickt, sieht vor allem Wiesen und Felder. Das Landschaftsbild wird sich in den kommenden gut fünf Jahren grundlegend ändern. Aktuell wird bekanntlich der gesamte westliche Erba-Bereich erschlossen. Noch weiter in Richtung Südwesten soll am Kanal die neue
entstehen, der bislang in den Auwiesen beheimatet ist. Ein entsprechender Bebauungsplan wird bereits aufgestellt. Geplant sind eine große Halle, Gebäude für Stallungen und Lager, ein Reiterstüble sowie ein Turnierund Abreiteplatz. Laut Stadtplanerin Melanie Griebe soll hierfür noch 2018 ein Architekten- und Ingenieurwettbewerb ausgeschrieben werden, ein realistischer Baubeginn sei frühestens 2020. Auf dem Reitgelände soll auch der Hundesportverein eine neue Heimat finden, er muss sein Vereinsgelände in den Auwiesen räumen, weil die Stadt den Bereich in eine Parkanlage für die Gartenschau umwandeln will.
Wie der Bereich zwischen L320 und Kanal im Umfeld der Reitanlage später aussehen soll, hängt von diversen Faktoren ab. Aktuell in den Rahmenplan eingezeichnet ist ein
der vom Vogelbach gespeist wird. Angedacht ist auch weiterhin ein Sportplatz. „Wir sind hier in der Ideen- und Konzeptionsphase“, sagt Griebe. Die Gestaltung der Freiflächen hänge auch von der Renaturierung der Argen ab, wo das Regierungspräsidium federführend sei. Im Spiel ist das RP als Straßenbaulastträger auch, wenn es um die Zufahrt von der L320 geht. Wo und wie die verkehrliche Anbindung verläuft, sei ebenfalls noch offen, dies hänge nicht nur vom Grundstückserwerb, sondern auch von den zu bauenden Parkplätzen für Reiten, Fußball und temporär für die Landesgartenschau ab.
In der einstigen stehen die Investoren teilweise schon fest. Wo früher ein langgestrecktes Arbeiterhaus stand, baut die Genossenschaft Wohnen plus eine Anlage für gemeinschaftliches Wohnen, mit der Option auf ein weiteres Gebäude am Park der „Neuen Mitte“. Laut Melanie Griebe steht der Sanierer des benachbarten Arbeiterhauses noch nicht fest, hier sei man in Gesprächen.
Reitanlage des RFV Wangen mit einem See, Landschaftspark Werkssiedlung
Klar ist dagegen, dass die Firma Ritter Immobilien Treuhaus die drei früheren im Westen sanieren soll, hier entstehen Eigentumswohnungen. Drumherum sind sechs Doppelhäuser vorgesehen. Die Kriterien hierfür sowie gestalterische Vorgaben will die Stadt bis zum Herbst festlegen, dann soll auch der Aufstellungsbeschluss für einen entsprechenden Bebauungsplan gefasst werden. „Wir wollen hier Wohnraum für Familien schaffen, der sich vom Charakter her auch in die historische Arbeitersiedlung einfügt“, sagt Melanie Griebe. Erstrebenswert sei, dass dieser Bereich parallel zur Sanierung beziehungsweise zum Bau der Arbeiterhäuser laufe – also bis Ende 2020.
Arbeiterhäuser Rund um die „Neue Mitte Erba“
sind die Pläne ebenfalls schon konkret. In das frühere Magazin zieht die Opfenbacherin Steffi Schneider mit ihrer Steinmanufaktur ein, in den einstigen Konsum kommt das Architekturbüro von Armin und Martina Briegel aus Willatz bei Eisenharz. Das vom Büro Hausen-Architekten sanierte Comptoirgebäude beim Kamin kann im Erdgeschoss bereits genutzt werden – für Ausstellungen, als Infopavillon oder als Anlaufstelle bei Führungen. Die Außensanierung des Lindenhofs, der als Vereinsheim genutzt wird, ist samt neuer Terrasse abgeschlossen, nun geht es im Gebäude weiter. Das ehemalige Altenheim will der Leutkircher Christian Skrodzki in ein „Hotel, das sich aufs Wesentliche beschränkt“, umwandeln. 30 Zimmer mit 60 Betten sollen in dem Frühstückshotel entstehen, zum Konzept gehören auf dem Gelände auch Baumhäuser und Gartenlauben, für die Zielgruppe Familien mit Kindern. „Wir erarbeiten gerade Vorschläge für die Planung, wie der Umbau aussehen könnte“, so Skrodzki. Im Laufe des nächsten Jahres will er loslegen, die Bauzeit beziffert er auf ein Jahr.
Zu den mit Bundesmitteln geförderten „Nationalen Projekte des Städtebaus“gehört neben der „Neuen Mitte“auch der
„Platz für die Jugend und Begegnung der Generationen“.
Es geht hier um das Pförtnergebäude, in dem Mehrzweckräume für Vereine und Organisationen sowie eine Garderobe entstehen sollen. In den mittleren Teil des Gebäudeblocks soll ein großes Foyer mit Eingangsbereich auf der Ost- und Westseite reinkommen. Aus dem früheren Baumwolllager schließlich soll eine robuste Veranstaltungshalle werden. „Diese Halle sollen möglichst viele nutzen können“, sagt Griebe. Weitere Bestandteile des geförderten Projekts sind die Festwiese in dem Bereich, wo früher der östliche Teil der Flüchtlingsunterkunft stand, und die Unterführung des Hochkanals, um Erba und Auwiesen auch verkehrstechnisch zu vernetzen. Bis Ende 2020 soll das gesamte Projekt umgesetzt sein.
Der verbliebene Teil der einstigen Flüchtlingsunterkunft hat den Namen bekommen, weil dort einst ein spezieller Herstellungsprozess des Spinnens stattfand. Das Gebäude, wo sich künftig schwerpunktmäßig Gewerbe ansiedeln soll, wurde laut Griebe nicht abgerissen, weil hier einerseits eine große Population von Fledermäusen heimisch geworden sei, und zweitens, weil Denkmalschutzexperten empfohlen hätten, dieses Gebäude stehen zu lassen. „Je mehr in diesem Bereich wohnen oder arbeiten, desto lebendiger wird der Stadtteil“, so die Stadtplanerin weiter. Die benachbarte Festwiese sei trotzdem noch groß genug für Veranstaltungen, die Nutzung der „Karderie“im Erdgeschoss könne sich zudem mit der Nutzung der „Wiese“ergänzen. Abgerissen wird dagegen doch die ehemalige Trafostation, der Bau zwischen „Karderie“und Alter Spinnerei. Damit soll eine Umfahrung der Gebäude und die Durchgängigkeit Richtung Kanal möglich sein. Wie und wann die selbst genutzt wird, steht aktuell noch nicht fest. Möglich, dass das denkmalgeschützte Gebäude auch unsaniert für die Landesgartenschau genutzt wird – eventuell als Blumenhalle.
„Karderie“ Alte Spinnerei
Auf dem östlichsten WebereiTeil des Erba-Areals plant die Stadt ebenfalls Gewerbe, aber auch für Vereine ist eine Nutzung vorgesehen. Im Bereich des früheren Rohwarenlagers soll künftig eine
Kletteranlage des Deutschen Alpenvereins
stehen. Den Erba-Ostflügel will der DAV zudem für seine Geschäftsstelle und fürs Bouldern (Indoor-Klettern ohne Seilsicherung) nutzen. In diesem Gebäudetrakt sollen auch weitere Vereine unterkommen.
Für Teile des Bereichs wird derzeit ein Architektenwettbewerb vorbereitet. Das Motto könne „Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen“sein, also Holzbau, so Melanie Griebe. Auf dem Gebiet der RFV-Reitanlage seien beispielsweise Reihenhaustypen möglich. Geklärt scheint, dass die Schützengilde Wangen ihr bisheriges Domizil verlässt. „Wir sind für eine Einigung auf einem guten Weg“, so Liegenschaftsamtsleiter Armin Bauser. Wohin die Stadtgärtnerei verlagert wird, ist noch unklar. Im Bereich der heutigen Baracken könnten, so Griebe, Atriumhäuser mit kleinen Gärten entstehen, abgeschlossen werden könne dieses Gebiet in Richtung Argen durch Geschosswohnungsbau. Hinter den derzeit entstehenden Mietshäusern der Baugenossenschaft könne laut Griebe ein höherer, sieben- bis achtstöckiger Geschosswohnungsbau entstehen. Richtung Vereinshäuser werde für einen entsprechenden Übergang aber niedriger gebaut. Insgesamt sollen in den Auwiesen – samt der BG-Häuser – rund 220 Wohneinheiten entstehen. Melanie Griebe: „Im Zentrum dieses Quartiers ist ein Kindergarten wünschenswert, um auch die soziale Infrastruktur zu schaffen und das Gebiet attraktiv für Familien zu machen.“
Auwiesen