Bieter will Tettnanger Hopfenhalle kaufen
Vertragsverhandlungen laufen derzeit – Denkmalschutz setzt enge Grenzen für Nutzung
TETTNANG - Der Verkauf der alten Hopfensiegelhalle steht offenbar kurz bevor. Für das historische Gebäude an der Kaltenberger Straße in Tettnang konnten Interessenten bis Ende Juli Angebote abgeben. Zwar gab es mehrere potenzielle Käufer für die 1904 gebaute Halle, aber am Ende gab es nur das Gebot einer Bietergemeinschaft aus der Region, sagt Judith Maier von der Stadt Tettnang. Derzeit, so Maier, „laufen die Verhandlungen über die Vertragsgestaltung“.
Der Vertrag muss dann noch mal in den Gemeinderat. Hier rechnet die Stadt damit, dass dies im November oder Dezember geschehen wird. Zwar kann der Bieter im Zuge dieses Prozesses theoretisch noch abspringen. Aber wenn alles wie geplant läuft, gibt es voraussichtlich bis Ende des Jahres einen neuen Eigentümer des Kulturdenkmals. Über die Höhe des Kaufpreises sagt die Stadt aus Datenschutzgründen nichts, außer dass das Mindestgebot von 132 600 Euro eingehalten worden ist.
Dies ist allerdings auch nur ein Bruchteil der Kosten, die auf die Bietergemeinschaft zukommen dürften. Für reine Unterhaltungsmaßnahmen hatte die Stadt Tettnang für das Jahr 2018 bereits 50 000 Euro eingeplant. Das sagte Stefan Amann, Fachbereichsleiter Bauordnung bei der Stadt Tettnang, bei einem Ortstermin im Mai. Den Zustand im Inneren beschrieb er als „ganz okay“. Probleme gab es vor allem „in den Bauteilen, die der Witterung ausgesetzt waren“, also den Dachvorsprüngen, den Traufen, der Fassade und dem Fachwerk. Wo die Stadt Tettnang in diesem Jahr Arbeiten beauftragt hat, hat der neue Eigentümer also erst mal etwas Ruhe.
Allerdings: Amann bezifferte die Kosten für eine reine umfassende Substanzerhaltung, also eine reine Sanierung, laut einer früheren Schätzung auf mindestens 750 000 Euro. Bei einer Anpassung an einen Nutzungszweck sprach Amann bei der Besichtigung im Mai von einer Investition von mindestens zwei Millionen Euro, wobei das Ende nach oben offen sei.
Mit der Ausschreibung verbunden ist eine Sanierungsverpflichtung innerhalb von drei Jahren. Das Gebäude darf nicht abgerissen werden. Und das Bauwerk darf zudem nicht die Eigenschaft als Kulturdenkmal verlieren. Werde eine der Bedingungen nicht erfüllt, so die Ausschreibung, „fällt das Gebäude wieder an die Stadt Tettnang zurück.“Sprich: Beginnen die Arbeiten nicht sofort, muss der neue Eigentümer die Sicherungspflicht übernehmen und darf das Haus nicht verfallen lassen.
Der Denkmalschutz setze enge Grenzen bezüglich einer zukünftigen Nutzung, so Maier. Nicht jeder Interessent, der am Ende dann doch kein Angebot abgegeben hat, hat seine Absage begründet. Aber, so Maier: „Bei einem Interessenten waren es die hohen Auflagen des Denkmalschutzes.“Im April 2011 hatte eine Mitarbeiterin des Landesdenkmalamts bei einer Ortsbesichtigung deutlich gemacht, wie diese Auflagen aussehen. Die „ehemalige Funktion als Hopfenhalle“müsse klar erkennbar sein. Im Inneren gibt es eine alte Presse, einen Aufzug und die Hopfendarre. Diese Einrichtungen müssen erhalten bleiben. Zudem war die Rede davon, dass eine Wärmedämmung des Gebäudes – abgesehen von einer Aufdachdämmung – nicht möglich sei. Eine Herausforderung in der Gestaltung sind auch die zulässigen Nutzlasten von lediglich 200 Kilogramm pro Quadratmeter im 1. Obergeschoss und 150 Kilogramm in den Stockwerken darüber.
Zu den genauen Plänen der Bietergemeinschaft mit dem Gebäude sagt die Stadt Tettnang nichts. Allerdings, so Maier: „Das Ziel ist eine zukünftige private Nutzung.“
Ein Video, Fotos und einen 360-Grad-Rundgang finden Sie unter www.schwäbische.de/ hopfenhalle-verkauf