Ein halbes Jahrhundert Sonderpädagogik
Die Albert-Schweitzer-Schule in Kißlegg feiert Geburtstag
KISSLEGG - Eine Schule der besonderen Art hat am Donnerstag ihren 50. Geburtstag gefeiert: Mit Empfang, Festreden und Musik hat die Albert-Schweitzer-Schule das vergangene halbe Jahrhundert zelebriert.
Eine besonders Schule ist die Albert-Schweitzer-Schule (ASS) – inzwischen Sonderpädagogisches Bildungsund Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung – aufgrund ihrer einzigartigen Schüler, einfühlenden Lehrer und wechselhaften Geschichte. Leere Floskeln sind das nicht. Das wurde beim Festakt deutlich.
In erster Linie waren es die Schulband und die schuleigenen Musikgruppen, die den Festnachmittag auflockerten. Doch auch die Festredner gaben in den einzelnen Beiträgen Anlass zur Freude. So zum Beispiel Andreas Ebenhoch, beim Landratsamt für die kreiseigenen Schulen zuständig. Er kündigte an, dass 2019 die Schwimmbadtechnik in der ASS für 300 000 Euro erneuert werden soll. Im Jahr 2020 solle dann die Sanierung des Dachs für etwa eine Million Euro folgen. „Allergrößten Respekt“zollte Ebenhoch nicht nur den Angestellten der ASS, sondern vor allem auch den Jugendlichen, die dort ein Freiwilliges Soziales Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst ableisten: „Hier wird – und das ist keine Selbstverständlichkeit – nach dem Schulabschluss weder gechillt, noch die halbjährige Australienreise geplant.“
Notwendigkeit vor 50 Jahren erkannt
Vor 50 Jahren sei es für Menschen mit Behinderung keine Selbstverständlichkeit gewesen, Lesen, Rechnen und Schreiben zu lernen, blickte Bürgermeister Dieter Krattenmacher in seiner Rede zurück. Nachdem mit der heutigen Lebenshilfe Württembergisches Allgäu ein Elternverband auf die Notwendigkeit einer Schule für geistig behinderte Kinder hingewiesen hatte, agierte der damalige Wangener Kreistag innerhalb weniger Wochen und eröffnete vor genau 50 Jahren eine solche Schule in Waltershofen. Für einige Jahre dort, so wie in Altmannshofen und Winterstetten betrieben, zog die Schule Anfang der 1980er-Jahre nach Kißlegg in das eigens dafür konzipierte und gebaute Schulhaus. „Wir haben hier vom Landkreis etwas bekommen, das gut tut und Früchte trägt“, sagte das Gemeindeoberhaupt. Spontanen Beifall gab es für die Feststellung: Das, was hier geschaffen wurde, müsse erhalten bleiben.
„Darf man über das Recht auf Leben demokratisch abstimmen?“, fragte Schuldekanin Birgit RathgebSchmitt vom katholischen Schuldekanatamt Wangen. Sie spielte damit auf die Debatte um Früherkennungstests im Mutterleib an. Mit dem JesusWort „Ich bin gekommen, dass sie das Leben haben und es in Fülle haben“, beantwortete sie ihre Eingangsfrage.
Schüler zeigen auf: Es herrscht Platzmangel
Beim Schuljubiläum kamen auch Schüler zu Wort: „Wir werden euch erzählen, was uns hier gefällt und was uns nicht so gefällt“, kündigten die Schülersprecher Ata Kücük und Ricarda Heiselbetz an. Positiv sehen sie die kleinen Klassen, das Schwimmbad, die netten Lehrer und natürlich die Pausen. Aber: „In diesem Jahr sind wieder viele neue Schüler an die Schule gekommen“, stellten Ata und Ricarda fest. Folglich herrsche Platzmangel. Nun hoffen die beiden Schülersprecher auf zusätzliche Räume.
Die Frage nach einem möglichen Anbau stand auch am Ende der Rede von Schulleiter Wolfgang Jesz. Nach Klaus Kesenheimer und Maria Anna Leuthner, die 33 und acht Jahre für die Leitung der ASS verantwortlich waren, ist Jesz der dritte Rektor.
Mit der Ernennung zum Schulleiter sei er „an seine Wurzeln zurückgekommen“. Als junger Zivildienstleistender war Wolfgang Jesz in den 1970er Jahren bereits an der Schule tätig.