Hotelbrand in Tiefenbach: Es gab keine Rauchmelder
In der Nacht zum Sonntag wird das Vier-Sterne-Haus mit 180 Gästen evakuiert - Sieben Verletzte
OBERSTDORF - Sieben Menschen haben am frühen Sonntagmorgen bei einem Schmorbrand in einem Hotel in Oberstdorf-Tiefenbach eine leichte Rauchgasvergiftung erlitten. Die Qualmentwicklung war so stark, dass das Hotel mit 180 Gästen geräumt werden musste. Die Oberstdorfer Feuerwehr kritisierte gestern, dass es in dem Hotel weder Rauchmelder noch eine Brandmeldeanlage gebe. Die Polizei wollte sich dazu gestern nicht äußern. Der Oberallgäuer Kreisbrandrat Michael Seger sagte, es gebe für ältere Gebäude häufig noch einen Bestandschutz. Die Sicherheitsvorschriften seien nach der Beherbergungsstätten-Verordnung in diesen Fällen nicht so groß. Eventuell dürfe dann auch ganz auf Rauchmelder verzichtet werden.
Brandursache war laut Polizei ein WLAN-Router, der in Verbindung mit dem Netzteil zum Schmoren begann. Die Höhe des Sachschadens sei noch nicht bekannt.
80 Feuerwehrler im Einsatz
Um 5.14 Uhr ging gestern Morgen bei der Feuerwehr die Meldung über den Hotelbrand ein. Wenig später waren die Wehren Oberstdorf, Tiefenbach und Obermaiselstein mit insgesamt 80 Helfern im Einsatz. Wegen der starken Rauchentwicklung wurden alle Gäste des Vier-Sterne-Hauses in Sicherheit gebracht. Der kleine Brand im ersten Stock des Hotels sei rasch lokalisiert und gelöscht worden, heißt es von der Polizei. Mehrere Räume seien aber so verraucht gewesen, dass sie zunächst unbewohnbar waren. Während einige Gäste im Laufe des Tages abreisten, wurde ein Großteil des Hotels wieder freigegeben. Entdeckt worden sei der Brand von einem Gast, hieß es gestern. Der habe auch die Integrierte Leitstelle verständigt. Denn in dem Hotel gebe es weder Rauchmelder noch eine Brandmeldeanlage, die mit der Leitstelle verbunden ist, kritisierte der Oberstdorfer Feuerwehrkommandant Peter Vogler: „Ein Hotel ohne derartige Anlagen ist unvorstellbar“, sagte der Oberstdorfer Feuerwehrkommandant im Gespräch mit unserer Zeitung. Gott sei Dank sei die Sache glimpflich ausgegangen. Wegen der fehlenden Brandschutzvorrichtungen werde das Landratsamt als Aufsichtsbehörde eingeschaltet, kündigte Vogler an. Schließlich müsse jeder Privathaushalt über Rauchmelder verfügen. Der Betreiber des Hotels war gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Möglicherweise liege gar kein Verstoß gegen die Brandschutzverordnung vor, sagte Kreisbrandrat Seger. Nach seinen Angaben ist eine Brandmeldeanlage inzwischen für Beherbergungsbetriebe ab 60 Betten Pflicht. Für ältere Bauten bestehe aber häufig noch ein Bestandsschutz. Darauf könnten sich diese berufen, solange kein neuer Bauantrag – beispielsweise für größere Veränderungen – gestellt wird. Erst dann würden die verschärften Vorschriften gültig. Ob das sinnvoll ist? Auch er habe daran seine ernsten Zweifel, erklärte der Kreisbrandrat.
Hausbesitzer in der Pflicht
Haus- und Wohnungseigentümer in Bayern sind seit 1. Januar dieses Jahres verpflichtet, bestimmte Räume mit Rauchmeldern auszustatten oder nachzurüsten. Zwingend vorgeschrieben sind sie für Schlaf- und Kinderzimmer sowie für Flure. Zuständig ist der Besitzer einer (Miet-) Wohnung oder eines Hauses.
Hintergrund der Regelung, die in anderen Bundesländern schon länger gilt: In Deutschland sterben jährlich etwa 400 Menschen bei Bränden. Laut Bayerischer Versicherungskammer werden 95 Prozent davon Opfer einer Rauchgasvergiftung, die bereits nach zwei Minuten tödlich sein kann. In den meisten Fällen lösen laut Versicherungskammer technische Defekte an elektrischen Haushaltsgeräten Feuer aus.