Fälle von Brandstiftung hängen zusammen
Mehrfamilienhaus in Weingarten schon zweimal betroffen – Bislang noch keine Festnahme
WEINGARTEN - Bei dem Brandstifter, der in Weingarten binnen weniger Wochen mehrfach Feuer gelegt hat, könnte es sich um ein und denselben Täter handeln. Zwar wollte die Polizei in Konstanz zu einem möglichen Täter oder dem Motiv aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angabe machen. Doch fest steht, dass beide Fälle zusammenhängen. Das hat die Pressestelle des Polizeipräsidiums Konstanz auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigt. Mehr noch: Beide Brandsätze, die jeweils Großeinsätze der Feuerwehr auslösten, wurden in ein und demselben Haus gelegt.
Gardinen und Roller angezündet
So setzte der Täter zunächst am Montag, 15. Oktober, Gardinen im Treppenhaus eines Mehrfamilienhauses in der Waldseer Straße 4, in dessen Erdgeschoss auch das Sozialkaufhaus „Fairkauf“sowie das Begegnungscafé „Carisina“der Caritas untergebracht sind, in Brand. Nachdem das Feuer von einem Hausbewohner gelöscht werden konnte, probierte es der Unbekannte in der gleichen Nacht noch einmal. Gegen 3.15 Uhr zündete er einen in der Tiefgarage abgestellten Elektroroller an. Die rasch alarmierte Feuerwehr konnte den Brand aber schnell löschen und das Ausbreiten verhindern. Wie bei einer Brandstiftung üblich nahm die Polizei die Ermittlungen auf und bat um Hinweise aus der Bevölkerung. Zum Stand der Ermittlungen wollte die Polizei aktuell aber nichts preisgeben. Nur so viel: Eine Festnahme hat es bis heute noch nicht gegeben.
Knapp drei Wochen später, in der Nacht auf Samstag, 3. November, versuchte es der Brandstifter erneut. Im Bereich des Hauseingangs zündete er einen Zeitungsstapel an. In der Tiefgarage setzte er einen kleinen Müllhaufen sowie ein Sofa in Brand. Gegen 3.15 wurde die Feuerwehr alarmiert, die gemeinsam mit Polizei und DRK mit rund 80 Einsatzkräften anrückte. Da es stark aus der Tiefgarage rauchte, hatte die Rettung der Bewohner oberste Priorität. 34 Personen konnten – trotz Rauch im Treppenhaus – in Sicherheit gebracht werden, verletzt wurde niemand. Parallel dazu machten Spezialisten der Feuerwehr mit Atemmasken und Wärmebildkamera die Brandherde in der Tiefgarage aus. Diese konnten auch schnell gelöscht werden sowie das Übergreifen auf dort abgestellte Autos verhindert werden. Zwar entstand laut Polizei ein Sachschaden von etwa 5000 bis 10 000 Euro. Schlimmeres konnte aber verhindert werden.
„Autos hätten brennen können“
„Man ist im Prinzip zweimal mit einem blauen Auge davongekommen, weil man es relativ schnell bemerkt hat. Aber gerade als das Sofa gebrannt hat, machen fünf Minuten natürlich viel aus“, sagt Weingartens Feuerwehrkommandant Horst Romer. „Es hat nicht mehr viel gefehlt, dass auch Autos in Brand geraten wären.“Das wiederum hätte eine höhere Hitze sowie einen größeren Brand bedeutet, was den Einsatz zusätzlich erschwert hätte. Doch Romer versucht ohnehin das Positive zu sehen: „Die Leute haben jetzt zweimal gesehen, dass sie sich auf ihre Feuerwehr verlassen können und dass die Rauchmelder funktionieren.“
Allerdings hat er auch Verständnis, wenn die Bewohner ein mulmiges Gefühl haben. Schließlich ist es nicht alltäglich, dass ein Brandstifter sich mehrfach das gleiche Ziel aussucht. An dieser Stelle weiß aber auch die Polizei zu beruhigen. „Es wird mit Hochdruck an dem Fall gearbeitet und wir nehmen die Besorgnis der Bewohner sehr ernst. Im Moment werden gerade die Ergebnisse der kriminaltechnischen Untersuchungen beim Landeskriminalamt ausgewertet“, teilt die Pressestelle in Konstanz mit. Aus ermittlungstaktischen Gründen werde man aber keine Aussagen zu besonderen Maßnahmen oder gar einer möglichen Überwachung des Hauses treffen.
Im Übrigen sei das abgebrannte Sofa in der Tiefgarage dort nicht extra positioniert worden. Es habe dort bereits gestanden, so die Polizei. Dass wie beim Brand der katholischen Kirche St. Jodok in Ravensburg im März diesen Jahres ein Sofa angezündet wurde, sei Zufall. Es gäbe keinerlei Hinweise, dass ein Nachahmer des verurteilten Ravensburger Brandstifters am Werk gewesen sei. Auch sieht die Polizei keinen Zusammenhang mit dem Brand zweier Autos in Bad Wurzach in der Nacht auf Sonntag. Auch seien keine weiteren vergleichbaren Fälle im Landkreis bekannt. Zudem schließt die Polizei aktuell ein rechtsradikales Motiv für die Brandstiftungen in Weingarten aus.