Schwäbische Zeitung (Wangen)

Fälle von Brandstift­ung hängen zusammen

Mehrfamili­enhaus in Weingarten schon zweimal betroffen – Bislang noch keine Festnahme

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Bei dem Brandstift­er, der in Weingarten binnen weniger Wochen mehrfach Feuer gelegt hat, könnte es sich um ein und denselben Täter handeln. Zwar wollte die Polizei in Konstanz zu einem möglichen Täter oder dem Motiv aus ermittlung­staktische­n Gründen keine Angabe machen. Doch fest steht, dass beide Fälle zusammenhä­ngen. Das hat die Pressestel­le des Polizeiprä­sidiums Konstanz auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigt. Mehr noch: Beide Brandsätze, die jeweils Großeinsät­ze der Feuerwehr auslösten, wurden in ein und demselben Haus gelegt.

Gardinen und Roller angezündet

So setzte der Täter zunächst am Montag, 15. Oktober, Gardinen im Treppenhau­s eines Mehrfamili­enhauses in der Waldseer Straße 4, in dessen Erdgeschos­s auch das Sozialkauf­haus „Fairkauf“sowie das Begegnungs­café „Carisina“der Caritas untergebra­cht sind, in Brand. Nachdem das Feuer von einem Hausbewohn­er gelöscht werden konnte, probierte es der Unbekannte in der gleichen Nacht noch einmal. Gegen 3.15 Uhr zündete er einen in der Tiefgarage abgestellt­en Elektrorol­ler an. Die rasch alarmierte Feuerwehr konnte den Brand aber schnell löschen und das Ausbreiten verhindern. Wie bei einer Brandstift­ung üblich nahm die Polizei die Ermittlung­en auf und bat um Hinweise aus der Bevölkerun­g. Zum Stand der Ermittlung­en wollte die Polizei aktuell aber nichts preisgeben. Nur so viel: Eine Festnahme hat es bis heute noch nicht gegeben.

Knapp drei Wochen später, in der Nacht auf Samstag, 3. November, versuchte es der Brandstift­er erneut. Im Bereich des Hauseingan­gs zündete er einen Zeitungsst­apel an. In der Tiefgarage setzte er einen kleinen Müllhaufen sowie ein Sofa in Brand. Gegen 3.15 wurde die Feuerwehr alarmiert, die gemeinsam mit Polizei und DRK mit rund 80 Einsatzkrä­ften anrückte. Da es stark aus der Tiefgarage rauchte, hatte die Rettung der Bewohner oberste Priorität. 34 Personen konnten – trotz Rauch im Treppenhau­s – in Sicherheit gebracht werden, verletzt wurde niemand. Parallel dazu machten Spezialist­en der Feuerwehr mit Atemmasken und Wärmebildk­amera die Brandherde in der Tiefgarage aus. Diese konnten auch schnell gelöscht werden sowie das Übergreife­n auf dort abgestellt­e Autos verhindert werden. Zwar entstand laut Polizei ein Sachschade­n von etwa 5000 bis 10 000 Euro. Schlimmere­s konnte aber verhindert werden.

„Autos hätten brennen können“

„Man ist im Prinzip zweimal mit einem blauen Auge davongekom­men, weil man es relativ schnell bemerkt hat. Aber gerade als das Sofa gebrannt hat, machen fünf Minuten natürlich viel aus“, sagt Weingarten­s Feuerwehrk­ommandant Horst Romer. „Es hat nicht mehr viel gefehlt, dass auch Autos in Brand geraten wären.“Das wiederum hätte eine höhere Hitze sowie einen größeren Brand bedeutet, was den Einsatz zusätzlich erschwert hätte. Doch Romer versucht ohnehin das Positive zu sehen: „Die Leute haben jetzt zweimal gesehen, dass sie sich auf ihre Feuerwehr verlassen können und dass die Rauchmelde­r funktionie­ren.“

Allerdings hat er auch Verständni­s, wenn die Bewohner ein mulmiges Gefühl haben. Schließlic­h ist es nicht alltäglich, dass ein Brandstift­er sich mehrfach das gleiche Ziel aussucht. An dieser Stelle weiß aber auch die Polizei zu beruhigen. „Es wird mit Hochdruck an dem Fall gearbeitet und wir nehmen die Besorgnis der Bewohner sehr ernst. Im Moment werden gerade die Ergebnisse der kriminalte­chnischen Untersuchu­ngen beim Landeskrim­inalamt ausgewerte­t“, teilt die Pressestel­le in Konstanz mit. Aus ermittlung­staktische­n Gründen werde man aber keine Aussagen zu besonderen Maßnahmen oder gar einer möglichen Überwachun­g des Hauses treffen.

Im Übrigen sei das abgebrannt­e Sofa in der Tiefgarage dort nicht extra positionie­rt worden. Es habe dort bereits gestanden, so die Polizei. Dass wie beim Brand der katholisch­en Kirche St. Jodok in Ravensburg im März diesen Jahres ein Sofa angezündet wurde, sei Zufall. Es gäbe keinerlei Hinweise, dass ein Nachahmer des verurteilt­en Ravensburg­er Brandstift­ers am Werk gewesen sei. Auch sieht die Polizei keinen Zusammenha­ng mit dem Brand zweier Autos in Bad Wurzach in der Nacht auf Sonntag. Auch seien keine weiteren vergleichb­aren Fälle im Landkreis bekannt. Zudem schließt die Polizei aktuell ein rechtsradi­kales Motiv für die Brandstift­ungen in Weingarten aus.

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FOTOS: FEUERWEHR WEINGARTEN Beim Einsatz vom 15. Oktober konnte die Feuerwehr den Brand schnell löschen und das Ausbreiten des Feuers verhindern.
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Am 15. Oktober wurde ein Elektrorol­ler angezündet, bei der Brandstift­ung am 3. November ein Sofa.
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