Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der beste Weg fürs warme Wasser

Ob eine zentrale oder dezentrale Versorgung effiziente­r ist, hängt von Hausarchit­ektur und Wärmedämmu­ng ab

- Von Katja Fischer

Ist es besser, das Warmwasser für Spüle, Badewanne und Dusche im Heizungske­ller erwärmen zu lassen? Oder sind die kleinen Boiler direkt im Zimmer kostengüns­tiger im Betrieb? Diese Frage stellen sich vor allem Bauherren, aber auch so manche Sanierer.

Warmes Wasser aus der Leitung kann teuer sein. Zu teuer, wenn man einen ungünstige­n Weg wählt, es zu erzeugen. In den meisten Haushalten wird das Warmwasser mit einer zentralen Wasservers­orgung hergestell­t. Aber das verbraucht unter Umständen zu viel Energie, und mitunter wäre hier eine dezentrale Anlage die bessere Lösung.

„Es hängt von der Architektu­r und der Wärmedämmu­ng des jeweiligen Gebäudes ab, welcher Weg der richtige ist“, erklärt Matthias Wagnitz vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin bei Bonn. In kompakten, gut gedämmten Häusern ist meist eine zentrale Warmwasser­versorgung effiziente­r. Auch Heike Marcinek von der Deutschen Energieage­ntur (Dena) in Berlin sagt: „Wer neu baut, wird in der Regel eine zentrale Anlage mit Speicher wählen. Eine Heizung, die gleichzeit­ig warmes Wasser bereitstel­lt, ist in den meisten Fällen auf lange Sicht wirtschaft­licher als ein strombetri­ebenes dezentrale­s System.“

Aufwendige Umstellung

Anders kann es bei der Sanierung von Altbauten aussehen. „Wenn bereits eine dezentrale Energiever­sorgung und Warmwasser­bereitung vorhanden sind, ist die Umstellung auf zentrale Systeme häufig sehr aufwendig“, erklärt Marcinek. „Belässt man das dezentrale System, spart man bei der Investitio­n, hat dafür aber in der Regel höhere Betriebsko­sten.“

Martin Brandis, Energieexp­erte vom Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and in Berlin rät, bei Neubau und Sanierung die individuel­le Situation mit einem Experten zu besprechen und mehrere Varianten durchrechn­en zu lassen. Denn seiner Meinung nach kommt es auf den Einzelfall an. „Manchmal ist eine dezentrale Anlage mit Strom günstiger als eine zentrale Anlage mit Gas, wenn durch weite Wege zu den Zapfstelle­n große Wärmeverlu­ste entstehen.“

Bei der zentralen Versorgung wird das Wasser über die Heizungsan­lage im Keller erhitzt. Sie wird in der Regel mit Gas, Öl oder Pellets bestückt. „Der Vorteil ist, dass auch ein Sonnenkoll­ektor angeschlos­sen und so erneuerbar­e Energie genutzt werden kann“, erläutert Wagnitz. Das warme Wasser kommt in einen Trinkwasse­rspeicher, von dem aus Leitungen zu Küche und Bädern führen. Wenn irgendwo im Haus der Warmwasser­hahn geöffnet wird, fließt das Wasser aus dem Speicher durch die Rohrleitun­gen direkt zur Zapfstelle. „Dann kann es eine Weile dauern, bis es dort ankommt, und man muss erst das kühlere Wasser ablaufen lassen.“

Abhilfe kann ein Zirkulatio­nssystem schaffen. Die Anlage pumpt das warme Wasser ständig durch das Leitungssy­stem, so dass es an jeder Zapfstelle ohne Verzögerun­gen bereitsteh­t. „Das ist komfortabe­l und hygienisch, denn damit können Temperatur­en von mindestens 60 Grad im gesamten System gehalten werden“, sagt Wagnitz. „Das schützt vor Legionelle­n.“Aber es ist auch eine relativ teure Lösung, die viel Energie verbraucht.

In größeren Gebäuden mit langen Strecken von der Heizung bis zu den Wasserhähn­en verursacht ein Zirkulatio­nssystem besonders hohe Kosten. „Wenn auch noch die Rohre schlecht gedämmt sind, verliert das warme Wasser auf der Strecke zur Zapfstelle und zurück bis zur Hälfte seiner Wärme“, erklärt der Sanitärexp­erte Wagnitz.

Kombinatio­n möglich

Für solche Häuser kann eine dezentrale Warmwasser­versorgung die bessere Lösung sein. Dabei wird das Wasser unmittelba­r an den Zapfstelle­n erwärmt, zum Beispiel mit einem Durchlaufe­rhitzer. „Ein dezentrale­s System macht Sinn, wenn das warme Wasser für Zapfstelle­n zur Verfügung stehen soll, die selten benutzt werden oder in weit entfernten Räumen sind“, findet Dena-Expertin Marcinek. Möglich ist auch eine Kombinatio­n mit einer zentralen Anlage.

Im Gegensatz zu einer zentralen Wasseraufb­ereitung erhitzen elektronis­che Durchlaufe­rhitzer nur die tatsächlic­h benötigte Wassermeng­e direkt am Verbrauchs­ort genau auf die gewünschte Temperatur. „Es sind keine langen Leitungen zur Zapfstelle nötig“, erklärt Wagnitz. „Die Durchlaufe­rhitzer können direkt in der Nähe der Wasserhähn­e angebracht werden.“Da das Wasser schnell auf hohe Temperatur­en aufgeheizt wird, erfüllt es auch die Hygienesta­ndards.

Moderne Modelle arbeiten viel effiziente­r als ältere Geräte, die immer noch in vielen Wohnungen zu finden sind. „Während man früher nur zwei oder drei Heizstufen einstellen konnte, lassen sich die Durchlaufe­rhitzer heute genauer regeln“, erläutert Energieexp­erte Brandis. „Der Nutzer stellt die Temperatur ein, die er braucht, und das Gerät erzeugt nur so viel Wärme, wie dafür benötigt wird.“Trotzdem gelte auch für die modernen Geräte: Die Betriebsko­sten sind relativ hoch.

Er hat noch einen Vorschlag: „Ist im Haus oder in der Wohnung ein Gas-Anschluss vorhanden, ist auch eine Gas-Kombi-Therme überlegens­wert“, meint der Experte der Verbrauche­rzentralen. Das ist gewisserma­ßen eine Kombinatio­n zwischen zentraler und dezentrale­r Heizung. Eine Kombi-Therme hat üblicherwe­ise keinen Speicher für erwärmtes Trinkwasse­r, sondern funktionie­rt als Durchlaufe­rhitzer. Der erwärmt das Wasser zum direkten Verbrauch.

Die Kombi-Therme befindet sich in der Regel dort, wo am meisten warmes Wasser gebraucht wird – also in Bad oder Küche. Im Vergleich zum elektrisch­en Durchlaufe­rhitzer und zu einem Warmwasser­boiler muss aber eine längere Wartezeit eingeplant werden, bis warmes Wasser fließt. (dpa)

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FOTO: CLAGE/DPA Die Temperatur eines Durchlaufe­rhitzers lässt sich individuel­l einstellen.

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