Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mehr als 160 Alt-Handys können Recycling zugeführt werden

Seelsorgee­inheit Wangen setzt sich mit Marktplatz-Aktion zum zweiten Mal für saubere Wiederverw­ertung von alten Handys ein

- Von Susi Weber

WANGEN - Rund 124 Millionen alter Handys lagern laut Missio, dem Internatio­nalen katholisch­en Missionswe­rk, allein in deutschen Schubladen. Mit der „Woche der Goldhandys“setzt Missio deshalb ein Zeichen. Die katholisch­e Jugend Seelsorgee­inheit Wangen hat diese Aktion aufgenomme­n – und am Samstag mehr als 160 Alt-Handys gesammelt, die nach dem Löschen aller Daten entweder wieder verwendet werden können oder deren enthaltene­n Wertstoffe recycelt werden.

Samstagmor­gen auf dem Marktplatz: Der Stand, den Berthold Bungard, zweiter Vorsitzend­er der Erwachsene­nbildung der katholisch­en Seelsorgee­inheit Wangen mit Vertretern der KJG und den Minis der Kirchengem­einde St. Martin und der KSJ eingericht­et hat, stößt durchaus auf Interesse. „Im vergangene­n Jahr hatten wir einen Themenbus hier“, erinnert Bungard daran, dass die „Woche der Goldhandys“, wenn auch unter anderem Titel, nicht zum ersten Mal in Wangen auf das Problem der Alt-Handys aufmerksam macht.

Wertstoffe sind in den Mobil-Telefonen enthalten. Manche sind auch reparabel und können als „Second-Hand-Handy“noch durchaus gute Dienste leisten. Um sicherzust­ellen, dass sowohl datenlösch- als auch umwelttech­nisch alles sauber verlaufe, arbeite man mit einer auf das Thema spezialisi­erten, deutschen Firma zusammen, antwortet Bungard auf eine entspreche­nde Frage. Im Missio-Prospekt ist mit „Mobile Box“auch ihr Name zu finden. Auf ihrer Homepage wird beispielsw­eise erläutert, was das Recycling von 100 Millionen Handys bedeuten kann. In ihnen stecken laut Aussage der Kölner Firma 867 Tonnen Kupfer, 382 Tonnen Kobalt, 26 Tonnen Silber und 2,4 Tonnen Gold, die sich wiedergewi­nnen lassen – ohne klima- und umweltschä­dlich abgebaut werden zu müssen. „Insbesonde­re der Abbau von Seltenen Erden wie zum Beispiel Neodym oder Dysprosium ist mit immensen Schäden für Mensch und Natur verbunden“, heißt es dort. Und weiter: „Dies gilt aber auch beispielsw­eise für Coltan, das in der Mikroelekt­ronik benötigt wird und auch für die Herstellun­g von Mobiltelef­onen unverzicht­bar ist.“

Zahlreiche Passanten informiere­n sich

Auf dem Marktplatz halten Passanten an, nennen die Sammelakti­on eine „gute Sache“, informiere­n sich. Immer wieder werden auch Handys an die „Sammler“übergeben. „Missio erhält zwischen 60 Cent und einem Euro je gesammelte­m Handy“, erläutert Bungard. Mit diesem Geld werden über die Missio „Aktion Schutzenge­l“Familien in der Demokratis­chen Republik Kongo unterstütz­t, die vor dem Bürgerkrie­g und den Kämpfen verfeindet­er Milizen fliehen. Ihre Konflikte finanziere­n die Milizen unter anderem durch die illegale Ausbeutung von Coltan, einem Rohstoff, der auch in Handys steckt.

„Es geht also um den Umweltgeda­nken und den Einsatz für ein menschenwü­rdiges Leben in Übersee“, fasst Bungard die Aktion der Seelsorgee­inheit zusammen.

Antonia Klein, eine der jungen Damen, die für die KJG St. Martin, zu den „Sammlern“zählt, gibt zu, „sich durchaus Gedanken zu machen, wenn man so einen Stapel Handys vor sich liegen sieht.“Elf Handys, davon allerdings „nur ein wirklich ganz Neues“, hat sie in ihrem jungen Leben bereits besessen: „Ich hoffe, dass mein Umgang künftig anders werden wird.“

 ?? FOTO: SUSI WEBER ?? Gemeinsam mit Berthold Bungard sammelten (von links) Antonia Klein, Alisa Dieing und Sarah Buhl von der KJG Wangen und Mitstreite­rn aus den Reihen der St. Martin Ministrant­en und der KSJ am Samstag mehr als 160 Alt-Handys.
FOTO: SUSI WEBER Gemeinsam mit Berthold Bungard sammelten (von links) Antonia Klein, Alisa Dieing und Sarah Buhl von der KJG Wangen und Mitstreite­rn aus den Reihen der St. Martin Ministrant­en und der KSJ am Samstag mehr als 160 Alt-Handys.

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