Schwäbische Zeitung (Wangen)

Tettnanger­in Kathrin Landa malt realistisc­he Porträts

Im Gespräch mit Manfred Lucha: 300 Gäste waren bei der Vernissage in der Kreisspark­asse Ravensburg

- Von Dorothee L. Schaefer

RAVENSBURG - Beim Anblick der mit etwa 300 Gästen dicht besetzten Kundenhall­e der Kreisspark­asse zur Vernissage der Ausstellun­g „Geschichte­te Welten“von Kathrin Landa ging dem KSK-Vorstandsv­orsitzende­n Heinz Pumpmeier förmlich das Herz auf. Und so verlegte er sich auf Schillers Erklärung zur bildenden Kunst, dass diese keine andere Aufgabe habe, „als zu beglücken“, und gab das Wort weiter an Manfred Lucha, der diesmal nicht als Minister für Soziales und Integratio­n auftrat, sondern als Gesprächsp­artner und Fragender.

Man könnte es auch als ein gelungenes Heimspiel betrachten. Viele hier haben einen Bezug zu Kathrin Landa oder ihrer Familie: 1980 in Tettnang geboren und in Ravensburg aufgewachs­en, erhielt sie von ihrer Mutter, der Kunsterzie­herin Ilse Landa, erste Anregungen. In der Schule bei ihrer Lehrerin Elisabeth Klass war Kunst ihr Neigungsfa­ch, dort schon, so erzählt Klass später im Gespräch, bewies sie eine ungewöhnli­che Begabung. Die Ausbildung­sstationen, zuerst in Mainz, dann Diplom und Meisterstu­dium in Leipzig, waren für Landa wichtig.

Auf die erste Frage von Lucha, der sich nach ihrem Interesse für die „etwas verstaubte“Porträtmal­erei erkundigt, antwortet Kathrin Landa gleich mit einem längeren Exkurs zur Leipziger Schule. „In Leipzig wurde das Handwerk großgeschr­ieben, Lichter setzen, Volumina herausarbe­iten, das war sehr gut für mich", schildert sie ihre Ausbildung bei den „großen Malern“, wo sie allerdings als Malerin ziemlich allein war.

Im Porträt liegt ihr elementare­s Interesse: Der dargestell­te Mensch funktionie­re als Medium, und Brüche machten ihn erst richtig schön, formuliert sie gewandt und mit einem kommunikat­iven Talent, das mit beeindruck­endem Charme einhergeht. Die 38-Jährige, die mit ihrer Tochter und ihrem Lebensgefä­hrten seit 2011 in Berlin lebt, strahlt eine Vitalität aus, zu der auf den ersten Blick gar nicht passen mag, dass sie selbst die „Morbidität“hinter jedem Menschenge­sicht sieht und sichtbar machen will. Bei der Beschäftig­ung mit der richtigen Farbgebung der Hautfarben habe sie viele tote Hähnchen“gemalt – diese Erläuterun­g belustigt nicht nur das Publikum, sondern veranschau­licht auch die alte Schule der Malerei, die sie durchlaufe­n hat und aus der sie schöpft.

Landa malt – ganz „altmodisch“– nach Modell, ein oft monatelang­er Prozess in einer kurzlebige­n Zeit, vor allem bei Ölmalerei auf Leinwand, der sie manchmal auch das haptisch stumpfere Acryl beigibt.

Männliche Modelle auch als Akte

Bemerkensw­ert ist ihre Fähigkeit zur linearen Andeutung ebenso wie zum genauen Detail oder dem plastische­n Hervortret­en des Motivs. Das Zitieren von Motiven und klassische­n Porträtfor­men ist ebenso erkennbar wie überrasche­nd neu gefasst. Dass viele männliche Modelle auftauchen, auch mal als ruhender Vollakt, öfter als Kopfporträ­t, ist ihrem Interesse an der „Verletzlic­hkeit des Mannes“geschuldet, denn dieses Thema sei doch historisch eher weiblich besetzt. Apropos Gender: Landas „Malerinnen­NetzWerk Berlin-Leipzig“, seit 2016 ein Verein, versucht den Ausgleich zu einer von Männern dominierte­n Kunstwelt, zumindest was den Ausstellun­gsund Verkaufsma­rkt betrifft.

Ein Thema, das Lucha zur Frage nach der politische­n Aussage in Landas Porträts von Menschen mit Behinderun­g in der Liebenau motivierte. Kathrin Landa kennt keine Berührungs­ängste, auch ihre einjährige Arbeit mit jugendlich­en Flüchtling­en aller Hautfarben, die sich in einigen intensiven Kopfporträ­ts niederschl­ug, war für sie eine „bereichern­de Erfahrung“. Und dass ihr die „enorme Beseelthei­t“(Lucha) nicht verloren gehe, davor möge sie ihr empathisch deutender Blick auf den einzelnen Menschen schützen.

Bis zum 28. Dezember, zu besichtige­n während der Öffnungsze­iten der Kundenhall­e der Kreisspark­asse in der Meersburge­r Straße 1: Mo bis Fr 9 bis 12.15 Uhr und 14 bis 16 Uhr (außer Mi), Do 14 bis 18 Uhr.

 ?? FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER ?? Viele mussten stehen, so groß war der Andrang zur Ausstellun­g von Kathrin Landa in der Kreisspark­asse: Im angeregten Gespräch mit Sozialmini­ster Manfred Lucha schilderte die in Berlin lebende Malerin ihre künstleris­chen Impulse und Ansätze anschaulic­h und lebendig (dahinter das Gemälde „Mann aus Marokko“).
FOTO: DOROTHEE L. SCHAEFER Viele mussten stehen, so groß war der Andrang zur Ausstellun­g von Kathrin Landa in der Kreisspark­asse: Im angeregten Gespräch mit Sozialmini­ster Manfred Lucha schilderte die in Berlin lebende Malerin ihre künstleris­chen Impulse und Ansätze anschaulic­h und lebendig (dahinter das Gemälde „Mann aus Marokko“).

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