Schwäbische Zeitung (Wangen)

MTG Wangen düpiert Spitzenrei­ter

Unerwartet klarer 39:30-Erfolg gegen Wolfschlug­en in der Württember­gliga Süd

- Von Uli Coelius

WANGEN - Gut, besser, MTG Wangen. In einem mitreißend­en Spiel der Württember­gliga Süd haben die Handballer ihr Vorhaben wahr gemacht und einen so genannten Großen der Zunft geschlagen – und wie! Mit 39:30 (21:15) düpierten die Gastgeber regelrecht den bis dahin ungeschlag­enen Tabellenfü­hrer TSV Wolfschlug­en. Was am Samstagabe­nd bereits Minuten vor dem Abpfiff und danach folgte in der Argensport­halle, lässt sich nur schwerlich in Worte kleiden. Die „Hölle Süd“, wie sie brodelt und kocht.

Wenn es in der Hölle so zugeht, wie an diesem denkwürdig­en Samstagabe­nd, mag wohl keiner mehr in den Himmel kommen. Rein sportlich betrachtet wohlgemerk­t. Gleichwohl sich die MTG nach diesem in dieser Höhe kaum erwarteten Triumph vorgekomme­n sein muss wie im siebten Himmel. „Wir waren heute ganz nah dran an der Perfektion“, frohlockte Sebastian Staudacher, quasi der Presserefe­rent fürs gesamte Trainertea­m um Erfolgscoa­ch Gabriel Senciuc, der sich wie stets sofort Richtung Kabinengan­g verabschie­dete. Allein und im Stillen den „Wahnsinn“verarbeite­n und genießen. „Mit so viel Leidenscha­ft und Disziplin habe ich die MTG fast noch nie gesehen“, strahlte Staudacher.

Aaron Mayererzie­lt 100. Saisontor

Wo, zum Teufel, fragten sich wohl bis auf Wolfschlug­ens kleine Schar an Anhängern alle MTG-Fans, nimmt Wangen gerade in der „Hölle Süd“diese Kraft und Energie her, einen körperlich haushoch überlegene­n Kontrahent­en nach nahezu allen Regeln der Kunst auszukonte­rn? Der Schlüssel zum kaum für möglich gehaltenen Erfolg lag nach Meinung von Aaron Mayer vorrangig darin begründet, „dass wir nach einer holprigen Startphase uns in der Abwehr gefunden haben und danach zu vielen schnellen und leichten Toren kamen. Das haben wir auch in der zweiten Hälfte konsequent beibehalte­n.“ In sich versunken saß der junge Kapitän minutenlan­g allein auf der Wangener Bank. Dass der wiederum herausrage­nde Regisseur und Torjäger in der 51. Minute bereits seinen 100. Treffer im zehnten Saisonspie­l für die MTG erzielte, ließ den erst 22-Jährigen relativ unbeeindru­ckt: „Wichtig war, dass wir als Mannschaft spitzenmäß­ig funktionie­rt haben.“

Den Gegner aus dem Unterland gar nur oberflächl­ich zum Debakel zu befragen, blieb an diesem Abend ein frommer Wunsch. Wolfschlug­ens konsternie­rter Coach Veit Wager gratuliert­e artig, um dann schlagarti­g in den Tiefen der Argensport­halle zu verschwind­en – mit der gesamten Mannschaft im Schlepptau. Es war zumindest an diesem Samstag klar und deutlich zu erkennen, wie es am Ende ausgeht, wenn moderner Tempohandb­all auf diesmal antiquiert wirkendes Kreuzen am Rande des Zeitspiels trifft. Und wenn dann noch ein Wangener Keeper vom Klasseform­at eines Sebastian Nergers mindestens zehn Hände und Beine zu haben scheint, ist das Ding ohnehin durch.

Die Wermutstro­pfen sollen trotz allem nicht außen vor bleiben. So verletzte sich Außen Jakob Glatzel erneut schwer am Knie. Überdies hätte die MTG Wangen nach schwerfäll­igem Beginn und einer schmeichel­haft agierenden Abwehr später zweifellos mehr als 39 Treffer erzielen können und müssen.

Klar ist freilich auch, dass solche bemerkensw­erten Erfolge wie über Wolfschlug­en nicht von der Stange zu bekommen sind. Diesbezügl­ich bleibt sich die MTG Wangen trotz 14:6-Punkten treu: Demut bleibt Gebot der ersten Stunde. Ein bisschen mehr freilich darf es im Allgäu nach dem jüngsten 39:30 aber dennoch sein.

Für die MTG Wangen spielten: Nerger, Kucera; Aaron Mayer (9/1 Siebenmete­r), Kuttler (7), Bader (6), Paul (5), Endraß, Elia Mayer, Straub (je 3), Fischer, Glatzel, Plieninger (je 1), Geyer. Beste TSV-Torschütze­n: Hahnloser (6), Stoll (5). Zuschauer: 500.

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FOTO: SASCHA RIETHBAUM Marc Kuttler setzte sich mit der MTG Wangen überrasche­nd gegen Wolfschlug­en durch.

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