Deutschlands gutes Image leidet
Die pünktliche Teilnahme der Regierungschefin am G20Gipfel platzt wegen einer defekten Regierungsmaschine. Das kann passieren, ist aber vor den Augen der Weltpresse peinlich. Die Deutsche Bank, ein jahrzehntelanges Symbol für die Kraft der deutschen Volkswirtschaft, verliert an Ansehen und Wert, die Staatsanwaltschaft ordnet wegen Geldwäscheverdachts Razzien an. Das ist nicht peinlich, das ist übel. Deutschlands Schlüsselbranche, die Autoindustrie, betrügt mit ihren Dieselmotoren in großem Umfang. Das Qualitätssiegel „Made in Germany“wird schwer beschädigt. Die Regierung jedoch laviert herum. So etwas ist nicht nur übel, so etwas ist hochgefährlich.
Vom Berliner Flughafen soll an dieser Stelle erst gar nicht gesprochen werden, die Materialprobleme bei der Bundeswehr ignorieren wir, die Kostenexplosionen bei der Elbphilharmonie sind schon vergessen – und die Schwierigkeiten rund um Stuttgart 21 werden auch nicht mehr hervorgehoben. Das gute Image Deutschlands in Sachen Technik, Verlässlichkeit oder Organisationsfähigkeit bröckelt. 1997 forderte der damalige Bundespräsident Roman Herzog, durch Deutschland müsse ein Ruck gehen. 21 Jahre später ist dieser notwendiger denn je.
Fakt ist, die bald acht Milliarden Menschen auf der Erde werden nicht auf die Befindlichkeiten von 80 Millionen Menschen in Deutschland warten oder gar auf sie Rücksicht nehmen. Der derzeit erreichte hohe Wohlstand ist trügerisch, er schläfert ein. Bei der Digitalisierung hinkt Deutschland dramatisch hinterher. In Bulgarien und Rumänien wird die Bevölkerung deutlich besser mit Glasfasernetzen versorgt als hierzulande.
Und was fällt Bundesforschungsministerin Anja Karliczek in diesem Zusammenhang ein? Dass nicht jede Milchkanne mit schnellem Internet ausgestattet sein müsse. Abgesehen von ihrer kargen Kenntnis über Notwendigkeiten und Fähigkeiten im ländlichen Raum zeigt dies nur eins: Die Schubkraft zur Gestaltung der digitalen Revolution kommt von irgendwo, aber nicht aus Berlin. Wir verlieren Zeit zum Wohle der weltweiten Konkurrenz.