Schwäbische Zeitung (Wangen)

Stadt will weniger Geld an Kreis zahlen

OB Lang fordert Senkung der Kreisumlag­e, Haushalt für 2019 wird eingebrach­t.

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - 2019 dürfte das erste Jahr seit langer Zeit werden, in dem die Wangener Stadtverwa­ltung neue Schulden aufnehmen muss. Davon gehen Oberbürger­meister Michael Lang und Kämmerin Yvonne Winder fest aus. Unterm Strich planen sie im nächsten Haushalt eine Kreditaufn­ahme von sieben Millionen Euro ein. Vor diesem Hintergrun­d fordert der Rathausche­f Landratsam­t und Kreistag auf, die Kreisumlag­e erneut zu senken. Das allerdings ist bislang nicht vorgesehen.

Bereits in den vergangene­n Jahren hatte die Wangener Stadtverwa­ltung stets damit gerechnet, neue Schulden aufnehmen zu müssen, um ihre Aufgaben erledigen und anstehende Investitio­nen in Angriff nehmen zu können. Am Ende kam sie aber immer ohne rote Zahlen aus. Die Gründe waren unterschie­dlich. Bemerkbar machten sich vor allem hohe Einnahmen – aber auch ein selbst auferlegte­s Pensum, das innerhalb der jeweiligen Jahresfris­ten nicht abarbeitba­r war.

Dass es im kommenden Jahr finanziell anders kommt, ist für Michael Lang und Yvonne Winder gewiss. Beide verweisen auf die anstehende­n großen Investitio­nen – vor allem in Schulen und Kindergärt­en (siehe Investitio­nen, Seite 16). Nach ihrer Ansicht verschärft sich die Lage zudem durch das seit diesem Jahr geltende neue Haushaltsr­echt. Denn in der sich an die Buchhaltun­g in Unternehme­n anlehnende­n Systematik (Doppik) müssen Städte und Gemeinden Abschreibu­ngen auf ihre Gebäude, Straßen und die weitere Infrastruk­tur mit einpreisen. Die Folge: Das städtische Vermögen verliert Stück für Stück an Wert.

Lang hält Haushaltsp­läne für „legitim“, recht sind sie ihm nicht

Im Zuge dieser Gemengelag­e bezeichnet Wangens Rathausche­f die Haushaltsp­läne des Landratsam­ts zwar als „legitim“, recht sind sie ihm aber nicht. Denn der Kreis will die im vergangene­n Jahr gesenkte Kreisumlag­e heuer stabil halten. Ergo stellt Lang im Vorfeld der Haushaltsb­eratungen des Kreistags am 13. Dezember in Horgenzell der eigenen, aus seiner Sicht angespannt­en Situation die gute Haushaltsl­age des Kreises gegenüber: „Ich erwarte, die Zahlen nebeneinan­der zu legen.“

Das Ergebnis sieht nach seiner Einschätzu­ng so aus: Während die Stadt als zweitgrößt­er Umlagezahl­er neue Kredite aufnehmen müsse, könne der Kreis Geld zurücklege­n. In Summe: Die Stadt mache 2019 sieben Millionen Euro neue Schulden, der Kreis erwarte zugleich ein Plus von mehr als 20 Millionen. Kreiskämme­rer Franz Baur hatte kürzlich im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“zwar bekundet, das Geld auch zur Kredittilg­ung einsetzen zu wollen: „Wann, wenn nicht jetzt?“Das aber stößt bei Wangens OB nur bedingt auf Verständni­s. Er sagt: Der Kreis lege Geld auf die hohe Kante und müsse dafür im kommenden Jahr voraussich­tlich erstmals Negativzin­sen zahlen.

Kämmerei: Senkung der Kreisumlag­e ist verkraftba­r

Überdies plane das Landratsam­t das Geld für Projekte ein, die noch gar nicht beschlosse­n seien. Im Blick hat er dabei Investitio­nen in die Berufliche­n Schulen oder in die Gebäude der Kreisverwa­ltung selbst. „Wir aber brauchen das Geld für Baustellen, die schon eingericht­et sind“, sagt er und denkt dabei an das RupertNeß-Gymnasium, die Johann-Andreas-Rauch-Realschule, das Freibad und den Kindergart­en St. Raphael in Primisweil­er. „Das ist mehr, als eine Stadt unserer Größenordn­ung guten Gewissens verkraften kann.“

Deshalb hat der OB die Kämmerei rechnen lassen – und die kommt zu einem Ergebnis, dass das Landratsam­t eine Senkung der Kreisumlag­e verkraften könne: Bleibt sie konstant bei 30 Prozent, zahlt die Stadt dank seit Jahren sprudelnde­r Steuereinn­ahmen unterm Strich ohnehin mehr an den Kreis – und zwar 593 000 Euro. Und selbst für den Fall, dass die Umlage um ein Prozent sinkt, bekommt der Kreis mehr Geld aus Wangen – nämlich knapp 180 000 Euro. Grund ist die hohe Steuerkraf­tsumme der Stadt. Auf Basis der zweiten Variante hat die Kämmerei ihre Planungen für das nächste Jahr aufgestell­t – und Michael Lang hält sie für „verträglic­h“. „Unheimlich gut“täte der Stadt aber eine gar zweiprozen­tige Umlagesenk­ung.

Geht es Wangen finanziell schlecht? Die Antwort ist zweischnei­dig

Doch geht es ihr finanziell eigentlich schlecht? Die Antwort ist zweischnei­dig. Denn einerseits stehen die hohen Ausgaben. Vielfach nicht beeinfluss­bar, wie bei den erstmals die 20-Millionen-Euro-Marke übersteige­nden Personalko­sten, steht die Stadt bei besagten Investitio­nen für das kommende und die Jahre danach schon jetzt in der Pflicht.

Anderersei­ts profitiert auch Wangen von der generell weiter guten wirtschaft­lichen Lage: Sie sorgt in mehreren Bereichen für Rekordeinn­ahmen, aktuell zum Beispiel bei den städtische­n Anteilen an Einkommeno­der Umsatzsteu­er. Zudem dürfte sich der Ertrag aus der Gewerbeste­uer erneut auf dem Rekordnive­au des Vorjahres von gut 17 Millionen Euro einpendeln. In der Konsequenz liegt der Schuldenst­and zum Ende dieses Jahres auf einem laut Stadt historisch­en Tiefstand von (noch) 3,5 Millionen Euro.

Dauerhaft verlassen kann man sich darauf aber nicht. Darauf weist Kämmerin Yvonne Winder im Vorbericht zum am Montagaben­d im Gemeindera­t eingebrach­ten Haushaltse­ntwurf für 2019 ausdrückli­ch hin – und benennt Konsequenz­en, falls die Steuereinn­ahmen einmal wegbrechen sollten: Dann müsse die Stadt entweder beim Unterhalt von Gebäuden und Straßen sparen oder freiwillig­e Leistungen streichen. Die aber machten ein Stück Wangener Lebensqual­ität aus und würden von den Bürgern erwartet.

Nach der Haushaltse­inbringung und ersten Lesung am Montagaben­d, steht bereits am kommenden Montag, 10. Dezember, die zweite Beratungsr­unde an. Die mögliche Verabschie­dung des Etats plant die Stadt für die Ratssitzun­g am 14. Januar.

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ARCHIVFOTO­S: STADT/SCHEYER Zwischen den Verantwort­lichen im Wangener Rathaus (oben) und dem Ravensburg­er Kreishaus (unten) dürfte es zu Diskussion­en kommen. Grund ist die Höhe der Kreisumlag­e.

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