Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Beharrlich­keit bekommt ein Denkmal

Skulptur der „Eselmühlen­retterin“Maria Neff und eine Medienstat­ion im Museum werden 2019 kommen

- Von Susi Weber

WANGEN - Sie war keine gewöhnlich­e Frau, diese Maria Neff, Tochter des letzten Eselmühlen-Besitzers. 2019 wird nicht nur ihr 50. Todestag sein. 2019 wird ihr an der Eselmühle auch ein Denkmal gesetzt. Im Rahmen der Dankfeier des Altstadt- und Museumsver­eins(AMV) und der Stadt stellte Irina Leist am Freitagabe­nd im Rathaus das seit rund zwei Jahren geplante Projekt vor und erzählte auch viel zu der eigenwilli­gen und etwas schrullige­n Dame, die der Bürgerscha­ft als „Mariele mit der Haube“bekannt gewesen ist.

Mit „ein Denkmal der Beharrlich­keit“ist das Projekt beschriebe­n, dessen Idee bereits seit zwei Jahren besteht und das im Zuge der Bindstraße­n-Sanierung erstmals aufgekomme­n ist. Warum dieser Name? „Weil Maria Neff die Mühle durch Beharrlich­keit gerettet und bewahrt hat“, erklärte Irina Leist, Vorsitzend­e des Vereins bis März 2018. Am 23. Dezember 1969 starb die damals 69-Jährige, einzige Tochter des Stadtmülle­rs Josef Neff und seiner Frau.

Sie verblieb in der Mühle, als 1937 – nach der Mutter 1924 – auch der Vater starb und der Mühlenbetr­ieb eingestell­t werden musste. „Ab 1937 lebte sie dort unter bescheiden­sten Verhältnis­sen“, wusste Leist: „Es war kein Einkommen mehr da.“Unterstütz­t wurde sie von den Schwestern des Spitals und von Wangener Bürgern. Ungewöhnli­che Einbildung­en (Leist: „Sie trug immer eine mit Wolle ausgestopf­te Haube, weil sie glaubte, dass sonst das Hirn austrockne­t“) waren ihr ebenso zu eigen wie ihre große Liebe zu Katzen.

1968 beschloss der Gemeindera­t, dass die Stadt versuchen sollte, die Eselmühle zu erwerben, um sie abzureißen und dann eine (breitere) Straße in Richtung Leutkirche­r Straße zu schaffen. Maria Neff wollte allerdings nicht. Im selben Jahr trat mit Jörg Leist ein neuer Bürgermeis­ter sein Amt an. Er klopfte irgendwann bei Neff an und fand Einlass, obwohl die alte Dame schon zu diesem Zeitpunkt kein Vertrauen mehr zu Amtsperson­en hatte. Allerdings hatte Leist laut seiner Tochter „Glück“: „Der „Bohle“strich meinem Vater um die Beine. Und Maria Neff beschloss: Wen der „Bohle“mag, das kann kein Verkehrter sein.“

Beim Mühlenrund­gang sah Leist, dass es zum Dach reinregnet – und erbettelte daraufhin beim damaligen Landrat Münch 10 000 Mark, um es zu reparieren. Maria Neff glaubte dem neuen Stadtoberh­aupt, dass er die Mühle erhalten und nicht abreißen wolle – und verkaufte. Lange währte ihr neu gewonnener Reichtum nicht: Im September 1969 wurde der Vertrag unterzeich­net, drei Monate später starb Maria Neff. Mehr als 60 testamentl­iche Gutschrift­en hatte die alte Dame zu diesem Zeitpunkt unterschri­eben – und ihr Geld verschenkt. Der Verkauf war allerdings auch gleichzeit­ig Startschus­s für die heutige Museumslan­dschaft. „Ohne Maria Neff wäre das nie zustande gekommen“, sagte Irina Leist.

Joseph Michael Neustifter soll Skulptur schaffen

Einen Entwurf des künftigen Denkmals hatte sie am Freitagabe­nd dabei. Geschaffen wird die Neff-Skulptur von Joseph Michael Neustifter, der in und um Wangen schon für mehrere Kunstwerke verantwort­lich zeichnet – unter anderem für den Spuckbrunn­en am Ratloch. Zeigen wird das Denkmal am Eingang des Museums Maria Neff mit ihrem „Bohle“auf dem Schoss. Leist: „Dort ist ein Podest entstanden. Personen können sich dann auch dazu setzen.“Die Finanzieru­ng ist laut Irina Leist noch nicht gänzlich gesichert: „Wir suchen noch nach Sponsoren.“Dafür steht mit dem 19. Mai, an dem der internatio­nale Musemstag sein wird, bereits der Zeitpunkt der offizielle­n Übergabe.

Ebenfalls Realität wird 2019 die Umsetzung der Medienstat­ion im Musikinstr­umente-Museum. Erläuternd­e Filme wurden bereits gedreht, sodass ab kommendem Jahr Führungen „per Knopfdruck“auch jederzeit möglich werden. In die Rolle des Erklärers schlüpfte übrigens der ehemalige Vorsitzend­e des AMV, Michael Schikora.

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FOTOS: WEBER/TREFFLER, MONTAGE: ALBRECHT So könnte kommendes Jahr der Eingangsbe­reich des Stadtmuseu­ms mit der Skulptur der „Eselmühlen­retterin“Maria Neff samt ihren Katzen aussehen.

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