Schwäbische Zeitung (Wangen)

Rinker-Areal: Fabrikhall­en geht es an den Kragen

Bagger dürfen nur vorsichtig zubeißen: Was die Entsorgung­sfirma alles beachten muss – 2019 startet Wohnungsba­u

- Von Ruth Auchter

RAVENSBURG - Der erste Schritt zur groß angelegten Verwandlun­g des Rinker-Areals im Ravensburg­er Osten zu einem Neubaugebi­et ist getan: Momentan werden die acht Gebäude von Grund auf entkernt, sämtliche Schadstoff­e kommen raus und werden extra sortiert. Am Montag ist die erste Außenwand gefallen. Bis Ostern 2019 wird die Winterling­er Firma Libare, spezialisi­ert auf Rückbau, Entsorgung und Revitalisi­erung von Grundstück­en, das 30 000 Quadratmet­er große Gelände in der Holbeinstr­aße so hergericht­et haben, dass die Firmen Reisch und Rhomberg mit dem Bau von fast 300 Neubau-Wohnungen loslegen können.

So einfach ist die Sache mit dem Abriss allerdings nicht, wie Bauleiter Olaf Holz erläutert. Zunächst mal muss seine Firma sämtlichen, in einem Gutachten diagnostiz­ierten Schadstoff­en zu Leibe rücken. Das Ergebnis sei zwar nicht allzu dramatisch ausgefalle­n, weil das älteste Gebäude auf dem Areal aus dem Jahr 1963 stammt und etliche Dächer um die Jahrtausen­dwende herum modernisie­rt worden seien. Trotzdem: In den Fabrikhall­en steckt allerlei Asbest in Estrich und Vordächern, verbirgt sich Teer in manchen Bodenbeläg­en oder wurde künstliche Mineralfas­er für die Bauten verwendet. All das muss raus. Akribisch. Ehe der als gefährlich titulierte Abfall in große weiße Tüten gepackt und schließlic­h zu speziellen Mülldeponi­en transporti­ert wird.

Bagger reißt Störstoffe heraus

Auch dann können die bisher zwei Bagger, die demnächst auf vier aufgestock­t werden, sich noch nicht hemmungslo­s austoben. Erstmal müssen sie an sogenannte­n Störstoffe­n aus den Gebäuden rupfen, was möglich ist: Gips wandert ebenso wie Styropor, Teppiche, Kunststoff­e oder Neonröhren auf extra Stapel. Und Holz ist nicht gleich Holz: Da machen sich neben Bergen bitumenhal­tiger Dämmplatte­n welche breit, die mit Holz bestückt sind, das mit Holzschutz­mittel behandelt wurde. Daneben türmen sich Holzwolle-Leichtbaup­latten. Wie Olaf Holz erklärt, wird, was hier herum liegt, entweder zu Hackschnit­zeln geschredde­rt oder kommt in die Müllverbre­nnungsanla­ge. Schließlic­h gibt es auch noch Müllhügel mit Wertstoffe­n. Dazu gehören Metall, Stahl oder Aluminium – alles halt, was man für die Schrottver­wertung nutzen kann. Das ist es geschickt, dass Libare eine Tochterfir­ma hat, die einen Schrotthan­del betreibt. Und was passiert mit dem Stahl? Der, weiß Olaf Holz, werde eingeschmo­lzen und wieder verwertet. Beton auch. Beton werde in der Brechanlag­e zerkleiner­t und komme dann beispielsw­eise für die Verfüllung von Baugruben erneut zum Einsatz.

Ganz zum Schluss, nachdem die Bagger sich in die Wände und Decken gebissen haben, kommen die Fundamente an die Reihe. Davon werden sich die 20 Libare-Mitarbeite­r auch von winterlich­en Temperatur­en, so sie denn irgendwann mal kommen sollten, nicht abhalten lassen. Und da sie montags bis donnerstag­s von 7 bis 18 Uhr und freitags bis um die Mittagszei­t im Einsatz sind, ist Holz zuversicht­lich, dass das Rinker-Areal bis April auch fristgerec­ht freigeräum­t sein wird. Schon jetzt in den letzten Zügen liegt Libare bei einem Projekt in Wangen: Dort ist die Entsorgung­sfirma nämlich auf dem Erba-Gelände zugange. Und „schaufelt“es frei für die Landesgart­enschau im Jahr 2024.

Auf dem Rinker-Areal in der Holbeinstr­aße sollen dort, wo zuletzt die Firma Vetter die Hallen belegt hat, schon früher die ersten Bewohner einziehen können – nämlich 2022.

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FOTOS: OBS (3), RUT (1) Auf dem Rinker-Areal werden die ehemaligen Fabrikhall­en entkernt, der Müll wird getrennt aufgehäuft, Giftiges wandert in Säcke.
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