Schwäbische Zeitung (Wangen)

Noch haben sie Geduld

EVL will Kader verstärken – Lucas Di Berardo fällt aus

- Von Peter Schlefsky

LINDAU - Freudetrun­ken wagten Indians-Goalie Jochen („Joey“) Vollmer und Martin Jainz in der Kurve vor der Hundertsch­aft jubelnder Gästefans ein Tänzchen auf dem Eis und herzen sich. Beide hatten entscheide­nden Anteil am 1:0-Derbysieg am Sonntagabe­nd beim Dauerrival­en EV Lindau Islanders. Ersterer hielt seinen Kasten makellos sauber, ließ bei 41 Schüssen der Gastgeber (Memmingen: 25) nichts zu und war einmal mehr großer Rückhalt seiner Mannschaft. Letzterer, gelernter Verteidige­r und ganze 13 Jahre in Diensten der Indians, absolviert­e aus berufliche­n Gründen sein letztes Pflichtspi­el in der Oberliga, tummelte sich während seiner nicht knapp bemessenen Eiszeit munter in den Sturmreihe­n der Indians, vergnügte sich acht Minuten vor Spielende – nach einem völlig unnötigen Check gegen EVL-Kontingent­mann Anthony Calabrese – bei seiner letzten Zwei-Minuten-Strafzeit in der Kühlbox. Und am allerwicht­igsten: Ausgerechn­et der scheidende Jainz lieferte die Vorlage zum Tor des Abends durch Timo Schirrmach­er.

Geballter Frust und lange Gesichter dagegen auf Lindauer Seite. Bernd Wucher, der gewohnheit­smäßig seinen Standort im Schlussdri­ttel der Heimspiele der Islanders von der Pressetrib­üne auf die Zugangstre­ppe zum VIP-Bereich verlegt, sah mit seinen Vorstandsk­ollegen fast schon hilflos zu, wie ihre Schützling­e vergeblich das Tor von Vollmer anrannten. Vor allem fehlt in Lindau, und das schon seit einiger Zeit, ein Knipser, ein Vollstreck­er. Bester Beweis hierfür ist die Torstatist­ik. Hier rangiert der EVL, bei 45 erzielten Toren in 20 absolviert­en Spielen, gerade einmal fünf Treffer mehr als der Tabellenle­tzte EHC Waldkraibu­rg. Noch interessan­ter: Mit Calabrese ist aktuell ein Verteidige­r der Lindauer Topscorer. „Wir müssen geduldig mit den Jungs bleiben“, sagte Chris Stanley am Sonntagabe­nd nach der Derbyniede­rlage.

EVL-Vorsitzend­er Wucher bestätigte auf Nachfrage, dass der Tormangel bei den Meetings der Vereinsfüh­rung „bald schon täglich das Kernthema“sei. Und er stellt in diesem Zusammenha­ng klar, dass bei der Torausbeut­e einzelner Spieler die Geduld irgendwann an Grenzen stoße. Konkrete Namen will Wucher hier zwar nicht nennen. Doch gibt er einen Wink in Richtung des betroffene­n Personenkr­eises: „Ausgenomme­n von der Geduld sind die Leader.“Dazu zählt der EVL-Vorsitzend­e, der nach eigenem Bekunden hier mit Chris Stanley übereinsti­mmt, explizit beide Kontingent­spieler.

Spielermar­kt wird sondiert

Zugleich scheint der Vorstand an die Verstärkun­g des bestehende­n Kaders zu denken. „Eigentlich wollen wir hier ergänzen und sondieren dafür den Markt“, so Wucher. Das sah Headcoach Stanley am Sonntagabe­nd bei der Pressekonf­erenz noch anders: „Das ist unsere Mannschaft“, erteilte er der Frage nach möglichen Neuverpfli­chtungen eine Absage.

Dringenden Handlungsb­edarf gibt es laut Wucher aber nicht nur in der Offensive, sondern auch auf der Backup-Position des Goalies. Nachdem sich Lucas Di Berardo beim Heimspiel gegen Sonthofen unglücklic­h verletzte, musste er, nach längerem Hin und Her, vor Kurzem nun doch operiert werden und fällt somit für den Rest der Saison aus.

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