Noch haben sie Geduld
EVL will Kader verstärken – Lucas Di Berardo fällt aus
LINDAU - Freudetrunken wagten Indians-Goalie Jochen („Joey“) Vollmer und Martin Jainz in der Kurve vor der Hundertschaft jubelnder Gästefans ein Tänzchen auf dem Eis und herzen sich. Beide hatten entscheidenden Anteil am 1:0-Derbysieg am Sonntagabend beim Dauerrivalen EV Lindau Islanders. Ersterer hielt seinen Kasten makellos sauber, ließ bei 41 Schüssen der Gastgeber (Memmingen: 25) nichts zu und war einmal mehr großer Rückhalt seiner Mannschaft. Letzterer, gelernter Verteidiger und ganze 13 Jahre in Diensten der Indians, absolvierte aus beruflichen Gründen sein letztes Pflichtspiel in der Oberliga, tummelte sich während seiner nicht knapp bemessenen Eiszeit munter in den Sturmreihen der Indians, vergnügte sich acht Minuten vor Spielende – nach einem völlig unnötigen Check gegen EVL-Kontingentmann Anthony Calabrese – bei seiner letzten Zwei-Minuten-Strafzeit in der Kühlbox. Und am allerwichtigsten: Ausgerechnet der scheidende Jainz lieferte die Vorlage zum Tor des Abends durch Timo Schirrmacher.
Geballter Frust und lange Gesichter dagegen auf Lindauer Seite. Bernd Wucher, der gewohnheitsmäßig seinen Standort im Schlussdrittel der Heimspiele der Islanders von der Pressetribüne auf die Zugangstreppe zum VIP-Bereich verlegt, sah mit seinen Vorstandskollegen fast schon hilflos zu, wie ihre Schützlinge vergeblich das Tor von Vollmer anrannten. Vor allem fehlt in Lindau, und das schon seit einiger Zeit, ein Knipser, ein Vollstrecker. Bester Beweis hierfür ist die Torstatistik. Hier rangiert der EVL, bei 45 erzielten Toren in 20 absolvierten Spielen, gerade einmal fünf Treffer mehr als der Tabellenletzte EHC Waldkraiburg. Noch interessanter: Mit Calabrese ist aktuell ein Verteidiger der Lindauer Topscorer. „Wir müssen geduldig mit den Jungs bleiben“, sagte Chris Stanley am Sonntagabend nach der Derbyniederlage.
EVL-Vorsitzender Wucher bestätigte auf Nachfrage, dass der Tormangel bei den Meetings der Vereinsführung „bald schon täglich das Kernthema“sei. Und er stellt in diesem Zusammenhang klar, dass bei der Torausbeute einzelner Spieler die Geduld irgendwann an Grenzen stoße. Konkrete Namen will Wucher hier zwar nicht nennen. Doch gibt er einen Wink in Richtung des betroffenen Personenkreises: „Ausgenommen von der Geduld sind die Leader.“Dazu zählt der EVL-Vorsitzende, der nach eigenem Bekunden hier mit Chris Stanley übereinstimmt, explizit beide Kontingentspieler.
Spielermarkt wird sondiert
Zugleich scheint der Vorstand an die Verstärkung des bestehenden Kaders zu denken. „Eigentlich wollen wir hier ergänzen und sondieren dafür den Markt“, so Wucher. Das sah Headcoach Stanley am Sonntagabend bei der Pressekonferenz noch anders: „Das ist unsere Mannschaft“, erteilte er der Frage nach möglichen Neuverpflichtungen eine Absage.
Dringenden Handlungsbedarf gibt es laut Wucher aber nicht nur in der Offensive, sondern auch auf der Backup-Position des Goalies. Nachdem sich Lucas Di Berardo beim Heimspiel gegen Sonthofen unglücklich verletzte, musste er, nach längerem Hin und Her, vor Kurzem nun doch operiert werden und fällt somit für den Rest der Saison aus.