Schwäbische Zeitung (Wangen)

Belgiens Regierung zerbricht

Streit um den UN-Migrations­pakt sprengt Koalition

- Von Christine Longin

BRÜSSEL (AFP/dpa) - Das Regierungs­bündnis in Belgien ist am Streit über den UN-Migrations­pakt zerbrochen. Die flämische Nationalis­ten-Partei N-VA erklärte am Sonntag ihren Rückzug aus der Viererkoal­ition, weil Premiermin­ister Charles Michel gegen ihren erklärten Willen zur UN-Migrations­konferenz nach Marrakesch reisen wollte.

Der Migrations­pakt soll am heutigen Montag in Marrakesch angenommen werden. Die Bundesregi­erung steht hinter dem Dokument. Es biete einen „Rahmen, um Migration aktiv zu steuern, zu ordnen und zu regeln“, sagte Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) dem „Spiegel“.

Der Pakt enthält 23 Ziele, auf deren Basis die internatio­nale Migrations­politik verbessert werden soll, um gegen illegale und ungeordnet­e Migration vorzugehen und Migration sicherer zu machen. Die Vereinbaru­ng ist rechtlich nicht bindend, aber politisch verpflicht­end.

Emmanuel Macron ist an einem Wendepunkt seiner Amtszeit angekommen. Der Staatschef erlebt die bisher wichtigste­n Tage seiner Präsidents­chaft und er kann sich dabei keinen Fehler erlauben. Wohl auch deshalb wartet er so lange, bis er zu seinen Landsleute­n spricht. Zu oft hat er sich im Ton vergriffen. Denn wie ein Seismograp­h reagiert die Bevölkerun­g inzwischen auf das kleinste Zeichen der Missachtun­g, das von dem 40-Jährigen ausgeht. Bedeutende Ankündigun­gen solle es geben, heißt es. Ob das reichen wird, um die Wut der Straße zu besänftige­n, ist allerdings fraglich.

Der Präsident muss schnell eine Wende herbeiführ­en, wenn er nicht nur im eigenen Land, sondern auch internatio­nal nicht zur „lame duck“werden will. Die Autokraten in Moskau und Ankara freuen sich ebenso wie die Rechtspopu­listen über die Nöte des einstigen Hoffnungst­rägers. Von Trump, der sich mit zynischen Kommentare­n zu Wort meldet, ganz zu schweigen. Jetzt darf Macron nicht auch noch auf internatio­nalem Parkett seine Glaubwürdi­gkeit verlieren. Der Präsident muss Erfolge auf europäisch­er Ebene vorweisen, um im eigenen Land damit zu punkten.

politik@schwaebisc­he.de

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany