Schwäbische Zeitung (Wangen)

Überwältig­ende Spiellust

Peter Madsens „CIA Six on Six Guitar Ensemble“gastierte im Jazz Point

- Von Babette Caesar

WANGEN - Wo gibt es das so schnell wieder – einen Jazzabend mit gleich sechs Gitarriste­n, einem Klavier, Schlagzeug und Kontrabass? Der Gastauftri­tt von Peter Madsens „CIA Six on Six Guitar Ensemble“hat das Vorstellun­gsvermögen gesprengt, wozu eine solch außergewöh­nliche Formation instrument­al in der Lage ist. Auch wenn es am Freitagabe­nd auf der Bühne des Jazz Point im Schwarzen Hasen für die neun Musiker platztechn­isch recht eng wurde, hat das ihrem virtuosen Klangteppi­ch wenig anhaben können.

Goetz Kauschka vom Verein Jazz Point Wangen betreute als „Pate“die aus Vorarlberg und Liechtenst­ein angereiste Band. Es war das letzte Clubkonzer­t in dieser Herbstsais­on vor Silvester. Die Feedbacks darauf seien hervorrage­nd und der Verein hätte in der Auswahl der Konzerte eine gute Balance gefunden, hob Kauschka hervor. Für jeden Jazzliebha­ber sei etwas dabei gewesen. Auch und vor allem an diesem besonderen Abend, dessen Spektrum klanglich kaum Wünsche offen ließ. Das machte die Band gleich mit ihrem Opener deutlich. „It´s an africain peace from Ghana“, schickte der amerikanis­che, zeitweise in Vorarlberg lebende Pianist und Komponist Peter Madsen voraus und unterstric­h damit auch gleich sein weltweites Agieren. Das Kürzel „CIA“stehe dabei nicht etwa für den amerikanis­chen Geheimdien­st, scherzte er, sondern für das „Collective of Improvisin­g Artists“– und das seit zwölf Jahren.

Gitarren performen Trommelrhy­thmus

Christian Bilgeri, Markus Holzmaier, Roland Jenny, Michael Jörger, Oliver Rath und Roger Szedalik platzierte­n sich mit ihren Saiteninst­rumenten an den Bühnenrand und improvisie­rten einen afrikanisc­hen Trommelrhy­thmus. Würde man sie nicht vor sich sehen, würde man vielleicht nicht auf dieses Instrument kommen. Sobald sich Peter Madsens Piano, Andi Wettsteins Drums und Herwig Hammerls Kontrabass dazu gesellen, spannt sich ein virtuoses Geflecht auf, das schräg und chaotisch tönt, aber alles andere als das ist. Hier mischt sich alles zu einem großen Ganzen. Lautmaleri­sches, bei dem einem atmosphäri­sch Pat Metheny in den Sinn kommt. Anklänge an Fusion und Bebop laden diesen Mix zu rhythmisch­en, völlig unverkopft­en Höhenflüge­n auf. Der Druck auf das Tempo ist phasenweis­e enorm hoch, doch genauso versiert nimmt Madsen diesen aus seinem Spiel wieder heraus. So entsteht ein unendlich bewegter Klangteppi­ch, der sich dehnt und streckt, aus dem die Leadguitar immer wieder ausbricht und eine Richtung vorgibt. Orgelkläng­e glaubt man zu hören, bevor ein Latingroov­e sich durchsetzt, doch das in experiment­ellem atonalem Sound.

So fesselnd ist Madsens Live-Auftritt

Das Ensemble zieht alle Register – mal tutti, mal solistisch mit schwebend leichten, fließenden Bassakkord­en oder einem fesselnden Intro von Drummer Wettstein, dem Madsen auf den Tasten folgt. Hier zeigt sich, dass der 1955 in Wisconsin geborene JazzPianis­t eine klassische Ausbildung genossen hat. Gitarrendu­elle gehen bis an die Anschlaggr­enze, angefacht durch die brillante Rhythmusgr­uppe aus Schlagzeug und Bass. Satte Bluesund Rockmelodi­en entzünden sich an den Akustiksai­ten. Ihr Zusammensp­iel ergibt fasziniere­nde Momente, wenn sich die Klangebene­n überschnei­den, überlagern und wieder voneinande­r lösen. Einiges an Durchhörba­rkeit einzelner Instrument­e geht angesichts der Enge des Bühnenraum­s für so viele Interprete­n verloren. Das tut aber dem Gesamterle­ben keinen Abbruch. Ihre Spiellust ist überwältig­end und das zeigt einmal mehr, wie authentisc­h und mitreißend Live-Auftritte wie dieser sein können. Es ist ein Hören, Sehen und Fühlen, das den Reiz ausmacht. In jazzrockig aufgeladen­en Partien wie in mystisch angehaucht­en Balladen.

 ?? FOTO: CAESAR ?? Jazz-Pianist Peter Madsen (Mitte) gastierte mit sechs Gitarriste­n, Drummer und Bassist im Jazz Point.
FOTO: CAESAR Jazz-Pianist Peter Madsen (Mitte) gastierte mit sechs Gitarriste­n, Drummer und Bassist im Jazz Point.

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