JBO feiert Jubiläum, Musikverein setzt Höhepunkte
Jugendblasorchester und MV Waltershofen geben ein gemeinsames Konzert
WALTERSHOFEN - Die Besucher im Saal der Oskar-Farny-Halle in Waltershofen haben am Samstagabend ein besonderes Konzerterlebnis genossen. Nicht nur, dass das Jugendblasorchester Kißlegg unter Leitung von Christoph Dürr auf 25 erfolgreiche Jahre zurückblickte und das Jubiläum in Szene setzte, auch der von Werner Buchmann dirigierte Musikverein Waltershofen wurde bejubelt – sprengten seine Beiträge doch den Rahmen einer Laienkapelle.
Überschäumende Spielfreude, die Fähigkeit, die jeweilige Stimmung des Stückes gekonnt umzusetzen, und vor allem die spürbare Harmonie unter den Mitwirkenden und innerhalb der einzelnen Register waren es, die dieses Jahreskonzert so vorzüglich ankommen ließ. Nicht zu vergessen die beiden Dirigenten, Dürr und Buchmann, die den Beweis antraten, dass die Chemie zwischen ihnen und den Orchestern stimmt.
Nachdem sich die jungen Instrumentalisten des JBOs mit dem Titelthema der sechsteiligen Filmreihe „Rocky“in die Lüfte begeben und die Zuhörer zusammen mit „Lord Tullamore“in irische Gefilde entführt hatte, ergriff Christoph Dürr das Wort. Er, der seit 14 Jahren das Jugendblasorchester leitet, stellte den Klangkörper in launigen Bildern vor.
„Heute feiern wir in 25 Jahren rund 1000 erfolgte Proben, den Anstieg von 42 auf 63 Mitglieder, die in der Hauptsache braune Haare besitzen, Schüler der neunten und zehnten Klasse sind und zu 85 Prozent einen Notenständer bei sich haben“, zählte Dürr auf. Wie er die Konzertreisen in EU-Länder dafür geeignet hielt, „Horizonte zu öffnen“und die Gemeinschaft zu stärken.
Sechs Bläser geben Abschied
Sechs Bläser, die am Samstag letztmalig inmitten der jungen Schar saßen, verabschiedeten sich in besondere Weise von Christoph Dürr: Thomas Brack (Saxofon), Johannes Würzer (Trompete), Lukas Würzer (Tenorhorn), Michael Brack und Alexander Buffler (Posaunen) und Manuel Schwarz (Tuba) zeigten dem auf einem Stuhl platzierten Dirigenten ihr Können.
Nach der Pause galt die ganze Aufmerksamkeit dem Musikverein Waltershofen. Neben der packenden Choralphantasie „Sankt Cäcilia“von Thomas Asanger und später dann auch dem von Karel Stastny geschriebenen schwungvollen „Brillanten Tanz“wie Lubos Fisers „Salsa Verde“gab es gleich zwei Konzert-Höhepunkte. Zunächst waren es die mit orchestraler Virtuosität gespielten „Fantasy Variations“von James Barnes – eine Komposition, die sich an ein Thema von Paganini anlehnt. Der „Teufelsgeiger“erlangte bekanntlich seine Popularität durch seine meisterhafte Kunst des Vortrags.
Solch ein Stück für Blasmusik umzusetzen, das birgt sicherlich ein Risiko in sich. Dies, weil die Unbeschwertheit der Violine oftmals auf der Strecke bleibt. Nicht so bei Barnes und der Kapelle. Werner Buchmann gab ein fast atemberaubendes Tempo vor, dem die Mitwirkenden auf der Bühne folgten. Die Holzbläser, allen voran die Oboe, das tiefe Blech, die Trompeten sowie die unterschiedlichen Hörner waren im gleichen Maße gefordert. Ja, eine subtile Leichtigkeit erfasste das gesamte Orchester – auch ohne Geigenklänge.
Gefühle wie ie im Film
Das andere Stück war eine symphonische Suite von Nino Rota in der Bearbeitung von Steven Verhaert. „La Strada“ist Rotas dritte Partitur für einen Fellini-Film. Wobei Rota seine Ideen dabei vollständig den Ausdrucksund Stimmungsbedürfnissen des Regisseurs unterwarf. Dennoch gelang es ihm, eigenständige Melodien und Themen zu entwickeln. Wer von den Zuhörern den Film aus dem Jahr 1954 gesehen hat, der konnte sich bestimmt noch tiefer in die in Noten gesetzte Gefühlswelt aus Liebe, Hass, Eifersucht, Angst, Gier und sogar Mord hineinversetzen. Man sah Zampano, den grobschlächtigen Schausteller, seine mittellose Assistentin Gelsomina und den Seiltänzer Matto in Gedanken agieren und hörte dazu die von Nino Rota in kraftvollen Rhythmen und Melodien verwandelten starken Gefühle.
Eine Trompetenmelodie zog sich dabei wie ein Leitmotiv durch die Partitur: die Melodie, die der Seiltänzer dem Mädchen auf einer Spielzeugtrompete beigebracht hatte. Kein Wunder, dass man am Ende des Stückes wie gebannt da saß und zunächst das Klatschen vergaß. Um dann einen umso kräftigeren und herzlichen Applaus zu spenden. Für ein großartiges Werk, für eine außergewöhnliche Leistung der Instrumentalisten!