Die Schussen wird zum Sanierungsgebiet
Ravensburg will das Gelände verschönern und die Wege verbessern – Flussufer soll „erlebbar“werden
RAVENSBURG - Ravensburg bekommt ein neues Sanierungsgebiet. Darunter versteht man Stadtviertel, in denen Schwächen behoben werden sollen. Ziel kann es beispielsweise sein, das historische Erbe zu bewahren, die Wohn- und Arbeitsbedingungen in der gebauten Umwelt zu verbessern oder den Strukturwandel durch städtebauliche Maßnahmen voranzubringen. Für Sanierungsgebiete gibt es in der Regel üppige Fördermittel vom Land.
Im Falles des Sanierungsgebietes „An der Schussen“verfolgt die Stadt gleich mehrere Ziele. Die von Gewerbe und Industrie geprägte Struktur soll erhalten bleiben, Wohnen ist dort kein Thema. Gleichzeitig soll aber an der Schussen ein kleines Naherholungsgebiet für die Beschäftigten der umliegenden Unternehmen entstehen, und das Flussufer soll von der Innenstadt aus leichter zu erreichen sein.
Verbessert werden sollen auch die Verbindungen in die nahegelegenen Stadtquartiere Deisenfang und Ummenwinkel sowie auf die Sportgelände. Im Gespräch ist ferner ein weiteres Parkhaus für Pendler und eine ansprechende Haltestelle für Fernbusse. Die jetzige hat nicht mal einen Regenschutz.
Heikel ist und bleibt der Wiederaufbau des Escherstegs. Das Regierungspräsidium Tübingen schreibt in seiner Stellungnahme zum Sanierungsgebiet: „Die Stadt Ravensburg ist in der Vergangenheit ihrer Verpflichtung zur Herrichtung des Stegs nicht nachgekommen. Der Denkmalschutz wendet sich dagegen, seitens des Landes Mittel der Sanierungsförderung in die Maßnahme zu stecken.“
Heißt konkret: Solange der Steg nicht wie 2005 von der Stadt versprochen saniert und wiederaufgebaut ist, soll die Stadt vom Land kein Geld für das Sanierungsgebiet bekommen. Im Frühjahr will die Verwaltung dem Gemeinderat aber mehrere Möglichkeiten vorstellen, wie das Industriedenkmal saniert werden kann.
Weithmann: Hier entstehen Naherholungsflächen
Die Kommunalpolitiker stimmten dem Projekt einmütig zu. Maria Weithmann (Grüne) sagte: „Hier wird kein Park entstehen, aber Naherholungsflächen.“Aytun Narcin (SPD) hofft, dass die Menschen, die mit der Bahn anreisen, künftig dann einen besseren ersten Eindruck von Ravensburg bekommen. „Sie sollen sehen, wie toll die Stadt ist. Das wird mal superklasse.“
Empörung löste bei einigen die Haltung des Landesdenkmalamtes aus. Thomas Gihring (FDP): „Wenn ich das schon wieder höre: Das Landesdenkmalamt will überall mitreden.“Baubürgermeister Dirk Bastin verwies jedoch auf die Rechtslage. „Wir wollen eine Befriedung der Situation erreichen.“
Bausch tut was, damit es nicht mehr so oft brennt
Im Gespräch sei die Stadt auch mit dem Entsorgungsunternehmen Bausch, das am Rande des Sanierungsgebietes liegt. Maria Weithmann hatte gefragt, was dort in Sachen Brandschutz getan werde, nachdem es in den vergangenen vier Jahren zu vier Bränden gekommen war: „Was nützt uns das schönste Sanierungsgebiet, wenn da immer wieder Schadstoffimmissionen stattfinden?“Bastin meinte, das Unternehmen habe schon Maßnahmen ergriffen: „Zum Glück haben wir hier einen Unternehmer, der seine Heimatstadt sehr schätzt.“