Die schokoladensüße Unterwerfung
Frankreichs Starschriftsteller Michel Houellebecq hat das Ohr am Puls der Zeit: 2015 hat er in seinem Roman „Unterwerfung“angekündigt, dass 2022 in Frankreich alles anders wird. Der Plot: Mohamed Ben Abbes, ein charismatischer muslimischer Politiker, schart immer mehr Wähler um sich. Die sozialistische Partei und die Konservativen gehen ein Bündnis mit Ben Abbes ein, um den Aufstieg des rechten Front National unter Marine Le Pen zu verhindern. Ben Abbes wird Staatspräsident, ändert die laizistische Verfassung, führt die Theokratie, die Scharia, das Patriarchat und die Polygamie ein.
Derzeit beschäftigen sich die Franzosen allerdings weniger mit der grünen Fahne des Propheten als mit gelben Leibchen. Houellebecq hätte ahnen können, dass die Unterwerfung an einem Ort beginnt, wo sie sich mit dem Wahlrecht für
Frauen fast so lange Zeit gelassen haben wie die Saudis mit der Fahrerlaubnis: in der Schweiz. Dort ist jetzt bekannt geworden, dass das Süßigkeit gewordene Matterhorn, das nationale Schokoheiligtum Toblerone, schon seit April „halal“ist, also auch für Muslime geeignet. Der Islam und die Schweiz, das passt prima. Muslime seien „bedacht auf Sauberkeit und Reinheit“, hat Mounir Khouzami vom Swiss Arab Network, das sich um die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Schweiz und arabischen Ländern kümmert, einer Schweizer Zeitung verraten. Die Unterwerfung ging übrigens ohne Bevölkerungsaustausch vonstatten, zwei Milliarden muslimische Käufer reichten als Argument. Aber die Schweiz hält sich bekannntlich gern Optionen offen: Damit auch der AfDWähler weiter kraftvoll ins Braune beißen kann, findet sich das Prädikat halal auf der Packung gar nicht. (hü)
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