Aalenerin erhält Schadenersatz für vergessene OP-Nadel
Mutmaßliche Islamisten sollen am Flughafen Stuttgart verdächtige Fotos gemacht haben
STUTTGART (tja) - Sie lebt seit fast fünf Jahren mit einer Nadel in ihrem Körper: eine 30-jährige Mutter aus Aalen. Am Donnerstag hat ihr das Oberlandesgericht Stuttgart 12 000 Euro Schadenersatz und Schmerzensgeld zugesprochen. Zahlen muss der Bund, denn die OP-Nadel vergaßen Ärzte des Bundeswehrkrankenhauses Ulm im Unterleib der Aalenerin. Dort war sie 2014 operiert worden. „Ich bin froh, dass es vorbei ist“, sagte die Klägerin der „Schwäbischen Zeitung“. Ihre Leidensgeschichte lesen Sie auf
STUTTGART (lsw/saf) - Nach Ausspähversuchen am Stuttgarter Flughafen im Zusammenhang mit einem möglicherweise geplanten Anschlag sucht die Polizei mehrere Personen. Sicherheitskreise bestätigten am Donnerstag entsprechende Informationen. Zuvor hatte der Südwestrundfunk (SWR) berichtet, es werde nach vier Verdächtigen gefahndet. Zwei der Gesuchten seien Vater und Sohn und stammten aus NordrheinWestfalen. Sie seien bereits vergangene Woche der französischen Polizei aufgefallen, als sie am Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle Fotos vom Terminal machten.
Das waren nach den SWR-Angaben auch die beiden Männer, die am Stuttgarter Flughafen gesichtet wurden. Sie konnten demnach anhand von Videoaufzeichnungen identifiziert werden. Das zuständige Polizeipräsidium in Reutlingen wollte den Bericht nicht kommentieren.
Mindestens einer der Verdächtigen soll zum islamistischen Milieu gehören. Zuvor hatte es geheißen, er sei als Gefährder eingestuft. Dies ließ sich aber zunächst nicht zweifelsfrei bestätigen.
Nach Hinweisen französischer Behörden wurden bereits am Mittwochabend in Stuttgart sowie dann auch an anderen Flughäfen im Südwesten die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Schwer bewaffnete Polizisten waren in Schutzausrüstung auf Streife unterwegs. Betroffen sind auch Karlsruhe/Baden-Baden, Mannheim und der Bodensee-Airport Friedrichshafen, teilte das für den Stuttgarter Airport zuständige Polizeipräsidium Reutlingen am Donnerstag mit. Wie lange die Maßnahmen geplant sind war zunächst unklar. Der Flugbetrieb lief normal weiter und wurde nicht beeinträchtigt. „Es herrscht einfach nur eine erhöhte Aufmerksamkeit“, sagte Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer des Bodensee-Airports, im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Wir sehen die Polizei seit gestern Abend verstärkt patrouillieren, auch mit schweren Westen und Maschinenpistolen“, bestätigte Flughafensprecher Andreas Humer-Hager.
Keine konkrete Gefährdung
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) sagte, die Sicherheitsbehörden hätten keine Erkenntnisse zu einer konkreten Gefährdung der Flughäfen im Südwesten. Der „Tagesspiegel“berichtete unter Berufung auf Sicherheitskreise, dass vergangene Woche und am Mittwoch junge Männer von einer Überwachungskamera gefilmt worden sind. Die Personen hätten sich an der Sicherheitsschleuse aufgehalten, ohne einen Flug antreten zu wollen und ohne Reisegepäck.
Vor diesem Hintergrund habe die Bundespolizei die sogenannte Spezialeinheit BFE plus am Flughafen eingesetzt, um einem Anschlag vorzubeugen. Ein Polizeisprecher wollte den Bericht nicht kommentieren. In Reutlingen wurde eine Besondere Aufbauorganisation namens „Jumbo“gebildet, die den Einsatz und die Ermittlungen koordiniert. Die Maßnahmen an den baden-württembergischen Flughäfen seien eine „reine Vorsichtsmaßnahme“, teilte die Polizei mit. „Derartige Hinweise oder Vorkommnisse gibt es immer wieder, vor allem um die Weihnachtszeit.“Gerade nach der schrecklichen Tat in Straßburg müsse man wachsam sein. Bei dem mutmaßlichen Terroranschlag auf den dortigen Weihnachtsmarkt waren fünf Menschen ums Leben gekommen.
Auf die Spur gekommen sind die Ermittler den Männern laut „SWR“Informationen auch durch Hinweise marokkanischer Sicherheitsbehörden. Diese hätten verdächtige Chats abgefangen und deutschen Behörden übermittelt. Darin sei von einem Anschlag auf einen Flughafen im deutsch-französischen Grenzgebiet als Rache für die westliche Politik die Rede: „Sie führen Krieg gegen den Islam, meine Brüder und ich sind hier, um sie zu bekämpfen“stehe unter anderem in den Chats. „Werde ich alleine sein?“fragt demnach eine Person. „Nein, wir sind mehrere!“, lautete demnach die Antwort.
Nach Informationen von „Bild“gab die Bundespolizei nach dem Sicherheitsalarm am Flughafen Stuttgart eine entsprechende Warnung an alle 14 großen deutschen Verkehrsflughäfen heraus. Dafür gab es zunächst keine Bestätigung der Behörden.