Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Wir drehen uns im Kreis“

Auch Lindauer Kreistag diskutiert über den Neubau einer Brücke über die Argen bei Eglofstal

- Von Peter Mittermeie­r

EGLOFSTAL/KREIS LINDAU - Es ist ein Dauerbrenn­er in der Kommunalpo­litik. Seit Jahren diskutiere­n die Kreisräte der Kreise Lindau und Ravensburg über die Kreisstraß­e LI12 zwischen Steinegade­n und Eglofstal. Deren Ausbau ist genauso umstritten wie der Bau einer neuen Brücke über die Argen in Eglofstal. Die Fronten zwischen Befürworte­rn und Gegnern sind verhärtet. Das zeigte sich jetzt erneut im Kreistag Lindau. Dort scheiterte­n die Grünen mit ihrem Antrag, auf den Bau einer neuen, größeren Brücke zu verzichten. „Wir drehen uns im Kreis“, meinte SPDFraktio­nssprecher Helmut Böller angesichts der Debatte.

Die Diskussion wiederholt sich Jahr für Jahr im Dezember. Dann legt das Staatliche Bauamt sein Investitio­nsprogramm vor. Dort ist aufgeliste­t, an welchen Kreisstraß­en die Behörde Maßnahmen plant und wann. Immer dabei sind die LI12 und die Argenbrück­e. Beides will die Behörde in den nächsten Jahren angehen. Dabei hat die Brücke für das Bauamt Priorität, wie Werner Schmid, zuständige­r Bereichsle­iter, schilderte. Hier laufe den Planern die Zeit weg. Angesichts des Zustandes der 92 Jahre alten Brücke ist die Tonnage bereits auf 7,5 Tonnen beschränkt. Eine weitere Ablastung, im schlimmste­n Fall eine Sperrung, hält Schmid für denkbar.

Die Brücke ist ein Grenzbau zwischen Bayern und Württember­g. Für beide Seiten treibt das Regierungs­präsidium in Tübingen ein Planfestst­ellungsver­fahren voran. Es soll Anfang kommenden Jahres eingereich­t werden, schilderte Schmid.

Derzeit rechnet die Behörde mit einem Baubeginn 2019/2020. Ob sich der Termin halten lässt, ist allerdings fraglich. Unter anderem weigern sich Grundbesit­zer, Flächen zu verkaufen. Angesichts dessen, haben die Fraktionen der Grünen im Kreistag in Ravensburg und in Lindau einen Verzicht auf den Neubau beantragt. Sie fordern stattdesse­n eine Sanierung des alten Bauwerkes oder einen Neubau in gleicher Größe an der jetzigen Stelle. Das soll auch Schwerlast­verkehr aus dem Tal fernhalten und damit den Bedenken vieler Anwohner entgegenko­mmen. Sie scheiterte­n mit dem Antrag allerdings klar.

Kein genauer Nachbau der Brücke, sondern Neubau

Die Behörde und eine große Kreistagsm­ehrheit halten einen größeren Neubau für unausweich­lich. „Ein 1:1Bauwerk, das den Zustand von 1926 reproduzie­rt, wird es mit dem Bauamt nicht geben“, sagte Schmid.

Für dringend erforderli­ch halten Bauamt und Kreisverwa­ltung auch einen Ausbau der Kreisstraß­e selber. Sie führt teils direkt an Häusern vorbei, ist zu schmal, zudem in einem sehr schlechten Zustand. Dem Bauamt schwebt ein bestandsna­her Ausbau vor. Sprich: die Straße soll weitgehend auf der jetzigen Trasse verlaufen, aber wo es nötig ist, ein Stück von den Häusern abrücken und breiter werden.

Gleichwohl ist das Vorhaben umstritten. Die Gegner, organisier­t in einer regen Bürgerinit­iative, fürchten eine Zunahme des Schwerlast­verkehrs und dadurch den „Tod des Tals“. Versuche, vor allem der Grünen, das Vorhaben aus dem Investitio­nsprogramm zu kippen, sind aber alle gescheiter­t. Allerdings sehen auch Kreisräte anderer Fraktionen die Gefahr einer erhebliche­n Zunahme des Lkw-Verkehrs. Deshalb plädieren einige für eine Tonnage-Beschränku­ng auf einer ausgebaute­n Kreisstraß­e. Eine „gewisse Beschränku­ng“– etwa der Länge oder der Tonnage der Fahrzeuge, will auch Werner Schmid für das Bauamt nicht völlig ausschließ­en. Die Steigung von bis zu 16 Prozent könnte als Argument dafür dienen.

Im Übrigen sind längst nicht alle Bewohner entlang der Straße gegen einen Ausbau. Darauf wies Margarete Mader (CSU) hin, die selbst in dem Tal lebt. Sie verwies auf den „miserablen Zustand“der Straße und die Lage direkt an den Häusern. Sie lade jeden Gegner eines Ausbaus gerne am Sonntagmor­gen ein, „wenn in Württember­g Nebel herrscht und am Hochgrat sonniges Wetter ist“.

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ARCHIVFOTO: BECKER „Das Tal der Rebellen“: Anwohner des Tals sind gegen einen Ausbau der LI 12 zwischen Steinegade­n und Eglofstal sowie gegen einen Neubau und Ausbau der Brücke auf 80 Tonnen.
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ARCHIVFOTO: JAUSS Die Brücke über die Argen soll neu gebaut werden.

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