„Wir drehen uns im Kreis“
Auch Lindauer Kreistag diskutiert über den Neubau einer Brücke über die Argen bei Eglofstal
EGLOFSTAL/KREIS LINDAU - Es ist ein Dauerbrenner in der Kommunalpolitik. Seit Jahren diskutieren die Kreisräte der Kreise Lindau und Ravensburg über die Kreisstraße LI12 zwischen Steinegaden und Eglofstal. Deren Ausbau ist genauso umstritten wie der Bau einer neuen Brücke über die Argen in Eglofstal. Die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern sind verhärtet. Das zeigte sich jetzt erneut im Kreistag Lindau. Dort scheiterten die Grünen mit ihrem Antrag, auf den Bau einer neuen, größeren Brücke zu verzichten. „Wir drehen uns im Kreis“, meinte SPDFraktionssprecher Helmut Böller angesichts der Debatte.
Die Diskussion wiederholt sich Jahr für Jahr im Dezember. Dann legt das Staatliche Bauamt sein Investitionsprogramm vor. Dort ist aufgelistet, an welchen Kreisstraßen die Behörde Maßnahmen plant und wann. Immer dabei sind die LI12 und die Argenbrücke. Beides will die Behörde in den nächsten Jahren angehen. Dabei hat die Brücke für das Bauamt Priorität, wie Werner Schmid, zuständiger Bereichsleiter, schilderte. Hier laufe den Planern die Zeit weg. Angesichts des Zustandes der 92 Jahre alten Brücke ist die Tonnage bereits auf 7,5 Tonnen beschränkt. Eine weitere Ablastung, im schlimmsten Fall eine Sperrung, hält Schmid für denkbar.
Die Brücke ist ein Grenzbau zwischen Bayern und Württemberg. Für beide Seiten treibt das Regierungspräsidium in Tübingen ein Planfeststellungsverfahren voran. Es soll Anfang kommenden Jahres eingereicht werden, schilderte Schmid.
Derzeit rechnet die Behörde mit einem Baubeginn 2019/2020. Ob sich der Termin halten lässt, ist allerdings fraglich. Unter anderem weigern sich Grundbesitzer, Flächen zu verkaufen. Angesichts dessen, haben die Fraktionen der Grünen im Kreistag in Ravensburg und in Lindau einen Verzicht auf den Neubau beantragt. Sie fordern stattdessen eine Sanierung des alten Bauwerkes oder einen Neubau in gleicher Größe an der jetzigen Stelle. Das soll auch Schwerlastverkehr aus dem Tal fernhalten und damit den Bedenken vieler Anwohner entgegenkommen. Sie scheiterten mit dem Antrag allerdings klar.
Kein genauer Nachbau der Brücke, sondern Neubau
Die Behörde und eine große Kreistagsmehrheit halten einen größeren Neubau für unausweichlich. „Ein 1:1Bauwerk, das den Zustand von 1926 reproduziert, wird es mit dem Bauamt nicht geben“, sagte Schmid.
Für dringend erforderlich halten Bauamt und Kreisverwaltung auch einen Ausbau der Kreisstraße selber. Sie führt teils direkt an Häusern vorbei, ist zu schmal, zudem in einem sehr schlechten Zustand. Dem Bauamt schwebt ein bestandsnaher Ausbau vor. Sprich: die Straße soll weitgehend auf der jetzigen Trasse verlaufen, aber wo es nötig ist, ein Stück von den Häusern abrücken und breiter werden.
Gleichwohl ist das Vorhaben umstritten. Die Gegner, organisiert in einer regen Bürgerinitiative, fürchten eine Zunahme des Schwerlastverkehrs und dadurch den „Tod des Tals“. Versuche, vor allem der Grünen, das Vorhaben aus dem Investitionsprogramm zu kippen, sind aber alle gescheitert. Allerdings sehen auch Kreisräte anderer Fraktionen die Gefahr einer erheblichen Zunahme des Lkw-Verkehrs. Deshalb plädieren einige für eine Tonnage-Beschränkung auf einer ausgebauten Kreisstraße. Eine „gewisse Beschränkung“– etwa der Länge oder der Tonnage der Fahrzeuge, will auch Werner Schmid für das Bauamt nicht völlig ausschließen. Die Steigung von bis zu 16 Prozent könnte als Argument dafür dienen.
Im Übrigen sind längst nicht alle Bewohner entlang der Straße gegen einen Ausbau. Darauf wies Margarete Mader (CSU) hin, die selbst in dem Tal lebt. Sie verwies auf den „miserablen Zustand“der Straße und die Lage direkt an den Häusern. Sie lade jeden Gegner eines Ausbaus gerne am Sonntagmorgen ein, „wenn in Württemberg Nebel herrscht und am Hochgrat sonniges Wetter ist“.