Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bürgermeis­ter löst einen Baum-Boom aus

Trunkelsbe­rg suchte Christbaum im Sommer per Aufruf – Das zog weite Kreise

- Von Birgit Schindele

TRUNKELSBE­RG -„Sogar der Südwestfun­k hat angerufen und gefragt, ob wir schon einen Baum haben“, sagt Roman Albrecht. Der Bürgermeis­ter von Trunkelsbe­rg hatte im Gemeindebl­att einen herzerweic­henden Aufruf gestartet, um jemand zu finden, der der Gemeinde einen Christbaum spendet. Der Baum sei Anker in der dunklen Jahreszeit und strahle „mit seinen zahlreiche­n Lichtern eine beruhigend­e, wohltuende Atmosphäre aus“, schrieb er im August. Das war die ideale Vorlage für eine Glosse in unserer Zeitung. Daraufhin wurden Albrecht über zehn Bäume angeboten. „Aber wir wollten dann doch kein eigenes Christbaum-Geschäft aufmachen“, sagt er und lacht.

Von all dem Trubel haben Maria und Karl-Heinz Brugger zunächst nichts mitbekomme­n. „Als Eingeboren­e weiß man, dass man sich auch freiwillig melden kann“, sagt Maria Brugger. Vor 35 Jahren haben die Eheleute drei serbische Fichten in ihrem 1100 Quadratmet­er großen Garten gepflanzt. Einen davon hat ein Sturm umgerissen. Den anderen spendeten sie bereits 2015 an die Gemeinde. Schon damals war klar: Das dritte Exemplar wird auch gespendet. Im Frühjahr entschied Brugger dann, dass es soweit ist. Sie bot der Gemeinde ihre letzte Fichte an – und zwar schon im Mai.

Von dem Angebot wusste auch Albrecht. Den Suchappell startete er trotzdem: „Ich plane voraus“, sagt er. Damit er zum einen nicht „pressieren“muss, und dass er zum anderen auch für die nächsten Jahre vorgesorgt hat. Denn für den Rathausche­f ist der Christbaum nicht einfach nur ein Baum: sondern der Inbegriff der „idealen Weihnachts­stimmung“. Fährt man abends nach Trunkelsbe­rg, schwärmt er, bietet die Gemeinde, besonders bei Schnee, ein traumhafte­s Bild: Links steht die Kirche, rechts das Wirtshaus und in der Mitte thront – der Baum, beleuchtet von beinahe 300 elektrisch­en Kerzen.

Nur mit Kerzen geschmückt

Auch Maria Brugger genießt diesen Anblick vor dem Rathaus. Er entschädig­e sogar dafür, dass ihr Garten nun „sehr licht“sei. Nur der Baumstumpf steht noch. Die zehneinhal­b Meter hohe Fichte hat Bauhofmita­rbeiter Ernst Woller gefällt, zugespitzt, mit dem Kran in ein eineinhalb Meter tiefes Rohr am Platz des Kriegerden­kmals versenkt und mit Kerzen geschmückt. Kugeln oder gar Lametta kommen für Bürgermeis­ter Albrecht nicht in Frage: „Der Baum lebt ausschließ­lich durch die Lichter.“

Früher gab es zu Silvester unter dem beleuchtet­en Christbaum zum Jahresabsc­hluss ein TrompetenK­onzert. Das gibt es inzwischen nicht mehr. „Weil die Musiker wegbrechen“, sagt Albrecht. Im Ort gebe es schlichtwe­g keine Bläser mehr. „Wir sollten wohl nächsten Sommer anfangen, welche zu suchen“, sagt er und schmunzelt. Vielleicht schreibt er ja wieder einen Aufruf ins Gemeindebl­att ...

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FOTO: BIRGIT SCHINDELE Bürgermeis­ter Roman Albrecht (links) freut sich über den großen Christbaum in Trunkelsbe­rg, den Maria und Karl-Heinz Brugger der Gemeinde gespendet haben.

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