Penisbilder verschickt: Junger Mann bekommt Geldstrafe
Weil das Lindauer Amtsgericht bei dem 20-Jährigen Reifungsdefizite sieht, greift das Jugendstrafrecht
LINDAU (jule) - Er habe nicht gewusst, dass er sich damit strafbar gemacht hat, beteuert der 20-jährige Angeklagte am Dienstagmorgen. Er hatte im Sommer einer 16-Jährigen drei Fotos von seinem Penis geschickt. Und sich damit der Verbreitung pornografischer Schriften schuldig gemacht.
Der junge Mann versuchte gar nicht erst, die Tat zu leugnen. Dass es sich dabei um eine Straftat gehandelt habe, sei ihm allerdings zu keiner Zeit bewusst gewesen. Dies bestätigte auch eine Mitarbeiterin der Jugendgerichtshilfe, die sich mit dem 20-Jährigen aus dem oberen Landkreis Lindau befasst hatte. Sie attestierte dem jungen Mann, der nur einer geringfügigen Beschäftigung nachgeht und noch bei seiner Mutter lebt, Reifungsdefizite. Abgesehen davon fehle dem Angeklagten jegliche männliche Bezugsperson. „Er kennt seinen Vater nicht“, so die Jugendgerichtshelferin.
„Das ist eigentlich kein Kavaliersdelikt, man darf Jugendliche nicht so anmachen“, sagte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer. Er forderte, den 20Jährigen nach dem Jugendstrafrecht zu 30 Stunden gemeinnütziger Arbeit und einem Beratungsgespräch zur sexuellen Aufklärung zu verurteilen.
Lieber Geldstrafe statt gemeinnützige Arbeit
Nachdem der junge Mann allerdings erklärt hatte, dass ihm statt einer Arbeitseine Geldstrafe lieber wäre, verurteilte ihn Brigitte Grenzstein, Direktorin des Lindauer Amtsgerichts, zu einer Geldstrafe von 300 Euro, die er an den Förderverein der Antonio-Huber-Schule in Lindenberg bezahlen muss, und einem „Gespräch zum Umgangn mit Mädchen.“Auch sie hielt im Falle des Angeklagten das Jugendstrafrecht für angemessen. Das Urteil ist rechtskräftig, Angeklagter und Staatsanwalt verzichteten nach der verhandlung auf Rechtsmittel.