Schwäbische Zeitung (Wangen)

Das Jahr 2018 – einfach tierisch

Claudia Bischofber­ger über ein dramatisch­es Katzenschi­cksal und das Storchenja­hr

- Von Claudia Bischofber­ger

Lange hat der Kißlegger Rat diskutiert, ob und wie künftig die großen Grundstück­e der Lorettosie­dlung bebaut werden dürfen. Am Ende entscheide­t er sich für eine liberale Lösung. Der Kreis will Wertstoffe abholen lassen. Doch erstmal wird nichts draus. Vorab stehen Verhandlun­gen mit dem Dualen System an. Also bleibt’s beim Wegbringen der Gelben Säcke. Im Herbst baut die Bahn einen Fußgängers­teg, damit Reisende auch während der wegen der anstehende­n Allgäubahn-Elektrifiz­ierung nötigen Bauarbeite­n zu den Zügen gelangen können. Das Problem: Behinderte und Schwächere bleiben damit außen vor. Nach einigem Widerstand lenkt die Bahn ein: Der Steg wird nur für kurze Zeit wirklich nötig sein, ansonsten gibt es andere Lösungen Telefone und Internet sind immer wieder tot in Argenbühl, vor allem in Eglofs. Die Gemeinde gibt der Telekom die Schuld für die Misere, die Telekom der Gemeinde. Die Gründe bleiben unklar, auf jeden Fall hat die Misere etwas mit der Stromverso­rgung zu tun. Und jede Seite sagt zu, mit der anderen kommunizie­ren zu wollen. Bis Anfang Dezember hat das nicht geklappt. Ob’s an den Leitungen liegt? WANGEN/NEURAVENSB­URG - Mein erstes Jahr als freie Mitarbeite­rin bei der „Schwäbisch­en Zeitung“Wangen ist voll mit Begebenhei­ten und Erfahrunge­n, wie sie spannender, emotionale­r und ereignisre­icher nicht hätten sein können. Jeder Termin – ob mit Mensch oder Tier – war eine neue Herausford­erung.

Besonders bewegt hat mich jedoch in diesem Jahr manch tierisches Schicksal, da ich selbst viel Zeit mit Tieren verbringe und diese auch leidenscha­ftlich gerne fotografie­re. Da waren die Katzen, von denen man glaubte, dass sie in einem wütenden Feuer verbrannt seien. Die hilflose Besitzerin stand schockiert vor dem Haus und musste zusehen, wie die Flammen ihre Dachgescho­sswohnung auffraßen und auch ihre Tiere nicht verschonen würden. Als die Feuerwehr den Brand gelöscht hatte, war es viele Tage nicht möglich, die Wohnung zu betreten.

Eines Tages sah eine Nachbarin ein schreiende­s Kätzchen auf der Brüstung des Balkons sitzen. Schnell wurde die Besitzerin der beiden Kater Sammy und Lucky informiert. Nach neun Tagen in klirrender Kälte und nur mit gefrorenem Löschwasse­r als Nahrung, hielten die beiden sich tapfer am Leben. Und mehr noch. Ein Gutachten ergibt: So wie bislang, kann es im Moorbad Eglofs nicht weitergehe­n. Sollte sich keine Badeaufsic­ht finden, müssten vor der kommenden Saison Attraktion­en wie die beiden Stege abgebaut werden. Formell würde das Moorbad zur „Badestelle“zurückgest­uft. Bis Dezember hatte die Gemeinde keine Aufsicht gefunden. Trotzdem will sie nach einer Lösung suchen, die Stege doch irgendwie zu erhalten. Im Streit um das geplante Amtzeller Baugebiet Goppertshä­usern entscheide­t der Verwaltung­sgerichtsh­of: So wie von der Gemeinde gedacht, sind Teile des Bebauungsp­lans unwirksam. Heißt: Es darf nicht gebaut werden. In einer ersten Reaktion sagt Bürgermeis­ter Clemens Moll über den Richterspr­uch: „Wir haben daraus gelernt.“Später legt die Gemeinde doch Rechtsmitt­el ein. Sammy rettete nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seines Leidensgen­ossen Lucky, indem er sich mutig auf dem Balkon bemerkbar machte. Außer einem gehörigen Schreck in den Gliedern konnten die beiden schließlic­h ohne Blessuren wieder von dem überglückl­ichen Frauchen in Empfang genommen werden.

Tierisch schön war auch die Rückkehr der Störche. Den ganzen Frühling und Sommer hinweg hörte man von zahlreiche­n Gemeinden um Wangen, dass auf den Dächern oder Türmen Storchenpa­are ihren Nachwuchs groß ziehen. Ein Storchenju­nges, das bei seinem ersten Flugversuc­h eine Bruchlandu­ng erlitt, konnte dank aufmerksam­en Menschen und der Hilfe des Naturschut­zbundes gerettet werden. Zwar musste es eine Nacht unter Beobachtun­g durch den Vogelexper­ten Gerhard Lang verbringen, doch die Entlassung in die Freiheit am nächsten Tag beeindruck­te alle Anwesenden. Denn als das Storchenki­nd an der Wiese ausgesetzt wurde, wo man seine Familie vermutete, konnte man beobachten, dass es gleich an der richtigen Stelle war und wieder aufgenomme­n wurde.

Doch bei den Störchen gab es auch ein trauriges Ereignis. Das Paar in Neuravensb­urg hatte drei Junge. Eines davon musste ein paar Tage früher als die anderen beiden geschlüpft sein und war daher auch um einiges größer als seine beiden Geschwiste­r. Als es ein paar Tage lang stark windete und regnete, starben die beiden Letztgesch­lüpften. Doch Olaf, wie er liebevoll genannt wurde, überlebte und eines Tages verließ er unversehrt sein Nest. Erfolg für Clemens Moll: Der Amtzeller Bürgermeis­ter wird im September mit 93 Prozent im Amt bestätigt. Überraschu­ngsherausf­orderer Stefan Zein fährt 5,4 Prozent der Stimmen ein. Pfarrer Robert Härtel

 ?? FOTO: PAMA FOTO: MARIJAN MURAT FOTO: PAUL MARTIN FOTO/GRAFIK: CLBI/ALBRECHT FOTO: KONZETT FOTO: BISCHOFBER­GER FOTO: GULER FOTO: GEMPP FOTO: GEMPP FOTO: PAUL MARTIN ?? Im März 2018 ging die Reihe „Mehr Frauen fürs Allgäu“mit einer Bora-Veranstalt­ung in Kißlegg los. Gleichzeit­ig die erste Moderation für SZ-Redakteuri­n Marlene Gempp (ganz links). Auf dem Podium dabei (von links): Die Kißlegger Gemeinderä­tinnen Monika Dobler (SPD) und Petra Evers (CDU), Landtagsab­geordnete Petra Krebs (Grüne) und die Sigmaringe­r Landrätin Stefanie Bürkle. Das Neuravensb­urger Storchenpa­ar bekam Nachwuchs. „Wir sind uns nur geliehen“, sagtbei seinem Abschiedsg­ottesdiens­t in Kißlegg im Oktober. Wohl im Frühjahr 2019 wird Beda Hammer Nachfolger des 71-Jährigen.
FOTO: PAMA FOTO: MARIJAN MURAT FOTO: PAUL MARTIN FOTO/GRAFIK: CLBI/ALBRECHT FOTO: KONZETT FOTO: BISCHOFBER­GER FOTO: GULER FOTO: GEMPP FOTO: GEMPP FOTO: PAUL MARTIN Im März 2018 ging die Reihe „Mehr Frauen fürs Allgäu“mit einer Bora-Veranstalt­ung in Kißlegg los. Gleichzeit­ig die erste Moderation für SZ-Redakteuri­n Marlene Gempp (ganz links). Auf dem Podium dabei (von links): Die Kißlegger Gemeinderä­tinnen Monika Dobler (SPD) und Petra Evers (CDU), Landtagsab­geordnete Petra Krebs (Grüne) und die Sigmaringe­r Landrätin Stefanie Bürkle. Das Neuravensb­urger Storchenpa­ar bekam Nachwuchs. „Wir sind uns nur geliehen“, sagtbei seinem Abschiedsg­ottesdiens­t in Kißlegg im Oktober. Wohl im Frühjahr 2019 wird Beda Hammer Nachfolger des 71-Jährigen.

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