Kardinal kontra Heuchelei
Papst-Kritiker Brandner relativiert Missbrauchsskandal
ROM (dpa) - Die Empörung über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ist für den deutschen Kardinal Walter Brandmüller Heuchelei. „Da benimmt sich die Gesellschaft ziemlich heuchlerisch“, sagte Brandmüller, der als Kritiker von Papst Franziskus gilt, kurz vor seinem 90. Geburtstag am Samstag. „Was in der Kirche an Missbrauch passiert ist, ist nichts anderes, als was in der Gesellschaft überhaupt geschieht.“Sexueller Missbrauch sei kein rein katholisches Phänomen. Der eigentliche Skandal sei, dass sich die Kirche hierbei nicht vom Rest der Gesellschaft unterscheide.
Eine Studie hatte ergeben, dass in Deutschland zwischen 1946 und 2014 1670 katholische Kleriker 3677 meist männliche Minderjährige sexuell missbraucht haben sollen. Zudem wurden Strukturen in der katholischen Kirche benannt, die Missbrauch befördern könnten, etwa die Ehelosigkeit der Priester.
BRÜSSEL (dpa) - Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg schließt eine Diskussion über eine atomare Nachrüstung in Europa nicht mehr aus. Sollte Russland an seinen Marschflugkörpern vom Typ SSC-8 festhalten, bleibe dem Verteidigungsbündnis „nichts anderes übrig, als zu reagieren“, sagte Stoltenberg der Deutschen Presse-Agentur. Wie genau die Reaktion ausfallen soll, sagte er nicht. Russland breche aktuell den INF-Vertrag über den Verzicht auf atomare Mittelstreckenwaffen. „Derzeit gibt es keine neuen US-Marschflugkörper in Europa, aber es gibt neue russische Marschflugkörper“, sagte er. Wenn Russland nicht wieder vertragstreu werde, habe man „ein großes Problem“.
Die USA hatten Moskau Anfang Dezember ein Ultimatum von 60 Tagen gesetzt, um die Zerstörung der SSC-8 zuzusagen. Sonst gebe es auch für die USA keinen Sinn mehr, im Vertrag zu bleiben. Für ein Einlenken Russlands gibt es bislang keinerlei Anzeichen. Stoltenberg betonte im Interview, dass er weiter auf den Dialog mit Moskau setze.