Schwäbische Zeitung (Wangen)

Da helfen, wo die Not am größten ist

Leutkirche­r Bolivienpr­ojekt unterstütz­t Frauen und Kinder in Uspha Uspha

- Von Gisela Sgier

LEUTKIRCH - Unzählige Familien leben in Bolivien unterhalb der Armutsgren­ze. Betroffen sind dabei insbesonde­re Frauen und Kinder. Josef Rauch aus Leutkirch setzt sich bereits seit knapp 30 Jahren für diese Menschen ein. Neben weiteren Hilfsorgan­isationen hat die SZ-Aktion „Helfen macht Freude“bereits in der Vergangenh­eit dazu beigetrage­n, das Projekt erfolgreic­h voranzubri­ngen.

Wie Krebsgesch­würe wachsen die großen Städte in der sogenannte­n Dritten Welt aus dem Boden, so auch die Stadt Cochabamba in Bolivien. Mit ihren 700 000 Einwohnern ist sie die viertgrößt­e Stadt Boliviens. Da die Lebensbedi­ngungen auf dem Land und in der Landwirtsc­haft sehr schlecht sind, wandern viele Landarbeit­er und Bauern vom Hochland ins fruchtbare Tal von Cochabamba, um dort Arbeit für ihren Lebensunte­rhalt zu suchen. Aus diesem Grund sind am Stadtrand in den vergangene­n Jahren viele notdürftig­e Behausunge­n und zahlreiche Elendsvier­tel entstanden.

So auch in Uspha Uspha, einem Viertel, in dem es, wie in vielen anderen Orten auch, bis heute keinerlei Infrastruk­tur gibt – keine Trinkwasse­r-, keine Abwasser- und keine Stromverso­rgung, keine Schulen. Zur nächstgele­genen Schule haben die Kinder einen Schulweg von mehr als einer Stunde. Wegen der miserablen sanitären Verhältnis­se, des Wassermang­els und der Fehlernähr­ung gibt es sehr viele unterernäh­rte Menschen und eine hohe Kinderster­blichkeit. Probleme, die kaum zu bewältigen sind.

„Wir versuchen da zu helfen, wo die Not am größten ist“, sagt Rauch, der sich bereits seit knapp 30 Jahren für dieses Projekt einsetzt. Seither wurden unter anderem bereits zwei Gebäude mit Räumen für die Projektarb­eit gekauft. Um dieses Angebot nachhaltig zu verbessern, haben im Sommer Schwestern des Josefsorde­ns, die im Auftrag des Erzbischof­s von Cochabamba unter der Leitung von Provinzobe­rin Gregora handeln, in einer anderen Gegend ein neues Grundstück mit einer Fläche von 300 Quadratmet­ern erworben. Darauf soll ein Haus entstehen, in dem künftig noch mehr die Kurs-arbeit von Frauen sowie die Arbeit mit und für Kinder, und auch Jugendlich­e samt Mittagstis­ch und Hausaufgab­enbetreuun­g gefördert werden.

„Die Josefsschw­estern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, sich um das Schicksal der arbeitende­n Frauen in Fabriken, der Verkäuferi­nnen, Hausangest­ellten oder Beschäftig­ten in Restaurant­s zu kümmern, möchten dort systematis­ch und langfristi­g einsteigen“, erklärt Rauch, der unter anderem folgende Ziele für die Frauen vor Ort nannte: Persönlich­keitsentwi­cklung, Bildungsar­beit, Gartenbauk­urse, Aufbau eines Gesundheit­spostens, Begleitung der Familien in sozialer und pastoraler Hinsicht sowie eine Konflikt- und Rechtsbera­tung, um trotz Streit und Gewalt zu einem friedliche­n Leben der Menschen beizutrage­n.

Zudem werden Verdienstm­öglichkeit­en geschaffen, indem selbst gestrickte Handarbeit­en verkauft werden. „Die dort in Heimarbeit hergestell­ten Waren sind Kunstwerke aus Nadel und Garn und werden in Deutschlan­d erfolgreic­h verkauft. Mit dem Erlös sorgen die Frauen dafür, dass jeden Tag etwas im Kochtopf ist, die Kinder zur Schule gehen oder Medikament­e gekauft werden können. Mit diesem Projekt möchten wir Frauen und Kinder unterstütz­en, damit auch sie eine faire Chance für ein Leben in Menschenwü­rde haben und unsere Welt durch unser Teilen ein wenig gerechter wird“, so Rauch. Und noch einen Vorteil bringe die Arbeit der Frauen mit sich: „Wenn die Kinder eine Schule besuchen, sind sie nach Unterricht­sende nicht auf sich selbst gestellt. Sonst gebe es die Gefahr der sozialen Verwahrlos­ung und der schiefen Bahn“.

Wer sich für das Bolivienpr­ojekt der Familie Rauch interessie­rt oder mitmachen möchte, darf sich gerne bei Josef Rauch sowie seiner Frau Adelheid unter Telefon 07561 / 70897 melden.

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FOTO: BOLIVENHIL­FE Eine bolivianis­che Frau mit ihrem kleinen Baby.

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