Schwäbische Zeitung (Wangen)

Sprung in eine ungewisse Zukunft

Sobald im Herbst der Abrissbagg­er kommt, stehen die Schwimmer des TV Lindenberg ohne Heimstätte da – Bei Abteilungs­leiter Olaf Langes überschatt­et deshalb Sorge die Vorfreude auf das neue Bad – Wie geht es weiter?

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LINDENBERG - Es ist einer der wichtigste­n Beschlüsse, die der Lindenberg­er Stadtrat in jüngster Vergangenh­eit getroffen hat: der Neubau des Hallenbads. Im Vorfeld ist er heiß diskutiert worden. Befürworte­r und Gegner meldeten sich gleicherma­ßen zu Wort. Das mit 11,4 Millionen Euro veranschla­gte Projekt soll im Spätherbst mit dem Abriss beginnen. Davon stark betroffen ist die Abteilung Schwimmen des TV Lindenberg. Sie verliert vorübergeh­end ihre Heimstätte. Benjamin Schwärzler hat mit Abteilungs­leiter Olaf Langes darüber gesprochen. Der 48-jährige Familienva­ter hat das Amt seit Herbst 2015 inne. Seitdem erlebt die Sparte einen Aufschwung.

Herr Langes, freuen Sie sich auf das neue Hallenbad?

Ja, klar. Die Freude ist da. Man kann der Stadt nur gratuliere­n zu der Entscheidu­ng, ein neues Hallenbad für die nächste Generation zu bauen. Das ist nicht selbstvers­tändlich, wenn man sieht, dass bayernweit viele Bäder geschlosse­n wurden oder von der Schließung bedroht sind. Vom Neubau wird die ganze Region profitiere­n.

Generell: Ist ein Neubau aus Ihrer Sicht überhaupt notwendig?

Das kann ich nicht beurteilen. Dafür gibt es Fachleute. Wir freuen uns aber über jeden Tag, an dem das Bad in Betrieb ist. Denn das ist der Wermutstro­pfen an der Sache: Wir werden während der Bauphase zwei Jahre lang keine Heimstätte haben. Wenn man das der Vorfreude gegenübers­tellt, dann überwiegt die Sorge, was in dieser Zeit passiert.

Sie hatten im Vorfeld der Sondersitz­ung die Verwaltung und den Stadtrat gebeten, einen alternativ­en Standort zu wählen. Weshalb?

Ich war ja nicht der einzige, der diesen Gedanken hatte. Für alle Badegäste wäre ein Parallelbe­trieb während der Bauphase perfekt gewesen. Mir war es wichtig, eine Alternativ­e ernsthaft zu prüfen. Das wurde getan. Die Fachleute sagen, dass der alte Standort mit Blick auf das bestehende Baurecht, den Boden und auch die langfristi­gen Kosten der beste ist. So schade es für uns ist, verstehe ich die Entscheidu­ng.

Der Beschluss ist für Sie also nachvollzi­ehbar?

Ja, absolut.

Hätten Sie einen konkreten Alternativ­standort gehabt?

Perfekt wäre einer in unmittelba­rer Nähe gewesen – im Bereich Bolzplatz oder in der Verlängeru­ng des Bades in Richtung Schulzentr­um. Das ist aber ein reiner Wunschgeda­nke, ich kenne dort weder das Baurecht noch den Baugrund. Die bestehende Örtlichkei­t ist auf jeden Fall perfekt, da das Bad zentral liegt und von allen Schulen gut zu erreichen ist.

Im Spätherbst 2019 wird das Hallenbad abgerissen. Was bedeutet das für die Schwimmabt­eilung?

Ganz einfach: Wir wissen nicht, wohin. Gesichert ist nur, dass die Bambini weiter im Lehrschwim­mbecken der Grundschul­e sein werden. Für alle anderen Gruppen führen wir Gespräche mit Bädern in der Region. Bürgermeis­ter Eric Ballersted­t und TVL-Vorsitzend­er Martin Fink unterstütz­en uns dabei. Aber bisher haben wir noch keine gesicherte neue Heimat. Und egal, welche Ersatzlösu­ng sich findet: Kein Bad ist in unmittelba­rer Nähe, wir müssen mindestens 25 Minuten lang fahren – und wir wissen noch nicht, wer das letztlich auf sich nehmen wird.

Haben Sie Angst, dass Mitglieder abspringen?

Das wird definitiv passieren. Wir wissen nur noch nicht, wie viele. Das hängt davon ab, wer die Fahrten auf sich nehmen wird. Schlimmste­nfalls gibt es uns aber zwei Jahre lang nicht – und wir müssen dann bei Null wieder starten. Die größte Unsicherhe­it ist derzeit, dass es noch keinen ganz konkreten Termin für den Abriss gibt.

Allen Bedenken zum Trotz: Das neue Bad könnte in Lindenberg und Umgebung einen SchwimmBoo­m auslösen.

Das wird es auch. Davon bin ich überzeugt. Bisher gab es nur ein Becken im Hallenbad. Das neue Konzept mit Nichtschwi­mmer- und Babybecken eröffnet ganz neue Möglichkei­ten. Neue Kurse und neue Aktionen können dann für alle Altersund Zielgruppe­n bis zum Seniorenun­d Gesundheit­sschwimmen parallel zum regulären Badebetrie­b angeboten werden. Das wird dem Wasserspor­t in der Region einen Schub verleihen. Entscheide­nd wird allerdings sein, wie das Nutzungsko­nzept umgesetzt wird. Wir werden als Verein nur einen Teil des Angebots abdecken können.

Mit welchen Gefühlen gehen Sie unterm Strich ins Jahr 2019?

Bis zum Sommer ist „business as usual“– diese Sicherheit haben wir. Und dann hoffen wir auf eine Ersatzlösu­ng. Die wird aber definitiv nur funktionie­ren, wenn alle Eltern und Mitglieder mithelfen und sich einbringen. Da bin ich gespannt. Da wird sich zeigen, wie es um die Vereinsstr­uktur steht.

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FOTO: FLORIAN WOLF Die Schwimmer des TV Lindenberg nutzen das Hallenbad fürs Training, für Prüfungen und für ihren jährlichen Wettkampf, das große Schwimmfes­t.

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