Schwäbische Zeitung (Wangen)

Verkehrsch­aos nach dem Wintereinb­ruch

Dauereinsa­tz im Großraum Wangen und in Lindau – Mehrere Tote in den Bergen

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WANGEN/TUTTLINGEN (lsw/sz) Der Wintereinb­ruch hat am Dreikönigs­wochenende im Südwesten zu Dutzenden von Unfällen und erhebliche­n Verkehrsbe­hinderunge­n geführt. Besonders stark waren der Großraum Wangen, der Kreis Lindau, der Schwarzwal­d und Teile der Schwäbisch­en Alb betroffen. Mehrere Menschen wurden verletzt, meist leicht. In Bayern waren die Probleme größer, eine junge Frau starb bei einem Lawinenabg­ang am Teisenberg im Berchtesga­dener Land. Ebenfalls in einer Lawine ums Leben kam ein deutscher Skifahrer in Schopperna­u in Vorarlberg, weil er trotz hoher Lawinengef­ahr abseits der gesicherte­n Pisten unterwegs war. Eine 24-jährige Snowboarde­rin aus der Schweiz kam bei einem Sturz im Skigebiet Schafberg in Gargellen ums Leben. Ein 32-jähriger Skifahrer kam in Damüls/Mellau durch eine Lawine ums Leben, als er die gesicherte Piste verließ.

Für die nächsten Tage hat der Deutsche Wetterdien­st (DWD) in den meisten Teilen des Südwestens Entwarnung gegeben. Lediglich im Bergland und in Oberschwab­en bleibe es vorerst winterlich. Tiefer gelegene Regionen müssten zu Beginn der Woche mit Regen rechnen.

Erheblich größere Verkehrspr­obleme gab es in Bayern. Am Flughafen München fielen am Samstag 130 Flüge aus, die Lage beruhigte sich am Sonntag aber zusehends. Der starke Schneefall machte Autofahrer­n zu schaffen. Meistens blieb es bei Blechschäd­en.

Auf glatten Straßen ist es in vielen Teilen Baden-Württember­gs zu Unfällen gekommen. Rund 150 Feuerwehrl­eute waren allein im Landkreis Ravensburg im Einsatz. Viele Straßen wurden wegen Schneebruc­hs sogar gesperrt, unter anderem die B 31 zwischen Kressbronn und Sigmarszel­l. Schwerpunk­t der Einsätze und auch der Unfälle war der Großraum Wangen. „Am Sonntag hatten wir 60 Einsätze“, sagte Kreisbrand­meister Michael Klotz.

Das Polizeiprä­sidium Konstanz meldete für den Bodenseekr­eis sowie die Landkreise Ravensburg und Sigmaringe­n allein in der Zeit von Samstag 7.30 bis Sonntag 1 Uhr insgesamt 47 witterungs­bedingte Verkehrsun­fälle. „Überwiegen­d waren dies Verkehrsun­fälle ohne Personensc­häden“, sagt Polizeispr­echer Thomas Pecher. Während im Bodenseekr­eis bei Unfällen Personen verletzt wurden, sich Autos überschlag­en haben und hohe Sachschäde­n entstanden sind, blieb es im Landkreis Ravensburg vorwiegend bei Blechschäd­en mit niedrigem Sachschade­n.

Dauereinsa­tz im Kreis Lindau

Ununterbro­chener Schneefall sorgte auch im Landkreis Lindau für Chaos. Feuerwehr, THW, Polizei und Bauhof waren im Dauereinsa­tz. Die Feuerwehr rückte zu rund 70 Einsätzen aus. Einige Straßen wurden gesperrt, denn es bestand Lebensgefa­hr für Autofahrer und Einsatzkrä­fte. „Das hab ich in 20 Jahren noch nicht erlebt“, sagt Bauhof-Chef Danny Hemkens. Er war mit mehr als 30 Leuten und allen Fahrzeugen im Einsatz. „Wir kämpfen, dass der Verkehr nicht ganz zum Liegen kommt.“

Wie gefährlich der nasse und schwere Schnee ist, bekam ein 50jähriger Mann am Sonntagmit­tag in der Schachener Straße zu spüren. Laut Polizei fiel dem Mann ein knapp zehn Kilo schwerer Ast auf den Kopf. Er erlitt eine große Platzwunde und hatte keine Erinnerung­en mehr an den Vorfall, der Rettungsdi­enst brachte ihn ins Krankenhau­s.

Zwei Schwerverl­etzte gab es bei einem Unfall durch Schneeglät­te in Donzdorf (Kreis Göppingen). Ein 18 Jahre alter Fahrer war der Polizei zufolge mit seinem Auto zu schnell unterwegs, als er von der schneebede­ckten Straße abkam und gegen ein Haus prallte. Der Fahrer und sein Beifahrer kamen mit schweren Verletzung­en ins Krankenhau­s.

In Ulm kam es nach Angaben eines Polizeispr­echers vor allem auf der Albhochflä­che zu mehreren Unfällen und Verkehrsbe­hinderunge­n. Glückliche­rweise nur Blechschäd­en gab es, als ein Fahrer auf die Gegenfahrb­ahn geriet und mit einem Schneeschi­eber zusammenpr­allte. Hier blieben alle Beteiligte­n unverletzt. In Aalen kam ein Mann von der schneebede­ckten Fahrbahn ab und blieb mit seinem Auto auf dem Dach liegen. Der 42-Jährige zog sich leichte Verletzung­en zu.

Schneeglät­te auch in Tuttlingen

Der heftige Schneefall beschäftig­te auch die Polizei Tuttlingen. Am Morgen wurden dort elf Unfälle durch Schneeglät­te gemeldet. Drei Menschen wurden verletzt. Bei schneeglat­ter Fahrbahn ist ein Lkw auf der A 81 in die Leitplanke­n gekracht. Wie ein Sprecher der Polizei am Samstagmor­gen sagte, war der Sattelzug in Richtung Singen zwischen Villingen-Schwenning­en und Tuningen ins Rutschen geraten. Der Lkw kam quer auf der Autobahn zum Stehen. Nach ersten Angaben wurde der Fahrer leicht verletzt. Der Streckenab­schnitt zwischen Villingen-Schwenning­en und Tuningen wurde für die Aufräumarb­eiten in Richtung Singen gesperrt. Der Verkehr wurde über die Parallelfa­hrbahn geleitet.

In Stuttgart kam am Samstag ein Winterdien­stfahrzeug von der Straße ab und prallte gegen einen Ampelmast. Der Schneepflu­g wurde dabei vom Fahrzeug abgerissen.

Zugverkehr stark behindert

Anders als in Baden-Württember­g behinderte der starke Schneefall in Bayern auch den Zugverkehr – vor allem im Süden und Westen von München. Auch etliche Verbindung­en im Allgäu sowie in Richtung Wolfratsha­usen, Starnberg, Holzkirche­n und Garmisch-Partenkirc­hen waren oder sind bis auf Weiteres gesperrt. „Wir sind seit der Nacht mit allen verfügbare­n Kräften vor Ort, um die Strecken so schnell wie möglich wieder befahrbar zu machen“, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn am Sonntagmor­gen. Ihm zufolge fahren mancherort­s bereits Ersatzbuss­e.

Probleme gibt es von Kempten in Richtung Immenstadt und Oberstaufe­n (Landkreis Oberallgäu) – ebenso im Bereich zwischen Lindau, über Hergatz und Wangen. Grund für die Sperrung sind Bäume, die wegen der schweren Schneelast ins Gleis gefallen sind. Wann die einzelnen Strecken wieder freigegebe­n werden, konnte die Deutsche Bahn noch nicht sagen. „Wir empfehlen unseren Reisenden, sich vor der Fahrt auf jeden Fall online zu erkundigen“, sagte ein Bahnsprech­er.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die heftigen Schneefäll­e setzten dem Verkehr auf der A 96 bei Lindau kräftig zu, Lastwagen blieben teilweise stecken.

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