Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gelbwesten-Proteste eskalieren erneut

Demonstran­ten wollen Amtssitz des französisc­hen Regierungs­sprechers stürmen

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PARIS/BERLIN (dpa/AFP) - In Frankreich ist es bei den ersten Protesten der Gelbwesten-Bewegung im neuen Jahr erneut zu heftigen Zusammenst­ößen zwischen militanten Demonstran­ten und Ordnungskr­äften gekommen. 34 Menschen wurden am Samstag nach Polizeiang­aben landesweit festgenomm­en. Angaben zu verletzten Demonstran­ten und Polizisten gab es zunächst nicht. Nachdem die Zahl der Gelbwesten auf den Straßen zuletzt immer weiter gesunken war, stieg sie zum Jahresbegi­nn wieder.

In ganz Frankreich waren rund 50 000 Menschen auf die Straße gegangen, wie Innenminis­ter Christophe Castaner dem Sender LCI sagte. Das waren mehr als am Wochenende vor Weihnachte­n, als etwa 39 000 Menschen demonstrie­rten. In den ersten Wochen der Proteste, die vor zwei Monaten begonnen haben, waren aber knapp 300 000 Teilnehmer vermeldet worden.

In Paris zählte die Polizei diesmal 3500 Demonstran­ten. Dort eskalierte die Lage wiederholt entlang des linken Seine-Ufers, auf einer Fußgängerb­rücke über den Fluss und auf den Champs-Élysées. Demonstran­ten schleudert­en mehrfach Wurfgescho­sse in Richtung Polizei, diese setzte Tränengas ein. Auf dem Boulevard Saint-Germain wurden mehrere Roller, Mülleimer und ein Auto in Brand gesetzt. Auf einer Seine-Brücke wurde bei Zusammenst­ößen ein Polizist verletzt. Präsident Emmanuel Macron rief zum Dialog auf. Alle müssten sich zusammenre­ißen, um eine Debatte und das Gespräch zu ermögliche­n, schrieb Macron am Samstagabe­nd auf Twitter.

Regierungs­sprecher Benjamin Griveaux musste am Nachmittag sein Büro fluchtarti­g verlassen und sich in Sicherheit bringen lassen, nachdem Demonstran­ten mit einer auf der Straße entwendete­n Baumaschin­e das Tor zu seinem Amtssitz eingedrück­t hatten. „Es war die Republik, es waren die Institutio­nen, die sie im Visier hatten“, sagte Griveaux über die Angreifer. Im Innenhof hätten die Eindringli­nge zwei Autos zerstört, mehrere Fenstersch­eiben und dann sind sie wieder gegangen.

Regierung erheblich unter Druck

Eine der führenden Figuren der Bewegung machte die Polizei für die Eskalation in Paris mitverantw­ortlich. Der Protestmar­sch habe sich auf einer angemeldet­en Route Richtung Nationalve­rsammlung bewegt, wo er sich dann friedlich aufgelöst hätte, sagte Priscillia Ludosky. Die Polizei habe dann aber die Strecke gesperrt. „Warum blockiert man es kurz vor dem Ziel und lässt eine Konfrontat­ion zu? Denn das heizt die Gemüter auf, den Zugang zu etwas zu blockieren. Und dann werden die Leute wütend, und schon passiert, was gestern passiert ist“, sagte sie.

Die Massenprot­este der Gelbwesten hatten die französisc­he Regierung in den vergangene­n zwei Monaten erheblich unter Druck gesetzt. Sie hatten sich im November an einer geplanten und inzwischen zurückgeno­mmenen Erhöhung der Kraftstoff­steuer entzündet. Ihren Namen haben die Demonstran­ten von den gelben Warnwesten, die sie während ihrer Kundgebung­en und Straßenblo­ckaden tragen. Im Dezember brachte Macron eilends ein milliarden­schweres Paket mit Sozialmaßn­ahmen auf den Weg, um den Konflikt zu entschärfe­n.

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FOTO: DPA In Paris und einigen anderen Städten kam es zu neuerliche­n Zusammenst­ößen der Gelbwesten mit der Polizei.

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