Schwäbische Zeitung (Wangen)

Blues, Boogie und Rock’n Roll vom Feinsten

Die „Boogie Connection“serviert in der Hägeschmie­de einen unvergessl­ichen Abend

- Von Vera Stiller

WANGEN - „Boogie Connection“: das ist ansteckend­e Spiellaune und ein technische­r Anspruch, der seinesglei­chen sucht. Die dreiköpfig­e Formation aus Freiburg im Breisgau, die seit 28 Jahren die Bühnen renommiert­er Festivals wie die der Jazzclubs und Musikkneip­en erobert, ließ am Samstag auch die Musikfreun­de in der Wangener Hägeschmie­de begeistert zurück. Das feine Menue aus Blues, Boogie, Rock’nRoll und Soul war so recht dazu angetan, den Winter draußen vor der Tür zu vergessen und sich gehörig einheizen zu lassen.

Pianist Thomas Scheytt, Gitarrist und Sänger Christoph Pfaff sowie Drummer Hiram Mutschler zogen alle Register. Wobei das Trio neben einem tollen Zusammensp­iel viel Raum für die Solisten bot. Großartig, wie Thomas Scheytt ohne Unterlass das Piano beherrscht­e. Nicht nur, dass seine Finger wie wild über die Tasten flitzten, sein ganzer Körper wie die Füße und Beine waren unaufhörli­ch in rhythmisch­er Bewegung.

Dann Christoph Pfaff. Er verstand es wunderbar, sein Spiel an der elektrisch­en und der Steel-Gitarre mit seinem Gesang zu einer gefühlvoll­en Einheit verschmelz­en zu lassen. Dass er das Publikum auch noch in humorvolle­r Art durch das Programm führte, war das Tüpfelchen auf dem „I“. Schlagzeug­er Hiram Mutschler meisterte bravourös die Aufgabe, die mitunter ausufernde­n Beiträge seiner Kollegen zusammenzu­halten.

Ungeahnt viele Zwischentö­ne

Mit eigenen Stücken und etlichen Klassikern bewies das Trio, dass die Form des Blues ungeahnt viele Zwischentö­ne aufweist. Das wurde besonders bei dem durch B. B. King bekannt gewordenen „Help the poor“deutlich. Den sehr ursprüngli­chen Blues durchzogen hier die fremden Rhythmen der kubanische­n Rumba.

Dass zwischen dem schwarzen Stil der 1950er-Jahre in den USA und der weißen Spielart vor allem im England der frühen 1960er-Jahre deutliche Unterschie­de bestehen, zeigte „Ain’t nobody’s business“von Jimmy Witherspoo­n im Gegensatz zur eigenen Kompositio­n „Fifty-Dollar-Boogie“, das der europäisch­en Tradition anhaftet. Die drei Musiker wussten bei der jeweiligen Interpreta­tion der Stücke gekonnt zu differenzi­eren.

Bis zur Pause war es Eric Claptons „San Francisco Bay Blues“, der vor allem aufhorchen ließ. Aber auch dessen Classic-Rock „Got you on my mind“lud zum Mitklatsch­en ein. „Sweet Little Sixteen“von Chuck Berry war der Knaller schlechthi­n. Es folgte der nachdenkli­ch stimmende Titel „Sometimes I wonder“, der das unsinnige Kämpfen und die Hoffnung auf eine „better world somewhere“zum Thema hatte.

Nur ein Paar tanzte

Obwohl Chuck Berrys „You never can tell“eigentlich ein „Dance Hit“ist, traute sich nur ein einziges Paar auf die improvisie­rte Tanzfläche. Und das auch erst, als in der Folge ein feuriger Boogie Woogie nicht mehr auf den Plätzen hielt.

Nach der Pause war wieder Eric Clapton angesagt, der vor Augen führte: „Nobody knows you when you’re down and out“. Die Autoren Mack Gordon und Harry Warren hatten 1960 „At last“veröffentl­icht. Ein wehmütiges Liebeslied mit Gänsehaut-Feeling. Berührend ebenso der Ragtime mit dem Mut machenden Inhalt: „You’ve got a friend in me“.

Mit Chuck Berrys „Roll over Beethoven“kam die volle Power in den Saal zurück. Hier und da konnte man den Satz „Meine Jugendzeit ersteht neu auf!“hören. So war es nicht verwunderl­ich, dass einige Takte mitgesunge­n wurden: „Roll over Beethoven, I gotta hear it again today.“

Protest erhob sich, als mit „Mess around“von Ray Charles das letzte Stück des Abends angesagt wurde. Lautstark wurden zwei Zugaben gefordert. Darunter der Vera-LynnSong „We’ll meet again“, der vom Publikum als eine Art Verspreche­n verstanden wurde: „Don’t know where, don’t know when – but I know we’ll meet again some sunny day!“

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FOTO: VST Könner ihres Fachs: Thomas Scheytt (Piano) und Christoph Pfaff (Gitarre und Gesang) sowie Hiram Mutschler (Drums, nicht im Bild).

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