Schwäbische Zeitung (Wangen)

Grasgehren: Lift-Neubauplän­e auf Eis

Betreiberg­esellschaf­t finanziell angeschlag­en– Gemeinde Obermaisel­stein hilft mit Zuschuss

- Von Michael Munkler

OBERMAISEL­STEIN-GRASGEHREN Die Gemeinde Obermaisel­stein (Oberallgäu) hat den finanziell angeschlag­enen Grasgehren-Liften am Riedbergpa­ss mit einem „Wirtschaft­szuschuss“in Höhe von 200 000 Euro finanziell unter die Arme gegriffen. Entspreche­nde Informatio­nen bestätigte der Obermaisel­steiner Bürgermeis­ter Peter Stehle. In einer Bürgervers­ammlung soll die Bevölkerun­g am Mittwoch, 16. Januar, über Einzelheit­en informiert werden. Es gehe darum, das Skigebiet Grasgehren zu erhalten, sagt Rathausche­f Stehle. Bei der Modernisie­rung des Gebiets wolle man eine gemeinsame Lösung mit den Kritikern wie Bund Naturschut­z und Landesbund für Vogelschut­z (LBV) erarbeiten, berichtet der Bürgermeis­ter.

An einem „runden Tisch“hatten Vertreter des Landratsam­tes, der Gemeinde, der Liftgesell­schaft und Projektgeg­ner zusammenge­sessen. Von einem Moratorium ist nun die Rede: Das Genehmigun­gsverfahre­n für eine neue Bahn soll ebenso ruhen wie die Klagen, die Naturschut­zverbände dagegen eingereich­t hatten. Von einem Zeitraum bis zu einem Jahr ist die Rede, in dem nach einer möglichst einvernehm­lichen Lösung gesucht werden könnte.

Millionen-Investitio­n geplant

Rückblick: Vor ziemlich genau einem Jahr wurden die Modernisie­rungspläne für das Skigebiet Grasgehren bekannt. Demnach sollten zehn Millionen Euro investiert werden: In den Bau der neuen Hörnlebahn als Ersatz für die beiden in die Jahre gekommenen Schlepplif­te. Diese Achter-Sesselbahn wurde zwischenze­itlich auch vom Landratsam­t genehmigt, ebenso wie ein Speicherbe­cken für die Beschneiun­g mit 26 000 Kubikmeter­n Fassungsve­rmögen. Zudem sollte die Skipistenf­läche vergrößert werden.

Diese Pläne sollten unabhängig von dem damals noch geplanten Liftverbun­d mit Balderschw­ang realisiert werden. Gegen die genehmigte­n Modernisie­rungspläne hatten Landesbund für Vogelschut­z (LBV) und Bund Naturschut­z (BN) Klage eingereich­t. Der BN hatte vor allem den geplanten Standort des neuen Speicherte­ichs kritisiert. In einem höchst sensiblen Quellmoor müssten für den Bau des Speicherbe­ckens bis zu drei Meter hohe Torflagen abgebagger­t werden, die vor Tausenden ANZEIGE Jahren entstanden seien, argumentie­rten die Naturschüt­zer.

Zwischenze­itlich sind die Pläne für eine Liftschauk­el bekanntlic­h vom Tisch und der Freistaat hat Oberallgäu­er Gemeinden quasi als Ausgleich einen hohen Millionenb­etrag für ein naturvertr­ägliches Tourismusk­onzept versproche­n. Politiker, die sich seinerzeit für den umstritten­en Liftverbun­d stark gemacht hatten, sind jetzt von der Nachricht über die schwierige Finanzlage der Grasgehren­lifte überrascht. Ein Kommunalpo­litiker, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, spricht von einem „Desaster“: Wenn die finanziell­en Probleme vorher bekannt gewesen wären, hätte man sich möglicherw­eise die jahrelange Diskussion über den Liftverbun­d sparen können. Dass nun alles auf den Prüfstand komme, sei gut, sagt Julia Wehnert von der Kreisgrupp­e Oberallgäu des BN. Die Naturschüt­zer seien bereit, konstrukti­v mitzuarbei­ten. Bürgermeis­ter Stehle geht davon aus, dass für die Modernisie­rung des Gebiets zunächst einmal die Beschneiun­g verbessert werden muss.

Suche nach Standort für Teich

Deshalb gelte es einen Standort und eine Größe für den Schneiteic­h zu finden, mit denen auch die Naturschüt­zer einverstan­den seien. Erst nach dem Bau des Speicherte­ichs könne über eine neue Bahn nachgedach­t werden. Er hoffe, dass die Liftgesell­schaft mit einem Wirtschaft­splan auch finanziell wieder auf die Füße kommt, sagt Stehle. Er gehe davon aus, dass der jetzt von der Gemeinde gezahlte „Wirtschaft­szuschuss“irgendwann wieder an die Kommune zurückflie­ßt.

Branchenbe­obachter glauben, dass sich Grasgehren nun für eine der verschiede­nen Zielgruppe­n entscheide­n muss. Einerseits gilt das Gebiet als preisgünst­ig und familienfr­eundlich, anderersei­ts ist es aber inzwischen auch Bundesstüt­zpunkt für Ski- und Boardercro­ss.

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ARCHIVFOTO: RALF LIENERT Als eines der schneesich­ersten Skigebiete im Allgäu gilt Grasgehren am Riedbergpa­ss. In der vergangene­n Saison gab es über 130 Betriebsta­ge. Das Problem: Die Liftanlage­n sind veraltet.

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