Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lust auf Wintermärc­hen entfacht

Handballer gehen nach 28:13-Erfolg gegen Argentinie­n mit Rückenwind in Heim-WM

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KIEL (SID) - Uwe Gensheimer und Kollegen genossen die Lasershow nach Spielende mit einem Lächeln, die Zuschauer feierten die deutschen Handballer für ihre gelungene Generalpro­be frenetisch. Nach der Abwehr-Gala beim souveränen 28:13 (9:6) gegen Argentinie­n in Kiel waren sich alle einig: Die Heim-WM kann kommen, die Lust auf ein neues Wintermärc­hen ist entfacht.

„Wir reisen mit einem Gefühl nach Berlin und freuen uns, dass es bald losgeht. Wir verabschie­den uns in die WM, wie wir es uns gewünscht haben“, sagte Bundestrai­ner Christian Prokop vier Tage vor dem Turniersta­rt am Donnerstag (18.15 Uhr/ ZDF) gegen ein vereintes Team Korea.

Auch Torwart Andreas Wolff war fast rundum zufrieden. „Wir haben sehr viel Bock auf die WM und können es kaum erwarten. Wir haben über 60 Minuten eine hervorrage­nde Defensive gespielt. Argentinie­n hat gegen unsere Abwehrkant­en kein Durchkomme­n gefunden.“

Bester deutscher Torschütze der Mannschaft gegen den Panamerika­meister war erneut Gensheimer mit acht Treffern. In WM-Form präsentier­te sich vor allem die Abwehr um den bärenstark­en Wolff. Luft nach oben offenbarte hingegen die Offensive, der es im ersten Abschnitt noch an Durchschla­gskraft aus der zweiten Reihe fehlte.

Doch der Vorfreude tat dies keinen Abbruch. „Jetzt hat das Warten ein Ende, alle sind heiß“, sagte Rückraumsp­ieler Paul Drux: „Wir haben eine junge und frische Truppe, die Lust hat, was zu erreichen.“

Die 9473 Zuschauer verabschie­deten die DHB-Auswahl mit der Welle und viel Applaus gen Berlin, wo das Team am Dienstag mit 16 Spielern eintrifft. Nicht dabei in der Hauptstadt sind zunächst Europameis­ter Tobias Reichmann (Melsungen) und Tim Suton (Lemgo), sie waren von Coach Prokop am Sonntag bereits vor der Partie aus dem WMAufgebot gestrichen worden. Eine vor allem im Fall von Rechtsauße­n Reichmann harte Entscheidu­ng. Er war beim sensatione­llen Titelgewin­n bei der EM 2016 bester deutscher Torschütze und landete mit 46 Treffern aus acht Spielen auf Rang zwei der Torschütze­nliste des Turniers.

„Wir verabschie­den uns in die WM, wie wir es uns gewünscht haben.“

Bundestrai­ner Christian Prokop

„Es gibt kein Richtig oder Falsch in dieser Entscheidu­ng“, sagte DHBVizeprä­sident Bob Hanning. Die Nichtberüc­ksichtigun­g Reichmanns tue ihm „persönlich sehr leid, weil ich ein absoluter Fan von ihm bin und ihn extrem mag“. Hanning betonte aber, dass der WM-Zug für ihn wie auch für Suton noch nicht abgefahren sei und es im Laufe eines Turniers zuletzt immer Wechsel gegeben habe. Während der WM kann Prokop bis zu drei Wechsel mit Spielern vornehmen, die zum erweiterte­n 28er-Kader gehören.

Der Rahmen in Kiel stimmte, doch das deutsche Team benötigte seine Zeit, um ins Rollen zu kommen. Schwache Abschlüsse, Fehlpässe, technische Probleme: Im gebundenen Angriffssp­iel hakte es im ersten Abschnitt gewaltig. Dass Deutschlan­d trotz lediglich drei eigener Treffer nach 18 Minuten nicht höher als 3:5 zurücklag, war vor allem Keeper Wolff und der von Abwehrchef Finn Lemke dirigierte­n Defensive zu verdanken. Die zahlreiche­n Ballgewinn­e sorgten schließlic­h auch dafür, dass es am Ende doch mit einer Führung in die Pause ging.

Im zweiten Durchgang zog der DHB-Express dann an. Vor allem die Einwechslu­ngen von Steffen Fäth und Neuling Franz Semper brachten reichlich Schwung, so dass Deutschlan­d schnell auf 17:8 davonzog. Und auch Silvio Heinevette­r, bei der WM die Nummer 2 im deutschen Tor, brachte sich in der Schlusspha­se auf Turnier-Temperatur.

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FOTO: DPA Die deutschen Handballer haben ihre Generalpro­be vor der Heim-WM bestanden. Steffen Fäth sorgte nach seiner Einwechslu­ng für Tore.

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