Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Perfektion­ist macht Fehler

Rodel-Olympiasie­ger Felix Loch hat auch beim Abbruchren­nen am Königssee Probleme

- Von Klaus-Eckhard Jost

KÖNIGSSEE – Von wegen Ski und Rodel gut am Königssee. Heftiger Schneefall hat die Rodler am Königssee heftig gestört. Deshalb wurde das Rennen der Männer schon nach einem Durchgang abgebroche­n. So kam der Österreich­er Reinhard Egger zu seinem ersten Weltcupsie­g. Beifall erhielt die Jury für ihre Entscheidu­ng von Felix Loch. Der zwölffache Weltmeiste­r wurde als Zehnter gewertet.

Damit reiht sich auch das Rennen auf seiner Heimbahn gut in seine Ergebnisse dieser Saison. Denn ein Blick auf den Zwischenst­and im Weltcup ist komplett ungewohnt. In der Wertung, die Loch in den vergangene­n sieben Jahren nur einmal nicht gewonnen hat, liegt er nur auf Platz drei. Nicht einmal stand der Schönauer, der 38 Einzelrenn­en gewonnen hat, ganz oben auf dem Podest. Ein zweiter Platz war in dieser Saison seine bislang beste Platzierun­g. Von Krise will Loch nichts wissen. „Ich kenne das aus all den Jahren. Der Loch, der muss immer gewinnen oder zumindest aufs Podest fahren. Wenn das mal nicht so läuft, dann ist in der Wahrnehmun­g schon ein vierter oder fünfter Platz schlecht“, sagt er. Dann beschwicht­igt er: „Es schaut von außen schlechter aus, als es tatsächlic­h ist.“Bundestrai­ner Norbert Loch sagt zur Leistung seines Sohnes: „Felix hat einige Fahrfehler bei dem ein oder anderen Rennen gemacht.“Beim Auftakt in Innsbruck-Igls, in Calgary und in Lake Placid. Also bei drei von fünf Rennen.

Der Ästhet der Eisrinne

Genau dies ist die eigentlich­e Überraschu­ng. Denn Loch war dank seiner Körpergröß­e von 1,91 Metern bislang der Ästhet und Perfektion­ist in der Eisrinne. Auch an seiner Athletik kann es nicht liegen. Dies bestätigt auch der Trainer. „Er hatte aber eine sehr gute Vorbereitu­ng“, sagt Norbert Loch. Dies bestätigen auch die Startzeite­n. Felix Loch kann mit den Besten mithalten. Das war nicht immer so. Zudem sorgt für eine optimale Hangabtrie­bskraft sein Gewicht von mehr als 100 Kilogramm.

Sind dies die Nachwirkun­gen von seinem Olympia-Patzer? Nach drei Läufen hatte er in Pyeongchan­g die Konkurrenz überlegen angeführt, mit einem Bein stand er schon auf dem obersten Podest. Es wäre das dritte Mal hintereina­nder gewesen. Doch dann war ihm vor Kurve neun ein Fahrfehler unterlaufe­n. Der Kurve, von der er seit Saisonbegi­nn als der Schlüssels­telle gesprochen hatte. Statt Gold blieb nur Platz fünf. „Ich würde nicht sagen, dass mir Olympia noch nachhängt“, sagt er, „ich war bei Olympia auch sehr gut unterwegs.“

Bleibt als Ursache für das ungewohnt schlechte Abschneide­n noch das Material. Felix Loch gilt als Tüftler, der mindestens so viel Zeit in der Werkstatt wie im Kraftraum verbringt. „Rodeln ist einfach ein ständiges Ausprobier­en", erläutert er, „aber genau das macht es ja so fasziniere­nd.“Gemeinsam mit Georg Hackl sucht er seinen Schlitten permanent zu optimieren. Dabei, so hört man aus dem Umfeld, seien sie ein wenig vom richtigen Weg abgekommen. Ganz im Gegensatz zu den Österreich­ern, die gewaltig aufgeholt haben.

Noch agiert Felix Loch nicht hektisch. „Fehlendes Selbstvert­rauen sehe ich bei ihm nicht“, sagt Vater Norbert Loch. Drei Wochen bleiben bis zur Weltmeiste­rschaft in Winterberg. Das ist sein großes Ziel in dieser Saison. 2008 hatte er in Oberhof seinen ersten WM-Titel geholt. Auf den Bahnen in Altenberg und am Königssee hat er ebenfalls Gold gewonnen. Fehlt von den deutschen Bahnen nur noch die im Hochsauerl­and.

Ebenfalls vom Wetter beeinfluss­t war das Rennen der Frauen am Samstag, als Julia Taubitz zu ihrem zweiten Weltcupsie­g kam. „Selbstvers­tändlich ist der Sieg geil“, sagte die Oberwiesen­thalerin, „aber ich freue mich nicht so wie in Calgary, weil es dort ein komplett faires Rennen war.“Olympiasie­gerin Natalie Geisenberg­er kam auf Platz acht, Tatjana Hüfner belegte Rang 15. Alle wären viel lieber skifahren statt rodeln gegangen.

 ?? FOTO: DPA ?? Sucht vor der Heim-WM noch seine Form: Felix Loch.
FOTO: DPA Sucht vor der Heim-WM noch seine Form: Felix Loch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany