Der Perfektionist macht Fehler
Rodel-Olympiasieger Felix Loch hat auch beim Abbruchrennen am Königssee Probleme
KÖNIGSSEE – Von wegen Ski und Rodel gut am Königssee. Heftiger Schneefall hat die Rodler am Königssee heftig gestört. Deshalb wurde das Rennen der Männer schon nach einem Durchgang abgebrochen. So kam der Österreicher Reinhard Egger zu seinem ersten Weltcupsieg. Beifall erhielt die Jury für ihre Entscheidung von Felix Loch. Der zwölffache Weltmeister wurde als Zehnter gewertet.
Damit reiht sich auch das Rennen auf seiner Heimbahn gut in seine Ergebnisse dieser Saison. Denn ein Blick auf den Zwischenstand im Weltcup ist komplett ungewohnt. In der Wertung, die Loch in den vergangenen sieben Jahren nur einmal nicht gewonnen hat, liegt er nur auf Platz drei. Nicht einmal stand der Schönauer, der 38 Einzelrennen gewonnen hat, ganz oben auf dem Podest. Ein zweiter Platz war in dieser Saison seine bislang beste Platzierung. Von Krise will Loch nichts wissen. „Ich kenne das aus all den Jahren. Der Loch, der muss immer gewinnen oder zumindest aufs Podest fahren. Wenn das mal nicht so läuft, dann ist in der Wahrnehmung schon ein vierter oder fünfter Platz schlecht“, sagt er. Dann beschwichtigt er: „Es schaut von außen schlechter aus, als es tatsächlich ist.“Bundestrainer Norbert Loch sagt zur Leistung seines Sohnes: „Felix hat einige Fahrfehler bei dem ein oder anderen Rennen gemacht.“Beim Auftakt in Innsbruck-Igls, in Calgary und in Lake Placid. Also bei drei von fünf Rennen.
Der Ästhet der Eisrinne
Genau dies ist die eigentliche Überraschung. Denn Loch war dank seiner Körpergröße von 1,91 Metern bislang der Ästhet und Perfektionist in der Eisrinne. Auch an seiner Athletik kann es nicht liegen. Dies bestätigt auch der Trainer. „Er hatte aber eine sehr gute Vorbereitung“, sagt Norbert Loch. Dies bestätigen auch die Startzeiten. Felix Loch kann mit den Besten mithalten. Das war nicht immer so. Zudem sorgt für eine optimale Hangabtriebskraft sein Gewicht von mehr als 100 Kilogramm.
Sind dies die Nachwirkungen von seinem Olympia-Patzer? Nach drei Läufen hatte er in Pyeongchang die Konkurrenz überlegen angeführt, mit einem Bein stand er schon auf dem obersten Podest. Es wäre das dritte Mal hintereinander gewesen. Doch dann war ihm vor Kurve neun ein Fahrfehler unterlaufen. Der Kurve, von der er seit Saisonbeginn als der Schlüsselstelle gesprochen hatte. Statt Gold blieb nur Platz fünf. „Ich würde nicht sagen, dass mir Olympia noch nachhängt“, sagt er, „ich war bei Olympia auch sehr gut unterwegs.“
Bleibt als Ursache für das ungewohnt schlechte Abschneiden noch das Material. Felix Loch gilt als Tüftler, der mindestens so viel Zeit in der Werkstatt wie im Kraftraum verbringt. „Rodeln ist einfach ein ständiges Ausprobieren", erläutert er, „aber genau das macht es ja so faszinierend.“Gemeinsam mit Georg Hackl sucht er seinen Schlitten permanent zu optimieren. Dabei, so hört man aus dem Umfeld, seien sie ein wenig vom richtigen Weg abgekommen. Ganz im Gegensatz zu den Österreichern, die gewaltig aufgeholt haben.
Noch agiert Felix Loch nicht hektisch. „Fehlendes Selbstvertrauen sehe ich bei ihm nicht“, sagt Vater Norbert Loch. Drei Wochen bleiben bis zur Weltmeisterschaft in Winterberg. Das ist sein großes Ziel in dieser Saison. 2008 hatte er in Oberhof seinen ersten WM-Titel geholt. Auf den Bahnen in Altenberg und am Königssee hat er ebenfalls Gold gewonnen. Fehlt von den deutschen Bahnen nur noch die im Hochsauerland.
Ebenfalls vom Wetter beeinflusst war das Rennen der Frauen am Samstag, als Julia Taubitz zu ihrem zweiten Weltcupsieg kam. „Selbstverständlich ist der Sieg geil“, sagte die Oberwiesenthalerin, „aber ich freue mich nicht so wie in Calgary, weil es dort ein komplett faires Rennen war.“Olympiasiegerin Natalie Geisenberger kam auf Platz acht, Tatjana Hüfner belegte Rang 15. Alle wären viel lieber skifahren statt rodeln gegangen.