Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gerechte Gebühren

- Von Katja Korf

In einem hat die SPD absolut recht: Es muss sich dringend etwas ändern bei den Gebühren für Kitas in Baden-Württember­g. Das jetzige Modell ist ungerecht. Doch in einem anderen Punkt irren die Sozialdemo­kraten: Es ist nicht gerechter, den Beitrag für alle abzuschaff­en.

Jedes Kind soll dieselben Chancen haben – eine Selbstvers­tändlichke­it. Doch Deutschlan­d löst dieses Verspreche­n nicht ein, gerade das Bildungssy­stem bevorteilt Kinder aus Akademiker­familien. Es gilt alles dafür zu tun, um das zu ändern. Eine gute Kita bereitet Mädchen und Jungen auf die Schule vor. Sie kann ein wenig ausgleiche­n, was an Ungleichhe­it zwischen Familien herrscht.

Das aktuelle Gebührenmo­dell ist aus einem weiteren Grund unfair. Es überlässt es Städten und Gemeinden, festzulege­n, wie viel Eltern zahlen müssen. Damit sind finanzschw­ache Kommunen gezwungen, höhere Gebühren zu erheben. Sie können weniger Geld für Kitas ausgeben. Arme Kommunen haben es aber ohnehin schwer. Sie haben wenig Geld, weil Betriebe fehlen, die Steuern zahlen und attraktive Jobs bieten. Es gibt viele sozial Schwache, die eine Kommune unterstütz­en muss. Kita-Gebühren treffen dort Bürger, die ärmer sind als anderswo.

In der besten aller Welten wäre Geld da, um jedem Kind die beste Betreuung zu zahlen. Da liegt der Denkfehler der SPD. Politik spielt in der realen Welt. Gute Bildung kostet. Es ist verlockend, in Zeiten sprudelnde­r Steuern Wohltaten zu verschenke­n. Gerechtigk­eit heißt aber auch, künftige Generation­en nicht mit hohen Staatsausg­aben zu belasten.

Deshalb ist es gerechter, klamme Kommunen gezielt zu entlasten und allen Gemeinden die soziale Staffelung der Beiträge vorzuschre­iben. In Baden-Württember­g sparen meistens jene Familien, die viele Kinder haben. Damit zahlen Gut- ebenso viel wie Geringverd­iener. Sinnvoller wäre es, diese zu entlasten.

Der Beitrag für die Kita sollte sich daher am Familienei­nkommen orientiere­n. Die Unterstütz­ung käme da an, wo sie dringend benötigt wird. Sie ließe dem Land aber mehr finanziell­en Spielraum.

k.korf@schwaebisc­he.de

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