An ihrem Namen sollt ihr sie erkennen
Der Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei für die Europawahl, Manfred Weber, ist einer Umfrage zufolge fast jedem Zweiten in Bayern weitgehend unbekannt. Das ist natürlich eine alarmierende Meldung – aber für die CSU absolut nichts Außergewöhnliches. Die Christsozialen stellten sogar einen Bundesminister, den selbst die Mitarbeiter im eigenen Haus kaum kannten. Dabei war Christian Schmidt, damals zuständig für Landwirtschaft, immerhin vier Jahre im Amt.
Auch bei der Schwesterpartei arbeiten einige inkognito, oder hat schon mal jemand was von einem Kanzleramtschef namens Helge Braun gehört. Andererseits muss es nichts Schlechtes sein, einer breiteren Öffentlichkeit nicht bekannt zu sein. Was dabei rauskommt, wenn man prominente Leute in ein Amt hievt, sieht man ja: Wir denken da in erster Linie an den Präsidentenmimen Donald Trump, der in den USA auch deshalb so bekannt ist, weil er sich zuvor beim Vermehren von Geld als echtes Talent erwiesen hatte.
Trump gehört der allerobersten US-Mittelschicht an, also einer höheren Kaste als Friedrich Merz hierzulande. Der Mann aus den Blackrock Mountains ist auf der Suche nach einem Amt, seit er als CDUVorsitzender verschmäht wurde. Langfristig stehen seine Chancen nicht schlecht, der sprachwissenschaftliche Trend, das Wahlvolk nicht zu überfordern, spricht klar für ihn. Weber, Scholz, Maas, May, Trump: Das verstehen die Leute, mit solchen Namen können sie was anfangen. In dieser Hinsicht machen wir uns um Annegret Kramp-Karrenbauer ein wenig Sorgen. (hü)
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