Diskussion über Parkhäuser für ältere Diesel in Stuttgart
Junge Union schlägt Ausnahme von Fahrverbot für Fahrgemeinschaften vor – Bahn bietet Routenplaner-App an
STUTTGART (lsw) - Nach einer ersten Woche mit Fahrverboten in Stuttgart werden von vielen Seiten Nachbesserungen gefordert, vor allem bei den Park-and-Ride-Parkplätzen.
Viel Betrieb ist nicht am Montagmorgen im Parkhaus Echterdingen: Zehn Autos kommen in einer halben Stunde an – ein verbotener Diesel ist nicht dabei. „Ich fahre Bahn, weil ich glaube, dass es schneller geht“, sagt die einzige Dieselfahrerin. Ihr VWGolf erfüllt mindestens die Abgasnorm Euro 5 – sie dürfte also mit dem Auto in die Stadt fahren.
Das Park-and-Ride-Parkhaus an der S-Bahn-Station Echterdingen liegt außerhalb der Umweltzone, Autofahrer mit älteren Dieseln könnten es anfahren und in die Bahn umsteigen. Die meisten Autos im Parkhaus sehen allerdings zu neu aus, um nicht mindestens die Euro-5-Norm zu erfüllen – wenn es denn überhaupt Diesel sind.
Trotzdem wird in diesen Tagen viel über Park-and-Ride-Parkhäuser diskutiert. Viele liegen innerhalb der Umweltzone, dürfen also mit einem alten Diesel nicht angefahren werden, obwohl der Fahrer ja anschließend auf den öffentlichen Nahverkehr umsteigen würde.
Es gibt Pläne, das jetzt zumindest für zwei Parkhäuser in Degerloch und Österfeld zu ändern. Dazu beraten derzeit das von Winfried Hermann (Grüne) geführte Verkehrsministerium und andere Ressorts. Zwischenzeitlich war bereits von einer Einigung die Rede, doch ein Sprecher des Ministeriums sagt, Details müssten noch abgestimmt werden. Wann die beiden Parkhäuser freigegeben werden könnten, war noch nicht abzusehen.
Die Stuttgarter Junge Union schlägt eine Ausnahme alter Diesel für Fahrgemeinschaften vor. „Wir fordern, beispielsweise Autos mit mehr als einem Insassen vom Fahrverbot auszunehmen“, sagte JU-Chef Maximilian Mörseburg den „Stuttgarter Nachrichten“.
Die Bahn setzt auf technische Hilfsmittel: Eine Smartphone-App kombiniert in einem Routenplaner Auto, Bahn und Bus. In der kostenlosen „DB Park+Ride“-App soll der Nutzer ein Ziel eintragen können, die App empfiehlt dann beispielsweise mit dem Auto zu einem Park-andRide-Parkplatz zu fahren und anschließend in die S-Bahn zu steigen.
Wie viele Dieselfahrer gezwungen sind, auf ein anderes Verkehrsmittel umzusteigen oder Park-andRide-Parkplätze zu nutzen, ist unklar. Die einzig bekannte Zahl kommt von der Stadt Stuttgart: 72 000 Autos in Stuttgart und im Umland sind betroffen. Das sagt aber wenig darüber aus, wie viele Autos vor den Verboten täglich in die Stadt gerollt sind – oder wie viele Autofahrer jetzt gern in die Parkhäuser fahren würden.