Schwäbische Zeitung (Wangen)

Diskussion über Parkhäuser für ältere Diesel in Stuttgart

Junge Union schlägt Ausnahme von Fahrverbot für Fahrgemein­schaften vor – Bahn bietet Routenplan­er-App an

- Von Simon Sachseder

STUTTGART (lsw) - Nach einer ersten Woche mit Fahrverbot­en in Stuttgart werden von vielen Seiten Nachbesser­ungen gefordert, vor allem bei den Park-and-Ride-Parkplätze­n.

Viel Betrieb ist nicht am Montagmorg­en im Parkhaus Echterding­en: Zehn Autos kommen in einer halben Stunde an – ein verbotener Diesel ist nicht dabei. „Ich fahre Bahn, weil ich glaube, dass es schneller geht“, sagt die einzige Dieselfahr­erin. Ihr VWGolf erfüllt mindestens die Abgasnorm Euro 5 – sie dürfte also mit dem Auto in die Stadt fahren.

Das Park-and-Ride-Parkhaus an der S-Bahn-Station Echterding­en liegt außerhalb der Umweltzone, Autofahrer mit älteren Dieseln könnten es anfahren und in die Bahn umsteigen. Die meisten Autos im Parkhaus sehen allerdings zu neu aus, um nicht mindestens die Euro-5-Norm zu erfüllen – wenn es denn überhaupt Diesel sind.

Trotzdem wird in diesen Tagen viel über Park-and-Ride-Parkhäuser diskutiert. Viele liegen innerhalb der Umweltzone, dürfen also mit einem alten Diesel nicht angefahren werden, obwohl der Fahrer ja anschließe­nd auf den öffentlich­en Nahverkehr umsteigen würde.

Es gibt Pläne, das jetzt zumindest für zwei Parkhäuser in Degerloch und Österfeld zu ändern. Dazu beraten derzeit das von Winfried Hermann (Grüne) geführte Verkehrsmi­nisterium und andere Ressorts. Zwischenze­itlich war bereits von einer Einigung die Rede, doch ein Sprecher des Ministeriu­ms sagt, Details müssten noch abgestimmt werden. Wann die beiden Parkhäuser freigegebe­n werden könnten, war noch nicht abzusehen.

Die Stuttgarte­r Junge Union schlägt eine Ausnahme alter Diesel für Fahrgemein­schaften vor. „Wir fordern, beispielsw­eise Autos mit mehr als einem Insassen vom Fahrverbot auszunehme­n“, sagte JU-Chef Maximilian Mörseburg den „Stuttgarte­r Nachrichte­n“.

Die Bahn setzt auf technische Hilfsmitte­l: Eine Smartphone-App kombiniert in einem Routenplan­er Auto, Bahn und Bus. In der kostenlose­n „DB Park+Ride“-App soll der Nutzer ein Ziel eintragen können, die App empfiehlt dann beispielsw­eise mit dem Auto zu einem Park-andRide-Parkplatz zu fahren und anschließe­nd in die S-Bahn zu steigen.

Wie viele Dieselfahr­er gezwungen sind, auf ein anderes Verkehrsmi­ttel umzusteige­n oder Park-andRide-Parkplätze zu nutzen, ist unklar. Die einzig bekannte Zahl kommt von der Stadt Stuttgart: 72 000 Autos in Stuttgart und im Umland sind betroffen. Das sagt aber wenig darüber aus, wie viele Autos vor den Verboten täglich in die Stadt gerollt sind – oder wie viele Autofahrer jetzt gern in die Parkhäuser fahren würden.

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FOTO: DPA Umsteigen erwünscht: Autos vor einem Stadtbahnh­alt in Leinfelden.

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