Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wie man sich gegen Datenklau schützt

Bei der Auswahl der Passwörter sind viele Deutsche noch immer nachlässig

- Von Hajo Zenker

BERLIN - Der Datendiebs­tahl bei Politikern, Prominente­n und Journalist­en hat auch deutlich gemacht, wie sorglos noch immer viele Deutsche im Netz agieren. Was sollte man also tun, um seine Daten besser zu schützen? Dazu einige Antworten.

War der Datendiebs­tahl technisch aufwendig und deshalb so erfolgreic­h?

Nein. Die Angriffste­chniken waren vermutlich vergleichs­weise einfach, sagt Sven Herpig, Leiter des Bereichs Internatio­nale Cyber-Sicherheit­spolitik bei der Stiftung Neue Verantwort­ung, der früher auch bei Behörden wie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) gearbeitet hat. So hätten Betroffene möglicherw­eise auf gefälschte Mails reagiert und ihr Passwort offenbart. Und wenn dieses Passwort dann auch noch mehrfach verwendet werde, etwa bei Amazon oder Facebook, sei der Schaden entspreche­nd groß. Auf E-Mails, die zum Beispiel die Eingabe eines Passwortes verlangen, weil etwa angeblich die Sperrung von Paypal drohe, solle man nie antworten.

Sind die Deutschen tatsächlic­h so unvorsicht­ig bei der Wahl ihrer Passwörter?

Ja. Das Hasso-Plattner-Institut (HPI) veröffentl­icht jedes Jahr die meistgenut­zten Passwörter der Deutschen – auch für 2018 galt dabei: Die Ziffernfol­ge „123456“belegt den Spitzenpla­tz, gefolgt von „12345“. Auf Rang 9 liegt übrigens „passwort“. Dabei sollten Passwörter aus Groß- und Kleinbuchs­taben sowie Sonderzeic­hen bestehen und in keinem Wörterbuch zu finden sein. Nicht geeignet sind laut BSI Namen von Familienmi­tgliedern, des Haustiers, des besten Freundes, Geburtsdat­en. Als Mindestlän­ge empfiehlt das BSI acht Zeichen, die Verbrauche­rzentralen raten zu mindestens zehn Zeichen, das HPI empfiehlt sogar mehr als 15. Wie gut ein Passwort ist, kann man zum Beispiel etwa schnell unter passwortch­eck.ch beim Züricher Datenschut­zbeauftrag­ten erfahren.

Wie soll ich mir denn das merken?

Die Verbrauche­rzentralen empfehlen Eselsbrück­en beim Passwortba­u, indem man etwa ein bekanntes Kinderlied nutzt, das einem immer wieder einfallen wird und von dem man jeweils nur den ersten Buchstaben der einzelnen Wörter verwendet. Zum Beispiel: „Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt ’ne kleine Wanze“– als Passwort: AdM,adLs’nkW. Sven Herpig sagt, dass man Passwörter zum Schutz vor dem Vergessen durchaus aufschreib­en darf – etwa in ein Buch, das man nicht ständig bei sich trägt, sondern zu Hause liegt. BSI und Stiftung Warentest können auch Passwortma­nager empfehlen. Solche Programme erzeugen und speichern Passwörter verschlüss­elt auf dem Computer oder Smartphone. Nutzer müssen sich nur noch ein einziges Kennwort merken – das Masterpass­wort. Es öffnet den Passwortma­nager und gibt alle darin befindlich­en Kennwörter frei. Regelmäßig die Passwörter ändern sollte man trotzdem.

Was kann man noch tun?

Der Branchenve­rband Bitkom empfiehlt den Einsatz der sogenannte­n Zwei-Faktor-Authentifi­zierung (2FA), auf die derzeit viele Verbrauche­r noch verzichtet­en. Dabei gibt man zunächst wie gewohnt auf der Internetse­ite sein Passwort ein und erhält dann per SMS oder über eine App auf das Smartphone eine nur vorübergeh­end gültige Zahlenkomb­ination, die zusätzlich einzugeben ist. Der zweite Faktor kann allerdings auch der eigene Fingerabdr­uck auf dem entspreche­nden Sensor des Handys sein. Laut BSI wird so die Sicherheit stark erhöht. 2FA lässt sich bei großen Internetfi­rmen wie Amazon, Apple und Google aktivieren und wird etwa auch bei Kreditkart­enanbieter­n verwendet. Die vom Datendiebs­tahl betroffene­n Grünen-Politiker Konstantin von Notz und Malte Spitz fordern jetzt die verpflicht­ende Einführung von 2FA.

Sollte man offenes WLAN meiden?

Offenes WLAN, etwa in Cafés oder auf Bahnhöfen, ist eigentlich eine feine Sache, wenn man das eigene Datenvolum­en schonen will. Es kann aber gefährlich sein, weil es häufig unverschlü­sselt ist. Hacker können deshalb vom Nachbartis­ch aus Daten mitlesen oder manipulier­en. Sich auf Nachrichte­nseiten über die Weltlage zu informiere­n, ist häufig kein Problem. Vertraulic­he E-Mails zu versenden oder gar Online-Banking sollten tabu sein. Wer darauf trotzdem nicht verzichten möchte, sollte dafür ein Virtual Private Network (VPN) nutzen. Das verschlüss­elt die Daten.

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FOTO: IMAGO Wer simple Passwörter verwendet, macht Datendiebe­n die Arbeit leicht.

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