Biografien räumen bei Golden Globes ab
„Green Book“und „Bohemian Rhapsody“ausgezeichnet, Deutsche gehen leer aus
LOS ANGELES (dpa) - Bunte Mischung bei den Golden Globes: Es gab Trophäen für Filmbiografien, Musikdramen und Politsatiren. Der Preisregen ging an Schwarze, an asiatische Filmschaffende und nach Mexiko. Auch die Stars überboten sich an Farbe – Lady Gaga glänzte in Hellblau, Catherine Zeta-Jones in kräftigem Grün, Nicole Kidman trug hauteng und weinrot.
Was für ein Gegensatz zu der Globe-Gala in Beverly Hills vor einem Jahr, als die Promis statt Farbe und Glitter Schwarz trugen, solidarisch mit der #MeToo-Bewegung. Doch Frauenpower und Diversität spielten auch jetzt wieder eine Rolle, von der Moderation über Dankesreden bis zu „Time’s Up“-Ansteckern an Revers und Ausschnitten.
Applaus gab es für die Hollywoodlegende Glenn Close (71), die mit ihrer Rolle in „Die Frau des Nobelpreisträgers“(„The Wife“) ihren dritten Globe holte. Frauen sollten ihren Träumen folgen, sagte Close in ihrer Dankesrede und erntete Standing Ovations.
Der beste Song
Close hatte überraschend die von vielen als Favoritin gehandelte Sängerin und Schauspielerin Lady Gaga ausgestochen. Die 32-Jährige, die in dem Musikdrama „A Star Is Born“eine aufstrebende Sängerin mimt, musste sich mit einem Globe für ihren Song „Shallow“begnügen. Dabei war die hoch gelobte Romanze von Erstlingsregisseur Bradley Cooper mit fünf Nominierungen ins Rennen gegangen.
Nicht Cooper, sondern Rami Malek holte den Globe als bester Drama-Schauspieler für seine magische Verwandlung in den Queen-Frontmann Freddie Mercury. „Bohemian Rhapsody“über die britische Rockband triumphierte am Ende der Globe-Nacht auch mit dem Spitzenpreis als bestes Filmdrama. Filmproduzent Graham King widmete die Trophäe dem 1991 gestorbenen Sänger Mercury: „Danke, dass du die Kraft hattest, dein wahres Selbst zu akzeptieren.“
Zu Akzeptanz und Verständnis füreinander rief auch „Green Book“Regisseur Peter Farrelly in seiner feurigen Rede auf. Das sei der Kern seiner Filmbiografie über einen schwarzen Jazzpianisten (gespielt von Mahershala Ali), der in den 1960er Jahren mit seinem weißen Chauffeur (Viggo Mortensen) durch die US-Südstaaten reist. Die tiefsinnige und zugleich amüsante Tragikomödie räumte gleich drei Preise ab: als beste Komödie, für das Drehbuch und für Nebendarsteller Ali.
Die bissige Politsatire „Vice“war mit sechs Nominierungen als Favorit in das Rennen gezogen, am Ende gab es nur einen Preis für den Briten Christian Bale, der sich darin mit Extra-Pfunden und gekonnter Maske in den ehemaligen US-Vizepräsidenten Dick Cheney verwandelt. Als frisch gekürter Komödienstar holte Bale prompt gegen den erzkonservativen Politiker Cheney aus. „Ich danke Satan für seine Eingebung, wie ich diese Rolle spielen kann.“
Frech und schlagfertig standen die Schauspieler Sandra Oh und Andy Samberg erstmals als Moderatoren der Trophäen-Gala auf der Bühne. Die kanadisch-koreanische Schauspielerin Oh („Grey's Anatomy“) ist die erste Globe-Gastgeberin asiatischer Abstammung.
Der deutsche Schauspieler Daniel Brühl („The Alienist“) und Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck („Werk ohne Autor“) zogen dagegen mit leeren Händen nach Hause. Den Globe für den besten nicht-englischsprachigen Film holte stattdessen der Mexikaner Alfonso Cuarón für das Schwarz-Weiß-Drama „Roma“.
Henckel von Donnersmarck muss die Hoffnung auf einen HollywoodPreis aber noch nicht aufgeben. Das Künstlerporträt „Werk ohne Autor“ist in diesem Jahr der deutsche Oscar-Kandidat – am 22. Januar werden die Nominierungen verkündet.