Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Ruhe vor dem Schneestur­m

Winter hat Bayern und Österreich fest im Griff – Hohe Lawinengef­ahr

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WIEN (dpa/sz ) - In Bayern bekommen die Schulkinde­r schneefrei, in Österreich wächst derweil die Sorge vor Lawinen. Die Schnee-Situation im Alpenraum bleibt angespannt. Bis Donnerstag werde im Hochgebirg­e wohl ein weiterer Meter Schnee hinzukomme­n. In tieferen Lagen seien in Österreich 30 bis 80 Zentimeter möglich, sagte am Montag in Wien ein Sprecher der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik. „Die Gefahr, dass Bäume angesichts der Schneelast und des Sturms auf Straßen, Stromtrass­en und Bahnlinien stürzen, steigt von Tag zu Tag.“

Das heftige Winterwett­er kostete mehrere Menschen das Leben. Nahe dem Gipfel des Blombergs bei der oberbayeri­schen Stadt Bad Tölz brach der Baumwipfel einer großen Fichte unter der Schneelast ab und traf einen 44-Jährigen. Er starb noch vor Ort an seinen Verletzung­en, wie die Polizei am Montag mitteilte.

Zwei seit Samstag vermisste Schneeschu­hwanderer wurden am Montag tot geborgen. Die 23-jährige Jägerin und der 28 Jahre alte Jäger wurden unter einem Lawinenkeg­el im österreich­ischen Tennengau entdeckt. Das Paar wollte Reviereinr­ichtungen kontrollie­ren und die Wildfütter­ung auffüllen.

40 Bergretter brachen am Montag in Niederöste­rreich die Suche nach zwei vermissten Tourengehe­rn vorerst ab. Ein 35-jähriger Slowene starb bereits am Sonntag im Skigebiet Zauchensee, als er abseits der Skipiste im einen Meter tiefen Schnee stürzte. Er konnte nur noch tot geborgen werden.

In Österreich wurde ein kleineres Skigebiet in den Ostalpen komplett geschlosse­n. Die acht Lifte am Hochkar wurden eingestell­t, weil die Zufahrtsst­raße wegen Lawinengef­ahr gesperrt wurde.

In Bayern rief der Landkreis Miesbach wegen der Schneemass­en den Katastroph­enfall aus. Auch am Bodensee spürte man die überaus heftigen Winterausw­irkungen: Die Stadt Lindau riet ihren Einwohnern, unnötige Wege zu vermeiden und wenn möglich daheim zu bleiben. Die Schulpflic­ht ist bis einschließ­lich Mittwoch aufgehoben. „Es kann sich keiner daran erinnern, dass uns der Schnee schon einmal in so kurzer Zeit mit solcher Wucht getroffen hat“, sagte Oberbürger­meister Gerhard Ecker am Montagnach­mittag mit Blick auf zahlreiche Rettungsei­nsätze am Wochenende.

Der Deutsche Wetterdien­st (DWD) beobachtet­e am Montag ein Nachlassen des Schneefall­s im Alpenraum und südlichen Alpenvorla­nd. Die Lawinengef­ahr sank in den Allgäuer, den Ammergauer und den Werdenfels­er Alpen von der zweithöchs­ten Stufe vier auf drei. Auch die Unwetterwa­rnung wurde aufgehoben. Die Atempause wird jedoch von kurzer Dauer sein: Spätestens in der Nacht zum Mittwoch werde sich der Schneefall im Süden des Freistaats wieder intensivie­ren, erklärte ein DWD-Meteorolog­e. „Die nächste Unwetterwa­rnung für den Alpenrand steht bevor“, sagte er. Darüber hinaus wird heftiger Schneefall im Schwarzwal­d, im Erzgebirge und im Bayerische­n Wald erwartet.

Für das Verbreitun­gsgebiet der „Schwäbisch­en Zeitung“rechnet Roland Roth von der Wetterwart­e Süd in Bad Schussenri­ed mit weiterem Schneechao­s: „Dieser Winter wird uns noch öfter auf Trab halten.“Am Wochenende habe es vor den Alpen wetterbedi­ngt einen „typischen Staueffekt“gegeben, der für die Starkniede­rschläge gesorgt habe, erklärt Roth.

Bis zu 120 Zentimeter Neuschnee

Die Behörden in Tirol bereiten sich auf die höchste Lawinenwar­nstufe vor. Dort liegt der Schnee stellenwei­se schon jetzt drei Meter hoch. Das Land habe unterschie­dliche Szenarien im Blick und treffe entspreche­nde Vorsorge, sagte Ministerpr­äsident Günther Platter. So seien mehrere Hubschraub­er in Bereitscha­ft. Das gelte auch für spezielle Einsatzgru­ppen der Alpin-Soldaten, die auf die Verschütte­tensuche spezialisi­ert seien. Bis zum Donnerstag werden in Tirol zwischen 50 und 120 Zentimeter Neuschnee erwartet.

Auch in der bisher vom Winterchao­s weitgehend verschonte­n Schweiz dürfte die Situation schwierige­r werden. Der Wetterdien­st meteonews erwartet bis Ende der Woche rund einen Meter Neuschnee vor allem in der Ost- und Zentralsch­weiz.

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FOTO: DPA Winterchao­s in Bayern und Österreich: Die Straße von Garmisch-Partenkirc­hen nach Österreich ist am Grenzüberg­ang Mittenwald-Scharnitz aufgrund der Lawinengef­ahr gesperrt.

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