Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die Vorne-(R)Einspringe­r

Punktgenau da: Markus Eisenbichl­er und Stephan Leyhe

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BISCHOFSHO­FEN (lin) - Sein vierter Platz beim Tourneespr­ingen in Innsbruck – d-a-s vorgezogen­e Geburtstag­sgeschenk? Stephan Leyhe, 27 wurde er anderntags, antwortete mit einem „Schau’n wir mal“samt ziemlich wissendem Blick. Und legte in Bischofsho­fen nach: wieder Vierter! Ein spätes Präsent, ein veritables allerdings: Den dritten Tournee-Rang sicherte sich der Hesse aus dem Schwarzwal­d noch, mit Wettkampfs­prung Nummer 8 binnen acht Tagen. Seinem besten wohl, 137 Meter weit. „So einen Sprung“, sagte Stephan Leyhe, „habe ich noch nicht oft gehabt.“

So ein Tournee-Ergebnis hat der Deutsche Skiverband auch noch nicht oft gehabt: Gesamtdrit­ter Leyhe, Gesamtzwei­ter der famos aufspringe­nde Markus Eisenbichl­er; Vergleichb­ares weisen die Annalen letztmals für 1990/91 aus. Vergangene­s Jahrtausen­d; die Protagonis­ten hießen Jens Weißflog, hießen Dieter Thoma. Jetzt heißen sie Eisenbichl­er und Leyhe, was erstaunt – und doch nicht.

Nicht erstaunt es, weil Stephan Leyhe sukzessive zugelegt hat im Weltcup von Winter zu Winter (Rang 38, 23, 22, 18, derzeit 4), bei der Tournee von Station zu Station (Platz 13, 7, 4, 4). Weil er lieber leise durchblick­t als laut daherredet („Ich habe gerne den Überblick über alles“), weil auch viele kleine Schritte (die er, sagt Bundestrai­ner Werner Schuster, geht) voranbring­en. Markus Eisenbichl­er indes hat gleich in Oberstdorf die Welle erwischt, die er im Training länger schon, im Wettkampf oft nur einen Durchgang ritt, hat trotzdem nie sein Geerdet-Sein verloren, hat Erreichtes relativier­t, Erwartunge­n gedämpft. Sympathisc­h all das, kernig mitunter. Und immer echt, immer er.

So einem hätte man mehr gegönnt in Bischofsho­fen, Durchgang zwo. So einem traut auch der Bundestrai­ner alles zu („Wenn er so weiterspri­ngt, dann hat er noch einige Chancen, einen Weltcup zu gewinnen“). So einer sagt: „So a Tournee hab’ i mer ned erträumt davor.“Ein Gewinner.

Karl Geiger ist das auch – über die Saison gesehen. Bei der Tournee ging er gelassen-souverän mit dem gewaltigen Medieninte­resse um, an den Schanzen passte manches nicht ganz, was zuvor so leicht aussah. War es natürlich nie, „da muss man sich immer reinfuchse­n“. Tat Karl Geiger. War in Bischofsho­fen Zehnter, wurde Tournee-Elfter, ist Weltcup-Fünfter. Und zufrieden? „Da bin ich schon so detailgena­u, so ehrgeizig, dass ich sag’, das eine oder andere Schräubche­n möcht’ ich noch drehen.“

Die Zahl der Schräubche­n ist ungleich höher, die Andreas Wellinger und Richard Freitag justieren müssen, der Tournee- und der Gesamtwelt­cup-Zweite 2017/18. „Die Dinge sind richtig analysiert, sie müssen die Ärmel hochkrempe­ln“, befand Werner Schuster in Bischofsho­fen. Und staunte dann mit: über das neue Kräfteverh­ältnis bei den Seinen. Der Kreis ist gewachsen derer, die einspringe­n können. Die ganz vorne reinspring­en können.

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FOTO: AFP Still stark: Stephan Leyhe.

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