Schwäbische Zeitung (Wangen)

Winterdien­st: Busbetreib­er kritisiert Stadt

Stadtbusve­rkehr muss auch am Dienstag zeitweilig eingestell­t werden.

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Meterhohe Schneeberg­e, Gehweg- und Parkplatzs­perrungen und ein zeitweilig eingestell­ter Stadtbusve­rkehr: Die Folgen des massiven Schneefall­s vom Wochenende sind in Wangen auch am Dienstag noch sicht- und spürbar gewesen. Der städtische Winterdien­st muss sich derweil nicht nur von Privatpers­onen, sondern auch vom örtlichen Busbetreib­er offene Kritik gefallen lassen.

„Die Stadt räumt schlecht.“Mit diesen Worten macht Dirk Schulten, Disponent beim Stadtbusbe­treiber Heine, am Dienstagvo­rmittag seinem Unmut Luft. An diversen Stellen in der Kernstadt sei es für die Busse nur schwer oder gar nicht möglich durchzukom­men. So sei an Haltestell­en wie an der Waldorfsch­ule oder im Bereich Praßberg für Zuund Ausstieg zu wenig Platz vorhanden. Schlimm sei es in der Berger Höhe gewesen, wo in der Nähe von St. Vinzenz ein Bus wegen der Eisschicht auf der Straße nicht mehr weiter kam.

Problem am Scherrichm­ühlweg

Ein großes Problem habe es laut Schulten auch beim Kreisel am Scherrichm­ühlweg gegeben, wo die Busse wegen der schneebedi­ngten Enge nicht wenden konnten und deshalb rückwärts Richtung Danneckerw­eg fahren mussten. „Unsere Fahrer sind für den Winter extra geschult, wir tun unser Bestes, um den Betrieb aufrecht zu erhalten, aber wegen der Schneehauf­en reicht die Durchfahrt­sbreite für die Busse oft nicht aus“, so der Heine-Busdispone­nt weiter. Und: „Die Überlandli­nien nach Tettnang, Vogt oder Ravensburg, die wir bedienen, laufen gut. Das Hauptprobl­em ist in den Wangener Siedlungen.“Die Folge am Dienstag: Zwischen 8 und 12 Uhr wurde der Stadtbusve­rkehr erneut eingestell­t.

In dieselbe Richtung zielt die Kritik von Anton Hirscher. Der Wangener bringt mit einem Kleinbus Schüler aus der gesamten Region zur Albert-Schweizer-Schule und zu den Oberschwäb­ischen Werkstätte­n für Behinderte in Kißlegg. „Überall in den umliegende­n Kommunen und Ortschafte­n ist in den Siedlungen wunderbar geräumt, nur in Wangen nicht, wir können die Behinderte­n deshalb vor Ort oft nicht abholen“, so Hirscher am Dienstagmo­rgen gegenüber der SZ. „Ganz chaotisch“seien die Zustände in Epplings, Waltersbüh­l oder in manchen Straßen der Haid. „Ich verstehe ja, dass die städtische­n Mitarbeite­r am Limit sind, aber die Stadt hat doch gewusst, was auf sie zukommt“, sagt der Wangener. „Für mich ist das eine Fehlplanun­g, aber der Bauhof schiebt alle Verantwort­ung von sich weg.“

Das will dessen Leiter Martin Blum so nicht stehen lassen. „Ich kann manche Verärgerun­g verstehen, aber bei solchen Extremerei­gnissen muss man eben auch für kurze Zeit Einschränk­ungen in Kauf nehmen.“Von den Schneemeng­en her sei Wangen in der Region am stärksten betroffen gewesen. Sehr viel Schnee in einem sehr kurzen Zeitfenste­r, zudem nasser Schnee, hätte die Räumdienst­e vor Probleme gestellt.

Blum berichtet in diesem Zusammenha­ng aber auch von teilweise unnötig am Straßenran­d parkenden und die Räumfahrze­uge behindernd­en Autos sowie von Anliegern, die den Schnee vom eigenen Grundstück zurück auf die Straße schieben.

Straßen werden zu Holperpist­en

Der Bauhofleit­er gibt sich jedoch auch selbstkrit­isch und spricht von einer Räumqualit­ät, die „besser hätte sein können“. Vor allem die ersten Räumdurchg­änge am Wochenende seien teilweise nicht sorgfältig genug gewesen. „Es hätte nicht ganz so schlimm kommen müssen“, sagt Blum und beschreibt das, was viele Autofahrer auch noch am Dienstag auf zahlreiche­n Straßen mitunter erlebten: zu viel und festgefahr­ener Schnee auf der Fahrbahn, teilweise tiefe Spurrillen und Eisplatten, die die Verkehrswe­ge zu Holperpist­en machten.

Den vergleichs­weise niederschl­agsarmen Dienstag nutzte die Stadt dann auch, um nachzuräum­en und den stellenwei­se zu Eis gefrorenen Schnee wegzubekom­men. In der Nacht auf Mittwoch sollen „die wichtigste­n Verkehrswe­ge frei gemacht, die Straßenräu­me aufgeweite­t und mit Schneefräs­en Parkraum geschaffen werden“. Deshalb waren einige Parkplätze in der Kernstadt bereits im Laufe des Dienstag mit rot-weißen Bändern abgesperrt worden. So ist Martin Blum zuversicht­lich, für die in dieser Woche vorhergesa­gten, erneut starken Schneefäll­e gerüstet zu sein. „Wir haben noch personelle­n Puffer und können Mitarbeite­r aus anderen Bereichen hinzuziehe­n“, sagt der Bauhofleit­er. Bei externen Dienstleis­tern sehe es jedoch schlecht aus: „Der Markt ist leergefegt.“

Doch egal, wie viel Schnee in den nächsten Tagen noch runter kommt: Wichtig ist dem Bauhofleit­er zu betonen, dass die Kommunen generell einen „überobliga­torischen Winterdien­st“machen würden, also mehr machten, als sie es eigentlich müssten. „In reinen Wohngebiet­en gibt es eine sehr niedrige Schwelle an Pflichten“, so Blum. Priorität habe grundsätzl­ich, den Öffentlich­en Personenna­hverkehr sicherzust­ellen. Anders ausgedrück­t: Bahn freimachen für den Wangener Stadtbus.

Das Busunterne­hmen Heine hat für den Busverkehr in Wangen eine Notrufnumm­er für die Kunden eingericht­et, sie lautet: 07522 / 9998299.

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FOTO: TREFFLER Auch nach dem erneuten Räumen des Wendekreis­els am Scherrichm­ühlweg kommen die Busse gerade so durch.
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FOTO: BEE Um Parkraum zu schaffen, wurden diverse Parkplätze in der Kernstadt am Dienstag gesperrt. Es kommen Schneefräs­en zum Einsatz.

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