Ausgetrocknete Böden verschärfen Schnee-Problem
RAVENSBURG/WANGEN (shy)- Der heftige Schneefall hat am Wochenende viele Menschen überrascht, nicht jedoch Meteorologe Roland Roth. „Das sage ich schon seit einem halben Jahr, seit der langen Trockenheit, dass uns das blüht“, antwortet Roth auf Nachfrage, welchem Wetterphänomen die Region sich derzeit ausgesetzt sieht. „Dieser Winter wird uns noch öfter auf Trab halten“, meint Roth und: „Einfach wird das nicht.“
Am Wochenende hatten wir es mit einer Großwetterlage zu tun. Über den britischen Inseln stand ein Hochdruckgebiet, über Osteuropa ein Tiefdruckgebiet. Dazwischen schob sich eine Nordostströmung, die von der Nordsee kommend sehr viel Feuchtigkeit mitbrachte. „Vor den Alpen gab es den typischen Staueffekt, der für die Starkniederschläge sorgte“, erklärt Roth, Chef der Wetterwarte Süd in Bad Schussenried. Bis zu 50 Liter pro Quadratmeter und Stunde seien da vom Himmel gefallen – weil die Luft kalt war als Schnee und weil die Bodentemperatur dagegen um den Nullpunkt lag, sog sich der Schnee voll mit Tauwasser. So war der Schnee extrem schwer und brachte zahlreiche Äste und Bäume zu Fall und Einsatzkräfte im Voralpenraum ans Limit. „Enorm, was die Leute geleistet haben“, betont Roth.
Schwerer Schnee geringstes Übel?
Dabei mag der schwere Schnee vielleicht sogar noch das geringste Übel gewesen sein: Wäre es zwei bis drei Grad wärmer gewesen, wäre der Schnee nicht liegen geblieben, dafür wäre es zu starken Überschwemmungen gekommen, schätzt Roth. Wäre es dagegen zwei bis drei Grad kälter gewesen, wäre kein Schnee geschmolzen und die Schneemassen hätten die Räumdienste wohl in die Knie gezwungen.
Roth zufolge wird es nicht das letzte Mal gewesen sein, dass uns große Schneemassen beschäftigen. Wegen zunehmender Starkniederschläge und ausgetrockneter Böden, die kein Wasser mehr aufnehmen können, verspreche der Winter, nicht langweilig zu werden. Auf Schnee – sehr viel Schnee – müsse man sich jedenfalls gefasst machen.