Von der Nachfrage überzeugt
Warum zwei junge Leutkircher einen Unverpackt-Laden eröffnen
LEUTKIRCH – Durch den Verzicht auf Verpackungen Müll und unnötige Lebensmittelabfälle vermeiden – diese Idee steckt hinter dem Konzept eines Unverpackt-Ladens. Einen solchen eröffnen zwei junge Leutkircher, Metin Wendland (23 Jahre) und Michael David (26 Jahre), im Februar in der Altstadt.
Seit 2014 wurden solche Geschäfte in Deutschland in vielen Großstädten eröffnet. Wendland und David sind aber überzeugt, dass das Konzept auch in einer ländlich geprägten Kleinstadt funktioniert: „Ich persönlich glaube sogar, dass ein Unverpackt-Laden hier noch besser als in einer Großstadt funktioniert. Hier ist der Bezug zur Natur noch ausgeprägter“, sagt David.
Er und Wendland haben vor der Gründung ihres eigenen Ladens beide im Einzelhandel gearbeitet und sind sich auch deswegen sicher, dass eine ausreichende Nachfrage nach unverpackten Lebensmitteln und Waren besteht. „Da haben immer wieder Leute gefragt, ob das denn sein muss, dass das alles einzeln in Plastik verpackt ist“, erzählt David. Die beiden Freunde achten selbst schon seit etwa drei Jahren darauf, auch durch entsprechendes Einkaufsverhalten keinen unnötigen Müll zu produzieren. „Bei uns im Freundeskreis finden das alle toll“, sagt Wendland. Aber wirklich nacheifern würden ihre Freunde und Bekannten den beiden nicht. Das liege daran, dass es einfach wenig passende Einkaufsmöglichkeiten in der Region gebe. Genau da wollen die beiden ansetzen.
Ihr Sortiment soll aus etwa 200 Produkten bestehen. Man biete alles für den täglichen Bedarf an. Bei den Lebensmitteln schaffen es laut den beiden nur Produkte mit Bio-Qualität in das Sortiment – wenn möglich auch regional. All diese Produkte werden lose in passenden Behältern und Spendern angeboten. Wer kein passendes Gefäß dabei hat, kann zum Aufbewahren Gläser und Baumwolltaschen kaufen.
Neben der Vermeidung von Verpackungsmüll sorge das Laden-Konzept auch für weniger Lebensmittelmüll: „Gerade für Singles oder ältere Menschen sind die gängigen Verpackungsgrößen bei Lebensmitteln oft zu groß“, so David.
Der Rest der Lebensmittel lande dann oft zwangsläufig im Müll, da sie nicht rechtzeitig verbraucht werden. Dadurch, dass die Lebensmittel im Unverpackt-Laden lose angeboten werden, kann man sich die Menge holen, die man auch wirklich braucht. Geplant ist die Eröffnung in der Marktstraße am 1. Februar. „Das ist unser Wunsch-Termin“, sagt Wendland. Ob das klappt, ist noch offen. Davor müssen die Räume, in denen davor ein Schuhmacher beheimatet war, noch „lebensmittelsicher“gemacht werden. Und das könne eventuell ein paar Tage länger dauern.
Bei der Neueröffnung werden die beiden bei Bedarf von Bernadette Kiesel vom Landwirtschaftsamt unterstützt, die den Kontakt zu regionalen Erzeugern von Bio-Produkten herstellen kann. Noch im Januar ist ein Treffen geplant. Der Landkreis Ravensburg ist seit kurzem Bio-Musterregion und Kiesel unterstützt als Regionalmanagerin dazu passende Projekte. Und da der Nachhaltigkeitsaspekt, der beim Konzept eines Unverpackt-Ladens im Vordergrund steht, auch bei biologisch erzeugten Lebensmitteln eine große Rolle spiele, passt ein Unverpackt-Laden laut Kiesel gut zu den Zielen des Modellprojekts Bio-Musterregion.
Keine Laden-Kette
Ende 2017 eröffnete bereits in Ravensburg ein Unverpackt-Laden, ein weiterer soll im April in Wangen öffnen. Beim Ravensburger „Vorreiter“läuft es derweil wohl ganz gut. „Es hat sich extrem gut entwickelt“, sagte die dortige Betreiberin Alica Danneker vor knapp einem Monat der SZ. Mit diesen beiden Geschäften hat der geplante Leutkircher Unverpackt-Laden laut Wendland aber direkt nichts zu tun: „Wir sind komplett eigenständig und gehören zu keiner Kette.“