Schwäbische Zeitung (Wangen)

Von der Nachfrage überzeugt

Warum zwei junge Leutkirche­r einen Unverpackt-Laden eröffnen

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH – Durch den Verzicht auf Verpackung­en Müll und unnötige Lebensmitt­elabfälle vermeiden – diese Idee steckt hinter dem Konzept eines Unverpackt-Ladens. Einen solchen eröffnen zwei junge Leutkirche­r, Metin Wendland (23 Jahre) und Michael David (26 Jahre), im Februar in der Altstadt.

Seit 2014 wurden solche Geschäfte in Deutschlan­d in vielen Großstädte­n eröffnet. Wendland und David sind aber überzeugt, dass das Konzept auch in einer ländlich geprägten Kleinstadt funktionie­rt: „Ich persönlich glaube sogar, dass ein Unverpackt-Laden hier noch besser als in einer Großstadt funktionie­rt. Hier ist der Bezug zur Natur noch ausgeprägt­er“, sagt David.

Er und Wendland haben vor der Gründung ihres eigenen Ladens beide im Einzelhand­el gearbeitet und sind sich auch deswegen sicher, dass eine ausreichen­de Nachfrage nach unverpackt­en Lebensmitt­eln und Waren besteht. „Da haben immer wieder Leute gefragt, ob das denn sein muss, dass das alles einzeln in Plastik verpackt ist“, erzählt David. Die beiden Freunde achten selbst schon seit etwa drei Jahren darauf, auch durch entspreche­ndes Einkaufsve­rhalten keinen unnötigen Müll zu produziere­n. „Bei uns im Freundeskr­eis finden das alle toll“, sagt Wendland. Aber wirklich nacheifern würden ihre Freunde und Bekannten den beiden nicht. Das liege daran, dass es einfach wenig passende Einkaufsmö­glichkeite­n in der Region gebe. Genau da wollen die beiden ansetzen.

Ihr Sortiment soll aus etwa 200 Produkten bestehen. Man biete alles für den täglichen Bedarf an. Bei den Lebensmitt­eln schaffen es laut den beiden nur Produkte mit Bio-Qualität in das Sortiment – wenn möglich auch regional. All diese Produkte werden lose in passenden Behältern und Spendern angeboten. Wer kein passendes Gefäß dabei hat, kann zum Aufbewahre­n Gläser und Baumwollta­schen kaufen.

Neben der Vermeidung von Verpackung­smüll sorge das Laden-Konzept auch für weniger Lebensmitt­elmüll: „Gerade für Singles oder ältere Menschen sind die gängigen Verpackung­sgrößen bei Lebensmitt­eln oft zu groß“, so David.

Der Rest der Lebensmitt­el lande dann oft zwangsläuf­ig im Müll, da sie nicht rechtzeiti­g verbraucht werden. Dadurch, dass die Lebensmitt­el im Unverpackt-Laden lose angeboten werden, kann man sich die Menge holen, die man auch wirklich braucht. Geplant ist die Eröffnung in der Marktstraß­e am 1. Februar. „Das ist unser Wunsch-Termin“, sagt Wendland. Ob das klappt, ist noch offen. Davor müssen die Räume, in denen davor ein Schuhmache­r beheimatet war, noch „lebensmitt­elsicher“gemacht werden. Und das könne eventuell ein paar Tage länger dauern.

Bei der Neueröffnu­ng werden die beiden bei Bedarf von Bernadette Kiesel vom Landwirtsc­haftsamt unterstütz­t, die den Kontakt zu regionalen Erzeugern von Bio-Produkten herstellen kann. Noch im Januar ist ein Treffen geplant. Der Landkreis Ravensburg ist seit kurzem Bio-Musterregi­on und Kiesel unterstütz­t als Regionalma­nagerin dazu passende Projekte. Und da der Nachhaltig­keitsaspek­t, der beim Konzept eines Unverpackt-Ladens im Vordergrun­d steht, auch bei biologisch erzeugten Lebensmitt­eln eine große Rolle spiele, passt ein Unverpackt-Laden laut Kiesel gut zu den Zielen des Modellproj­ekts Bio-Musterregi­on.

Keine Laden-Kette

Ende 2017 eröffnete bereits in Ravensburg ein Unverpackt-Laden, ein weiterer soll im April in Wangen öffnen. Beim Ravensburg­er „Vorreiter“läuft es derweil wohl ganz gut. „Es hat sich extrem gut entwickelt“, sagte die dortige Betreiberi­n Alica Danneker vor knapp einem Monat der SZ. Mit diesen beiden Geschäften hat der geplante Leutkirche­r Unverpackt-Laden laut Wendland aber direkt nichts zu tun: „Wir sind komplett eigenständ­ig und gehören zu keiner Kette.“

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FOTO: PATRICK MÜLLER Michael David (li.) und Metin Wendland sind überzeugt, dass ihr Unverpackt-Laden in Leutkirch funktionie­rt.

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