Keine große WG-Euphorie
221 Unterschriften aus Leutkirch – So denken Gemeinderäte – Stadtverwaltung ist zurückhaltend
LEUTKIRCH - Die Initiatoren der WG-Kampagne, die für eine Wiedereinführung des WG-Kennzeichens kämpfen, bereiten derzeit die Übergabe der Unterschriften-Liste an das Landratsamt vor. Die „Schwäbische Zeitung“hat bei den Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderates nachgefragt, ob sie ihr RV-Kennzeichen gegen ein WG-Kennzeichen tauschen würden, sollte die Kampagne Erfolg haben.
Geht es nach Waldemar Westermayer, Vorsitzender der CDU-Fraktion, spricht generell nichts dagegen, den Bürgern die Möglichkeit zu geben, das Kfz-Kennzeichen des Altkreises Wangen, zu dem auch Leutkirch gehörte, auf Wunsch an ihrem Auto anzubringen. „Nachdem von 400 Landkreisen, die in der BRD (im Zuge der Gebietsreform, Anm. d. Red.) abgeschafft wurden, 351 der Möglichkeit, das abgeschaffte Kennzeichen wieder einzuführen zugestimmt haben, sollten wir unseren Bürgern, die am WG-Kennzeichen interessiert sind,die Möglichkeit nicht vorenthalten, das WG-Kennzeichen wieder anzubringen“, erklärt Westermayer. Er ist gleichzeitig auch Mitglied des Kreistags, der für die Wiedereinführung einen entsprechenden Beschluss fassen müsste. „Es ist für jeden freiwillig und für den Landkreis kostenneutral“, begründet Westermayer seine Haltung. Er selbst könnte es sich auch vorstellen, sich bei der Neuanmeldung eines Fahrzeuges für das WG-Kennzeichen zu entscheiden. Seine bestehendes RV-Kennzeichen würde er aber nicht austauschen.
Auch Jochen Narr, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Leutkircher Gemeinderat hat zumindest Verständnis für das Anliegen der WG-Befürworter: „Ich verstehe zum Teil, dass Alteingessessene, die vor der Kreistagsreform mit WG fuhren, dies auch gerne heute wieder tun würden“, so Narr. Als nicht in Leutkirch Geborener fehle ihm selbst allerdings die gefühlsmäßige Verbindung zum Altkreis Wangen. Deswegen würde er sein RV-Kennzeichen behalten. „Insgesamt gefällt mir die Abgrenzung in "die Schussentäler" und "wir Allgäuer" nicht und letztendlich ist es mir egal, wer mit welchem Kennzeichen fährt“, so Narr.
Angst vor Abgrenzung
Sein Gemeinderats-Kollege Bernd Schosser, Vorsitzender der Unabhängigen, sieht es ähnlich wie Narr. „Ich bin mit meiner RV-Kennzeichen nicht unzufrieden“, sagt Schosser. Da man derzeit schon viel über die Spaltung zwischen Schussental und Allgäu rede, müsse man dies seiner Meinung nach nicht auch noch durch ein WG-Kennzeichen verstärken. Außerdem: „Ob WG oder RV auf dem Kennzeichen steht, ist für uns Leutkircher nicht entscheidend.“
Ähnlich äußert sich Gottfried Härle, Fraktionsvorsitzender des Bürgerforums Leutkirch: „Ich halte die Diskussion für die Wiedereinführung des WG-Kennzeichens für überflüssig. Für uns Leutkircher macht es wohl keinen großen Unterschied, ob auf unseren Autos RV oder WG steht“. Er selbst würde das Kennzeichen an seinem Auto deswegen auch nicht ändern.
„Kein Freund“des WG-Kennzeichens ist auch Walter Braun, Vorsitzender der Freien-Wähler-Vereinigung. Man gehöre zum Landkreis Ravensburg und sollte auch dazu stehen.
Auch die Leutkircher Stadtverwaltung äußert sich beim Thema WG-Kennzeichen zurückhaltend: „Nach unserer Wahrnehmung spielt dieses Thema in Leutkirch keine besondere Rolle und der Wunsch nach einem WG-Kennzeichen ist eher unterdurchschnittlich ausgeprägt“, erklärt Thomas Stupka von der Stadtverwaltung.
„Unpolitisches Thema“
Büchele, einer der insgesamt drei Initiatoren der Kampagne, sieht keine Gefahr, dass es durch das WGKennzeichen zu einer weiteren Abrenzung zwischen dem Altkreis Wangen, also dem Württembergischen Allgäu, und dem Schussental kommt. „Das Thema ist nicht politisch“, sagt Büchele. Würde es allerdings zum Wahlkampf-Thema bei den anstehenden Kreistagswahlen im Mai werden, bestehe durchaus die Gefahr, dass es politisiert wird. „Deswegen bin ich auch zuversichtlich, dass der Kreistag diesem an sich unpolitischen Thema noch vor der Kreistagswahl zustimmt“, so der Ratzenrieder.
Nachdem man in den vergangenen Monaten über 2600 Unterschriften gesammelt habe, bereite man gerade die Übergabe an das Landratsamt vor: „Wir schreiben jetzt einen Brief an den Landrat, damit er uns einen Termin gibt, um die Unterschriften zu übergeben“.