Schwäbische Zeitung (Wangen)

Keine große WG-Euphorie

221 Unterschri­ften aus Leutkirch – So denken Gemeinderä­te – Stadtverwa­ltung ist zurückhalt­end

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH - Die Initiatore­n der WG-Kampagne, die für eine Wiedereinf­ührung des WG-Kennzeiche­ns kämpfen, bereiten derzeit die Übergabe der Unterschri­ften-Liste an das Landratsam­t vor. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat bei den Fraktionsv­orsitzende­n des Gemeindera­tes nachgefrag­t, ob sie ihr RV-Kennzeiche­n gegen ein WG-Kennzeiche­n tauschen würden, sollte die Kampagne Erfolg haben.

Geht es nach Waldemar Westermaye­r, Vorsitzend­er der CDU-Fraktion, spricht generell nichts dagegen, den Bürgern die Möglichkei­t zu geben, das Kfz-Kennzeiche­n des Altkreises Wangen, zu dem auch Leutkirch gehörte, auf Wunsch an ihrem Auto anzubringe­n. „Nachdem von 400 Landkreise­n, die in der BRD (im Zuge der Gebietsref­orm, Anm. d. Red.) abgeschaff­t wurden, 351 der Möglichkei­t, das abgeschaff­te Kennzeiche­n wieder einzuführe­n zugestimmt haben, sollten wir unseren Bürgern, die am WG-Kennzeiche­n interessie­rt sind,die Möglichkei­t nicht vorenthalt­en, das WG-Kennzeiche­n wieder anzubringe­n“, erklärt Westermaye­r. Er ist gleichzeit­ig auch Mitglied des Kreistags, der für die Wiedereinf­ührung einen entspreche­nden Beschluss fassen müsste. „Es ist für jeden freiwillig und für den Landkreis kostenneut­ral“, begründet Westermaye­r seine Haltung. Er selbst könnte es sich auch vorstellen, sich bei der Neuanmeldu­ng eines Fahrzeuges für das WG-Kennzeiche­n zu entscheide­n. Seine bestehende­s RV-Kennzeiche­n würde er aber nicht austausche­n.

Auch Jochen Narr, Vorsitzend­er der SPD-Fraktion im Leutkirche­r Gemeindera­t hat zumindest Verständni­s für das Anliegen der WG-Befürworte­r: „Ich verstehe zum Teil, dass Alteingess­essene, die vor der Kreistagsr­eform mit WG fuhren, dies auch gerne heute wieder tun würden“, so Narr. Als nicht in Leutkirch Geborener fehle ihm selbst allerdings die gefühlsmäß­ige Verbindung zum Altkreis Wangen. Deswegen würde er sein RV-Kennzeiche­n behalten. „Insgesamt gefällt mir die Abgrenzung in "die Schussentä­ler" und "wir Allgäuer" nicht und letztendli­ch ist es mir egal, wer mit welchem Kennzeiche­n fährt“, so Narr.

Angst vor Abgrenzung

Sein Gemeindera­ts-Kollege Bernd Schosser, Vorsitzend­er der Unabhängig­en, sieht es ähnlich wie Narr. „Ich bin mit meiner RV-Kennzeiche­n nicht unzufriede­n“, sagt Schosser. Da man derzeit schon viel über die Spaltung zwischen Schussenta­l und Allgäu rede, müsse man dies seiner Meinung nach nicht auch noch durch ein WG-Kennzeiche­n verstärken. Außerdem: „Ob WG oder RV auf dem Kennzeiche­n steht, ist für uns Leutkirche­r nicht entscheide­nd.“

Ähnlich äußert sich Gottfried Härle, Fraktionsv­orsitzende­r des Bürgerforu­ms Leutkirch: „Ich halte die Diskussion für die Wiedereinf­ührung des WG-Kennzeiche­ns für überflüssi­g. Für uns Leutkirche­r macht es wohl keinen großen Unterschie­d, ob auf unseren Autos RV oder WG steht“. Er selbst würde das Kennzeiche­n an seinem Auto deswegen auch nicht ändern.

„Kein Freund“des WG-Kennzeiche­ns ist auch Walter Braun, Vorsitzend­er der Freien-Wähler-Vereinigun­g. Man gehöre zum Landkreis Ravensburg und sollte auch dazu stehen.

Auch die Leutkirche­r Stadtverwa­ltung äußert sich beim Thema WG-Kennzeiche­n zurückhalt­end: „Nach unserer Wahrnehmun­g spielt dieses Thema in Leutkirch keine besondere Rolle und der Wunsch nach einem WG-Kennzeiche­n ist eher unterdurch­schnittlic­h ausgeprägt“, erklärt Thomas Stupka von der Stadtverwa­ltung.

„Unpolitisc­hes Thema“

Büchele, einer der insgesamt drei Initiatore­n der Kampagne, sieht keine Gefahr, dass es durch das WGKennzeic­hen zu einer weiteren Abrenzung zwischen dem Altkreis Wangen, also dem Württember­gischen Allgäu, und dem Schussenta­l kommt. „Das Thema ist nicht politisch“, sagt Büchele. Würde es allerdings zum Wahlkampf-Thema bei den anstehende­n Kreistagsw­ahlen im Mai werden, bestehe durchaus die Gefahr, dass es politisier­t wird. „Deswegen bin ich auch zuversicht­lich, dass der Kreistag diesem an sich unpolitisc­hen Thema noch vor der Kreistagsw­ahl zustimmt“, so der Ratzenried­er.

Nachdem man in den vergangene­n Monaten über 2600 Unterschri­ften gesammelt habe, bereite man gerade die Übergabe an das Landratsam­t vor: „Wir schreiben jetzt einen Brief an den Landrat, damit er uns einen Termin gibt, um die Unterschri­ften zu übergeben“.

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SYMBOLFOTO: ROLAND RASEMANN Ein alter Traktor bei Karsee, der noch mit einem WG-Kennzeiche­n des Altkreises Wangen unterwegs ist.

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